Ich bin wirklich schwer beschäftigt. Gerade jetzt, wo der Arzt noch keine Erlaubnis zur Vollbelastung gegeben hat, nehme ich mein ganzes Rumtrainieren noch ernster als vorher schon. Täglich absolviere ich mehrere Einheiten Physiotherapie für den Arm um die Beweglichkeit zu erhalten, ich trainiere meinen Brustkorb um die Rippen flexibel zu halten und ich übe mit meinem Lungentrainer. Mittlerweile habe ich die Luftöffnung wirklich weit zugedreht und bin ganz schön am pumpen, wenn ich einatme.
Der Zeugwart kann es gar nicht glauben, dass ich so angestrengt am atmen bin und versucht es selbst mal. Und ist auch angestrengt am atmen. Zwar nicht so doll wie ich, aber auch er findet, dass es schwer geht. Das freut mich, weil es irgendwie heißt, dass meine Lunge schon wieder ganz gut kann. Nicht nur ein bisschen gut, sondern tatsächlich auf einem ähnlichen Level wie früher zu sein scheint. Obwohl das eigentlich noch nicht geht. Aber es fühlt sich schon mal gut an.
Überhaupt fühlt sich mittlerweile vieles schon ganz gut an. Ich kann mich immer öfter schmerzfrei hinsetzen und anlehnen und ich kann mich heute tatsächlich auch fast schmerzfrei auf die Couch legen und nur das letzte Stück, als das Schulterblatt Bodenhaftung bekommt, schmerzt. Wieder in die Aufrechte Position kommen, ist dagegen weiterhin nur mit erst auf die Seite hieven und dann ausatmend hochstülpen möglich. Und es ist schmerzhaft. Aber zu viel auf einmal ist eben auch nichts. Alles heilt zu seiner Zeit und manches dauert eben etwas länger. Bei mir ist hinten länger.
Heute bekomme ich mal wieder Besuch. Bruce Wayne , der bei meinem Unfall hinter mir fuhr, hat sich heute angekündigt. Ich habe viele Nachfragen, wie es mir geht. Dank Telefon, WhatsApp, SMS und dem Blog, wissen meine Freunde immer ganz gut Bescheid und Besuche sind einfach zeitlich oft schwer einzuplanen. Umso mehr freue ich mich, dass heute mal wieder jemand vorbei kommt.
Und ich bekomme sogar einen Blumenstrauß! Obwohl das so nicht nötig ist. Immer wenn Besuch kommt, gibt es Geschenke für mich, dabei freue ich mich einfach, dass ich Besuch bekommen kann und dass sich die Leute Zeit nehmen. Zu Besuch kommen ist sowieso immer schwer einzuplanen. Jeder hat seine Arbeit, den Haushalt und lauter Sachen, die ansonsten auch noch drumrum organisiert werden müssen. Ich verstehe das vollkommen und habe ja selbst zwischen Arztterminen, Physiotherapie und gesund werden, kaum Gelegenheit überhaupt Zeitfenster für möglichen Besuch mitzuteilen. Und tagsüber sind die meisten sowieso auf der Arbeit. Weil sie es können und weil alles normal ist.
Wenn man krank ist, ist es müßig sich über Normalität Gedanken zu machen.