Für unseren Urlaub im Schwarzwald haben wir auch unsere Gravelbikes mitgenommen. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob das eine wirklich gute Idee gewesen ist, aber da wir wirklich sehr gerne Rad fahren, sollte das hoffentlich passen. Unsere Gravelbikes haben schon einige Kilometer auf der Uhr und können auf wie auch Abfahrten ganz hervorragend. Oftmals sind wir da eher das Problem, als dass das Rädchen an seine Grenzen kommen würde. Für heute haben wir uns den Seenradweg, oder zumindest Teile davon vorgenommen. Die Hochschwarzwald Tourismus GmbH wirbt mit einem tollen, gut ausgeschilderten Weg.

Da der Seenradweg direkt vor unserer Schwarzwaldbehausung vorbei führt, steigen wir einfach mittendrin ein. Den ganzen Weg ohne E-Unterstützung abzufahren, ist sowieso an einem Tag kaum möglich. Also zumindest denke ich mir das. Immerhin ist der Seenradweg mit 67 km und 749 Höhenmetern angegeben. Da muss man schon realistisch bleiben in seiner Leistungsfähigkeit. Tatsächlich wird auf dem Flyer auch Werbung mit dem Begriff E-Bike gemacht. Und das hat doch ganz sicher etwas zu bedeuten.

Einstieg Seenradweg

Der Teil des Seenradwegs, den wir uns vorgenommen haben, geht vom Titisee aus zum Feldsee, dann nach Alpersbach und über Hinterzarten wieder nach Titisee bzw. zum See zurück. Gerade das Stück von Titisee aus in Richtung Feldsee ist ein Straßenstück. Ein Teil ist noch mit einem Radweg dekoriert, der dann aber einfach endet. Zurück bleibt eine ordentlich befahrene Straße und ein schmaler Bürgersteig. Als Radfahrer hat man hier also die Wahl zwischen der illegalen Nutzung des Bürgersteigs und der legalen Nutzung der Straße. Letzteres zwingt die Autofahrer zum dahinter bleiben oder zu oftmals waghalsigen Überholmanövern, denn die Straße windet sich in einigen Kurven Berg an. 

Eine gute Lösung ist das Beides nicht. Ich wähle den Bürgersteig. Man darf mich diesbezüglich gerne verhaften. Allerdings ist es mir wirklich lieber, ich überlebe und muss keine Angst vor den vielen Autos haben, die hier teilweise regelrecht hoch rasen. Obwohl hier 80 als Geschwindigkeitsbeschränkung steht. Aber das ist für eine Strecke, auf der mit Fahrradfahrern ja regelrecht zu rechnen ist, weil ein ausgeschilderter Radweg entlangführt, nicht wirklich eine passende Geschwindigkeit. Also das ist meine Meinung. Wen interessiert die schon? Eben. Die Hochschwarzwald Tourismus GmbH und das Verkehrsamt sicherlich nicht. 

Anstieg zum Feldsee

Wir verpassen den Abzweig zum Feldsee, weil ein Experte, den die vielen Radfahrer wahrscheinlich nerven, das Schild verdreht hat. Oder vielleicht sind wir auch einfach extrem schlechte Schilderleser? Während ich mein Gravelbike also erst mal weiter Richtung Bärental auf dem Bürgersteig Berg an fahre und dann fast oben angekommen die Abfahrt in Richtung Feldsee nehme, ist das ganz offensichtlich nicht der Seenradweg, wie ihn die Hochschwarzwald Tourismus GmbH eigentlich geplant hat. Wir werden den Feldsee aber sicherlich auch mit diesem kleinen Umweg erreichen. Immerhin ist er hier für Wanderer ausgeschildert. 

Wanderwege bieten sich zum Rad fahren hier allerdings wirklich nur bedingt an. Nicht zum Hochfahren und ehrlicherweise auch nur bedingt zum Runterfahren. Die ausgeschilderten fahrradtauglichen Strecken sind da etwas besser. Vor allem, wenn man, wie wir, ohne Elektroantrieb unterwegs ist. Wir folgen jetzt wieder dem Seenradweg Schild und fahren einfach stetig Berg an. Ab und zu verirrt sich mal ein Wanderer auf den Weg, aber die meisten, die uns begegnen, sind Radfahrer. Und die begegnen uns nicht nur, die überholen auch ganz unangestrengt. Ich bekomme aber immer zugerufen, dass man „mit Extraantrieb unterwegs sei und nur deshalb so flott“. Das ist gut zu wissen, denn für so unsportlich habe ich mich bisher gar nicht gehalten. Hier sacken uns aber auch die ältesten Semester regelrecht ein und bis zum Feldsee, den wir nur über Wanderwegschilder finden, werden wir gute 8-mal einfach stehen gelassen. 

Wanderer, die uns entgegen kommen, erwähnen mehr als einmal, dass wir ja ohne Elektrounterstützung unterwegs sind. Ich bedanke mich auch jedes Mal für die Würdigung. Uns begegnet auf dem Anstieg zum Feldsee kein einziger Radfahrer ohne Elektroantrieb. Der Feldsee ist richtig schön. Wanderer haben hier für die Orientierung im Hochschwarzwald wirklich ordentlich Schilder. Nicht immer ausreichend, das haben wir mittlerweile auch schon mal festgestellt, aber im Vergleich zur Radwegbeschilderung wirklich umfangreicher. 

