Den Trainingsplan hatte die Chefin diese Woche wieder mit einem Ruhetag am Samstag versehen, den ich sehr genossen habe. Samstags steht ja immer allerhand an bei uns, und in Vorbereitung auf die Adventszeit natürlich noch gleich doppelt so viel, wie sonst. Wir bekommen außerdem am Wochenende Besuch, so dass wir uns auch etwas organisieren müssen. Überhaupt ist organisieren derzeit eine meiner Hauptbeschäftigungen, wenn es um das Training und den Alltag mit arbeiten, essen und schlafen geht.

Heute steht wieder lockeres Crosser Rollen auf dem Trainingsplan. Die Chefin hat weder dem angekündigten Nieselregen noch der langsam immer kühleren Temperatur oder dem aufkommenden Wind Beachtung geschenkt. Für sie gehört ein Crosser genau in dieses Wetter. Alles was mit dem Crosser zu tun hat, ist für die Chefin und auch für mich herbstlich oder winterlich behaftet. Wir fahren so lange wie möglich draußen. Erfreulicherweise sieht der Zeugwart das auch so.

Es ist heute nicht ganz so kalt, wie letzte Woche. Dafür ist es aber ziemlich feucht. Regnen oder nieseln tut es zwar nicht, teilweise kommt heute sogar die Sonne raus, aber der Boden ist ziemlich nass. Und irgendwie kriecht die Feuchtigkeit überall hin. Obwohl ich meine Winterhose anhabe und die einen Windstopper hat. Aber ein Windstopper hat mit Nässe halt nun mal nichts zu tun. Und meine Überhose geht nur bis zum Knie und nicht darüber. Aber es wäre besser, wenn sie drüber gehen würde. Mein rechtes Knie, was derzeit ja vermehrt in Behandlung ist, wird auf der heutigen Tour mehr als einmal unangenehm kalt.

Wir fahren in Richtung neue Brücke zur A3. Im letzten Jahr haben der Zeugwart und ich den Abriss der Autobahnbrücke betrachtet, als das Land Hessen netterweise für vollkommene Ruhe auf der A3 gesorgt hat.  Mittlerweile steht die neue Brücke schon eine Weile, die Baustelle ist längst abgebaut und wir sind bisher immer noch nicht drüber gefahren. Es wird also höchste Zeit. Und deshalb machen wir das heute. Wir fahren kreuz und quer durch den Wald, mehr zickzack als gerade Linie, weil ein Crosser sich dafür eben anbietet und es genau solche Ausfahrten sind, die das Fahrvermögen und die Radbeherrschung schulen.

Ich habe Bedenken, der Mittelstreifen sieht bedrohlich aus. Wie muß das Vorderrad stehen, um drüber zu kommen? Ich soll meine Intuition nutzen, sagt der Zeugwart. Allerdings ist die ja bisher nicht besonders gut gewesen und hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, also ist mir nicht ganz wohl dabei, sie hier zu Rate zu ziehen. Ich übe lieber, wie es richtig geht um dann im Ernstfall darauf zurückgreifen zu können. Ein einstudiertes Szenario also, das wäre gut. Und so nutzen der Zeugwart und ich heute die Gelegenheit und die von Wildschweinen zerklüfteten Wege, um mir wieder etwas mehr Fahrpraxis einzutrichtern.

Erstaunlich, wie nah die Wildschweine an der Schnellstraße wühlen. Die Spuren sind im Wald allgegenwärtig. Wir nutzen ein paar sehr wenig genutzte Wege, biegen auch einfach mal ab und der Zeugwart navigiert uns mit dem Edge prima durch den Wald. Meistens fährt er vor, so dass ich seiner Radlinie folgen kann, was mir gut hilft um eine Linie zu haben. Wenn er da lang fahren kann, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich es auch schaffe, ziemlich groß. Zweimal überlege ich abzusteigen, aber dann fahre ich doch einfach weiter, weil ich doch recht stabil sitze und so ein rutschendes Hinterrad nicht immer das Ende bedeuten muß.

Zurück daheim spritzen wir die Crosser noch flott waldfrei und dann marschiere ich praktisch sofort unter die warme Dusche. Nächstes Mal könnte ich auch ein paar Knielange unter meine Hose ziehen. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer.