Oder… anfeuern beim Moret Triathlon

Für uns vollkommen ungewohnt, fahren wir heute erst relativ spät mit den Rädern los. Unser Ziel ist die Radstrecke des Moret Triathlons. Der findet heute statt und nach eingängigem Studium der Streckenpläne, sowie recht präziser Berechnung von Schwimmzeiten und Radlerkönnen, ermitteln wir einen fast perfekten Wert um in Schlierbach an der Radstrecke Position zu beziehen. Wir verabreden uns mit den Männern, die heute ab Neu-Isenburg unterwegs sein möchten und schlagen vor, dass sie doch auch nach Schlierbach kommen und wir dann den Rückweg mit einer Schleife gerne gemeinsam bestreiten können.

Discounter

Als der Zeugwart und ich frühstücken, ist mir irgendwie klar, dass die Männer nicht losfahren werden. Es regnet nämlich und die Männer sind allgemein etwas wasserscheu. Nicht jeder kann so gigantisch gut ausgerüstet sein, wie der Zeugwart und ich, und so rechne ich jederzeit mit einer Nachricht, dass sie absagen. Tun sie aber nicht.

Der Zeugwart und ich schmeißen uns in die Radklamotten und weil wir heute nicht so eine lange Strecke vor uns haben, lege ich mein neues Outfit von Lidl an. Richtig gelesen. Von Lidl, dem Discounter. Kürzlich gab es da Triathlon Kleidung. Für Lidl heißt das einfach nur Klamotten zum Schwimmen, Radeln und Laufen, aber im wesentlichen ist das ja dann auch Triathlon. Einen Einteiler hab ich im Sortiment allerdings nicht ausmachen können.

Die Fahrradklamotten für Frauen sehen wirklich ganz gut aus. Türkis gemustert, eine Radhose mit Trägern, ein passendes Trikot, abgestimmte Radhandschuhe und eine passende Windweste. Alles aus einem Guss sozusagen. Kostenmäßig war das alles im absoluten Lidlrahmen, so dass ich mir gedacht habe, eine Radhose für unter 20EUR kann man auf jeden Fall mal testen.

Moret Triathlon

Der Thermometer täuscht mich heute prima und so verzichte ich auf Armlinge und die Windweste, denn bei 18°C schon um 9h, kann man ja mit weiterer Erwärmung rechnen. Wir führen allerdings unsere Regenjacken mit und ziehen Überschuhe an. Als wir losfahren tröpfelt es auch noch leicht. Aber da können die Athleten natürlich nichts dafür. Nach ein paar Kilometern hört es mit der Tröpfelei auch auf und wir legen die Regenjacken wieder ab. Etwas zugig ist es trotzdem noch. Irgendwie hätte ich jetzt gerne Armlinge am Start. Gut, habe ich aber nicht, also ist rummosern auch zwecklos. Wir fahren eben ohne. Irgendwann fiept mein Telefon und die Männer schicken eine Nachricht, dass sie sich wegen des schlechten Wetters gegen eine Radausfahrt entschieden haben. Wie schade, denn es ist zwar kühl, aber gerade das macht es prima zum radeln.

Armlinge gewünscht

In Babenhausen biegen wir kurz rechts ab, weil die Wettkämpfer da direkt vom See kommen und durch einen Kreisel fahren. Hier stehen Helfer und Polizisten um den Verkehr zu regeln. Der Polizist spricht mich an und fragt mich „Gehören Sie zum Radrennen?“ … äh nein. Ich komme ja schließlich aus einer ganz anderen Richtung. Und ich trage Radklamotten und keine Triathlonsachen. Aber ich sehe ganz offensichtlich mega sportlich aus? Muss ja so sein, sonst würde er ja nicht auf die Frage kommen. Ein wunderbarer Polizist. Ahnungslos was meine Klamotten angeht, zwar, aber trotzdem einfach toll. Der Zeugwart wundert sich, dass ich so herrlich gut gelaunt weiter fahre, als es nun über Schaafheit direkt nach Schlierbach geht. Und als ich ihm mitteile, dass die Polizei heute maßgeblich zur Motivation der Athletin beigetragen hat, haut er in die gleiche Kerbe. Das Outfit sieht einfach ziemlich gut aus. Allerdings sind die Handschuhe nur bedingt rennradtauglich. So schön sie aussehen und so gut sie tatsächlich zum allgemeinen Outfit passen, die Polsterungen sind einfach nicht an der richtigen Stelle.

Wir beziehen Stellung in Schlierbach und feuern die Radfahrer an. Leider sehen wir den Aktiven, der hier heute am Start sein wollte, nicht, und irgendwann wird mir auch zu kühl und ich dränge darauf, weiter zu fahren. Der Zeugwart führt uns eine mittlerweile wohlbekannte Strecke zurück nach Hause. Hier sind wir mit den Radtouristitkfahren schon gewesen und obwohl ich nicht wirklich weiß, wo wir lang fahren, erkenne ich die wesentlichen Abbiegungen doch wieder. Ich werde noch zum Umgebungskenner, wenn das so weitergeht. Vor allem, weil der Edge ja auch alles so fein aufzeichnet und ich mich so an markante Punkte erinnern kann und die dann auf der Landkarte wiederfinde. Schon cool, was die Technik alles so kann.

Träume und Pläne

Heute vor einem Jahr sind der Zeugwart und ich übrigens im Kraichgau gewesen und ich habe mein Rädchen eingecheckt. Ein Jahr in dem unfassbar viel passiert ist und in dem ich eigentlich alles ganz anders geplant hatte. Fitter wollte ich werden, und ausdauernder. Dieses Jahr im Kraichgau noch mal starten, weil ein 70.3 eine gute Vorbereitung für einen Ironman ist und dann endlich eine Langdistanz machen. Das war mein heimlicher Plan. Da wollte ich hin. Jetzt fahre ich mit dem Zeugwart gegen den Wind zurück nach Hause und bin froh, dass wir an den drei Störchen die neben der Strasse ihr Mittagessen suchen, noch eine Pause machen können.

Überhaupt freue ich mich mittlerweile über Pausen. Meine Kondition ist immer noch schlecht. Meine Muskulatur ist schnell müde, aber immerhin kann ich noch was. Hätte ja auch ganz anders ausgehen können!

Der Zeugwart wird gegen den Wind immer schneller und so schaffen wir, weil ich im Windschatten versuche so gut es geht mitzuhalten, einen annehmbaren Schnitt und sind bei bestem Wetter dann nach 70km wieder zu Hause. Ich bin ganz schön kaputt und sehr froh, dass ich mit unserem neuen Recoverypulver erst mal den ersten Schub stillen kann. Nach der Dusche falle ich nämlich ziemlich müde auf die Couch. Irgendwann wache ich dann aber auch wieder auf und wir verbringen den Abend mit dem Windschattengeber auf dem Wasser.

So etwas lohnt sich einfach. Hätte ich nie gedacht. Ist aber so.