Feldsee und Raimartihof

Am Feldsee machen wir eine Pause. Einfach deshalb, weil wir den als erste Etappe unserer Ausfahrt festgelegt hatten und außerdem auch, weil meine Oberschenkel sich über eine Pause freuen. So einfach ist das. Der Feldsee ist ein beliebtes Pausenziel. Hier sitzen einige Wanderer und es kommen auch immer mal Fahrradfahrer vorbei. Darunter ist ein einziger Mountainbiker, bei dem ich keinen großen Akku am Rad ausmachen kann. Wow. Wir beobachten die Fische im See und die Greifvögel, ehe wir zurück zum Wegweiser fahren und versuchen uns zu orientieren. Ein Seenradweg Schild sehen wir hier allerdings nicht, deshalb fahren wir ein Stück weiter. 

Am Raimartihof steht wieder ein sehr umfangreicher Wegweiser mit vielen Schildern. Wanderwege (weiße Schilder) und Fahrradbeschilderung (gelbe Schilder für Mountainbikerouten) ist hier gleichermaßen vorhanden. Vom Seenradweg fehlt jede Spur. Wir haben den Weg ganz offensichtlich verloren, obwohl der den Feldsee ja mit eingebaut hat. Das kann ich mir nicht erklären! Da wir allerdings wissen, dass unser nächstes Ziel auf dem Seenradweg „Rinken“ heißt, folgen wir den Mountainbike-Schildern. 

Montainbiketrail 

Ob das so gut war, das weiß ich nicht. Allerdings finden wir auch keinen weiteren Hinweis zum Seenradweg und deshalb fahren wir den gelben Mountainbikeschildern nach Rinken nach. Die Beschilderung mündet in einen Trail, der sich gewaschen hat. Einige Passagen schiebe ich deshalb. Der Waldboden ist noch schön nass vom morgendlichen Schauer und dann sind hier ausgewaschene Stellen, glitschige Wurzeln und ordentlich Geröll. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich den Trail bei Trockenheit gefahren wäre? Ist aber auch egal. Er lässt sich toll fahren, bis auf einige Meter, die ich mein Gravelbike eben schiebe. Das macht aber nichts. Meine Radschuhe sind auch absolut schiebe tauglich. 

Außerdem sind sie wasserdicht, was man von meinen Trailschuhen ja leider nicht sagen kann. Das heißt erfreulicherweise, dass ihnen die Witterung des Trails, also die Feuchtigkeit, nichts ausmacht. Ich habe zusätzlich einen ganz guten Tritt und kann so die für mich nicht fahrbaren Passagen gut schieben. Das letzte Stück des Trails Ist dann wieder gar kein Problem und schon sind wir wieder auf einer Waldautobahn. 

Beschilderung im Hochschwarzwald

Mittlerweile scheinen wir den Seenradweg schlichtweg verloren zu haben. Zur Beschilderung im Hochschwarzwald könnte ich sicherlich so einiges los werden. Manchmal steht an jeder Ecke ein Schild, wo man es gefühlt gar nicht benötigt und dann kommt wieder ewig keines. So ist es auch mit dem Seenradweg oder was der Zeugwart und ich eben daraus machen. Wir beschließen, dass wir den Seenradweg jetzt auch nicht weiter suchen. Immerhin sind wir mit unseren Fahrradnavis ja ganz gut ausgestattet und nutzen die Technik. Wir peilen Hinterzarten an und lassen den Seenradweg einfach sein. Tatsächlich kommen wir allerdings nach einiger Zeit noch an eine Kreuzung, wo wieder ein entsprechendes Schild hängt. Das war es dann aber auch. 

Dreht die Schilder jemand weg? Dafür gibt’s doch eigentlich keinen Grund. Aber natürlich kann das alles sein. Unsere an den Seenradweg angelehnte Strecke verläuft über das Dorneck an Hinterzarten vorbei und den Helmewaldweg entlang. Am Erlenbruck verlassen wir die Schotterwege und wechseln zurück auf Asphalt. So erreichen wir dann auch wieder den Titisee. 

Seenradweg

Der ordentliche Seenradweg, wenn wir ihn denn gefahren wären, wäre vom Feldsee nach Rinken durch den Schweizerwald gefahren. Von dort dann am Windeck vorbei nach Hinterzarten zu Käserei Ospelehof und am Eisweiher vorbei nach Titisee Stadt zurück. Das, was wir jetzt daraus gemacht haben, hatte auf knapp 19 km insgesamt 444 Höhenmeter. Mit dem Seenradweg hatte das nicht ganz so viel zu tun. Und das, obwohl wir uns schildertechnisch echt Mühe gegeben haben. So viel angehalten, um endlich das richtige Hinweisschild zu finden, ist schon fast anstrengend gewesen. 

Hier ist der ganze Weg zu finden. Vielleicht habt Ihr eine bessere Orientierung als wir?