Langsam gewöhne ich mich an meine Geschwindigkeit und komme ganz ok daheim zurecht. Es ist nicht einfach, wenn der linke Arm bei 500gr und der rechte Arm bei 2kg Maximalbelastung eingebremst wird, aber immerhin kann ich Dinge heben und bewegen, so dass ich nicht vollkommen nutzlos sein muß. Der Zeugwart und zahlreiche Freunde über WhatsApp und Telefon bremsen mich ständig ein, für alle ist es wichtig, dass ich bloß nicht zu viel mache. Trotz dass alle Welt um mich rum fleißig arbeitet, ist immer noch Zeit für die Ermahnungen. Dabei räume ich mal die Spülmaschine aus, oder hänge eine Waschmaschine zum trocken auf den Wäscheständer, ich dekoriere nicht um oder renoviere unsere Wohnung!

Tägliche Aufgaben

Trotzdem bremst mich auch das Ausräumen der Spülmaschine oder der Kampf mit dem Wäscheständer ordentlich aus. Verrückt, wie anstrengend alles ist, wenn man so ausgenockt war. Der Körper ändert seine Kondition und schraubt von 100% der Möglichkeiten auf knappe 15% runter. Der Kopf kommt in der Geschwindigkeit nicht nach und denkt immer noch viel zu oft, dass dieses oder jenes doch eigentlich klappen müsste. Oder dass die Spazierrunde doch größer bzw. länger sein könnte. Weil der Kopf die Langsamkeit und den Zustand eben noch nicht fassen kann. Wenn man mit Sport beginnt, ist es ja oft so, dass man langsam machen soll, weil der Bewegungsapparat nicht so schnell mitkommt, wie die Lunge, bei mir muß der Kopf einfach umdenken. Das ist nicht immer einfach.

Therapie

Heute geht’s zur Physiotherapie. Ich habe dafür ja zwei Rezept bekomme, einmal für mein Schlüsselbein, bzw. für meinen Arm und einmal für meine Lunge. Gerade die Atemtherapie ist total wichtig für die Lunge nach einem Pneumothorax und je länger der Alltag geht, desto mehr merke ich auch warum. Meine Lunge hat größere Probleme, als ich es wahr haben möchte. Ich war nahe dran am sterben, auch dass wollte ich bisher nicht wahr haben. Aber alle in meinem Umkreis sorgen dafür, dass ich es in Erinnerung behalte, auch der Physiotherapeut.

Der erste Termin wird ja immer erst mal zur Anamnese genutzt. Ich habe eine Kopie des Arztbriefes mit, damit sich der Aktive ein Bild machen kann. Dann erzähle ich ihm noch ein bisschen was über die zahlreichen Schmerzmittel und er tastet sich an meinem Schlüsselbein voran und empfiehlt mir einen neuen Lungentrainer. Ich frage außerdem, ob der Aktive mir einen Tip bezüglich der Schmerzmittel geben kann, denn die Ärzte finden nicht, dass ich die runter fahren sollte.

Pillen

Die Schmerzen seien einfach zu stark und ich könnte nicht ohne Schmerzmittel existieren. Alle sind sich einig. Der Aktive kann mir nichts raten. Als Physiotherapeut hat er keinerlei Befugnis mich wegen Medikamenten zu beraten, also beschließe ich, nach dem  „Versuch und Fehler“ Prinzip zu verfahren und versuche es einfach. Ich muß von den vielen Schmerzmitteln wirklich runter. Ich fühle mich komplett benebelt, Träume schlecht und habe auch kein gutes Gefühl bei den Mengen, die ich in mich reinbuttere. Außerdem kann ein Mensch nicht ewig mit Schmerzmitteln leben.

Schmerzmittel

Nach der Physiotherapie frage ich den Zeugwart, was er davon hält, wenn ich es einfach probiere. Und weil der Zeugwart mich kennt und gleichzeitig weiß, was die vielen Medikamente mit mir machen, stimmt er zu. Ich soll es einfach probieren. Wenn die Schmerzen zu schlimm werden, dann kann ich ja sofort wieder etwas einnehmen und bin 20-30Minuten danach wieder auf dem Level wie jetzt. Eine gute Möglichkeit, irgendwie wie eine Versicherung.

Ab sofort werde ich also meine Schmerzmittel nach einem von mir selbst gewählten Konzept reduzieren. Und ich bestelle einen neuen Lungentrainer, der mir dabei helfen wird flott wieder fit zu werden. Zusätzlich hat der Aktive mir einige Hausaufgaben gegeben, die ich ebenfalls durchführen werde, täglich. Es soll ja nicht langweilig werden, wo ich schon nicht arbeiten kann.