Das Wochenende ist wettermäßig der absolute Hammer. Gestern habe ich davon nichts wirklich gehabt, weil ich von früh bis spät die Küche sauber gemacht und kräftig ausgemistet habe, aber heute soll das anders sein. Heute fahren wir mal wieder draußen Fahrrad. Das haben wir schon länger nicht gemacht, weil wir uns wegen steigender Infektionszahlen keinen zusätzlichen Gefahren aussetzen wollten. Unsere Krankenhäuser im Rhein-Main Gebiet waren gut ausgelastet, da brauchen die keine extra Radfahrer mit Blessuren oder Schlimmerem. Mittlerweile hat sich die Lage etwas entspannt. Ich würde nicht sagen, dass das beruhigend ist, weil da sicherlich noch mal ordentlich etwas nachkommt mit den Virusmutationen. Aber für mich reicht es, um heute mit einem guten Gefühl auf’s Rad zu steigen und draußen zu fahren.

Bei 7°C ziehe ich mir am Oberkörper drei Schichten an und greife zum Stirnband und zu Herbsthandschuhen*. Ich glaube, mein Gravelbike hat mich ein bisschen vermisst. Allerdings harmonieren wir nach wie vor ganz prima miteinander und die Erinnerung ist flott aufgefrischt. Es ist einfach herrlich draußen Rad zu fahren. Vor allem mit dem Gravelbike kann ich eben überall fahren, was ein richtiger Vorteile gegenüber dem Rennrad ist. Und natürlich ist es etwas ganz anderes an der frischen Luft unterwegs zu sein. Obwohl das Rollentraining für mich auch absolut seine Daseinsberechtigung hat und ich es nicht missen möchte.

Wir haben eine grobe Richtung und pedalieren einfach los. Die Luft ist ganz schön frisch. Ich merke den Wind, aber kalt ist mir  erfreulicherweise nicht. Vielleicht wäre ein Windstopper aber doch eine guten Idee als Schicht gewesen? Obwohl es wirklich auch so geht. Und ich bewege mich ja auch. Passt also alles. Wir radeln durch den Wald und über die Felder und sind froh, dass wir mit den Gravelbikes wirklich einfach abbiegen können, egal, wie der Weg so aussieht. Auf diese Art und Weise weichen wir den zahlreichen Spaziergängern auf den üblichen, sonnenbestrahlten Feldwegen aus. Auf verschlammten Wegen will Sonntags keiner flanieren. Aber für uns passen die heute perfekt.

Wir sauen uns zwar auch kräftig ein, aber das gehört zum Gravelbiken auch irgendwie dazu. Ich habe das Gefühl, dass ich heute wirklich ganz gut unterwegs bin. Die Zwifterei der letzten Monate hat einen Trainingseffekt zurückgelassen, der mich heute auf dem Rad ganz entspannt treten lässt. Das finde ich richtig toll! Und als wir einen Mountainbiker überholen und an einer Brückenauffahrt regelrecht stehen lassen, ohne zu schalten, da bin ich fast schon beflügelt. Der Mountainbiker ist ebenfalls beflügelt, aber in anderer Art und Weise. Der legt alles dran uns auf der nachfolgenden Ebene unbedingt zu überholen. Das ist auch in Ordnung, wenn es für sein Seelenheil wichtig ist, dann will ich ihn da nicht runterziehen.

Allerdings kommt jetzt wieder eine Brückenauffahrt und der Mountainbiker lässt nach. Der Zeugwart und ich fahren einfach so an ihm vorbei, ohne großartig zu schalten. Wir quatschen und lassen ihn wieder stehen. Ich bin wirklich überrascht, denn wir sind wirklich locker unterwegs. Und auf dem Weg durch den Wald, den wir jetzt nehmen, versucht der Mountainbiker wieder aufzuschließen. Ich schau mich dabei nicht um, aber ich höre es hinter mir knarzen, schnaufen und treten. Die Strecke durch den Wald macht Spaß, weil der Weg toll kurvig ist.

Ich genieße jeden Meter!

Als wir heute zurück nach Hause rollen, waren wir länger unterwegs, als ursprünglich geplant. Ganz entspannt haben wir die Wälder genossen und waren weitgehend alleine unterwegs. Die Temperatur auf dem Papier und die gefühlte Temperatur auf dem Gravelbike waren doch so unterschiedlich, dass wir das länger durchziehen konnten, als erst gedacht. Hoffentlich bleiben die Krankenhäuser in diesem Belastungsszenario, so dass wir weiterhin guten Gewissens draußen unterwegs sein können. Das war auf jede Fall ein grandioser Abschluss für den Februar.