Im Trainingsplan steht für heute eine Radausfahrt. Ich kann die draußen machen, oder drinnen. Bei dem Wetter ist für uns allerdings drinnen fahren keine Option. An einem Sonntag kann ich tagsüber trainieren und deshalb das gute Wetter und vor allem die Helligkeit gut ausnutzen. Würde es heute in Strömen gießen, sähe die Welt vielleicht etwas anders aus. Aber das tut es nicht. Heute scheint die Sonne. Es ist herbstlich frisch und im Wald ist es noch feucht kalt, aber graveln passt für heute einfach perfekt. Graveln passt mir eh bei jedem Wetter. Ich weiß aber, dass der Trainer mich irgendwann auch gerne auf dem Rennrad oder sogar auf meinem Triathlonrad sehen möchte. 

Verständlicherweise. Auf meinem Gravelbike werde ich den IRONMAN 70.3 Duisburg ja sicherlich nicht absolvieren. Für das Herbsttraining ist das Gravelbike aber eine passende Alternative und dementsprechend geht’s für mich heute ab durch den Wald und über Felder. Ich ziehe mir in einer zugegebenermaßen kleinen Odysee meine neuen Überschuhe an und überlege, ob ich dazu mal ein Anziehvideo im Schnelldurchlauf machen soll. Die gestrickten Überstrümpfe aus Flandern sind nicht ganz einfach anzuziehen. Allerdings ist es auch nicht unmöglich. Und wie lange es dauert sich anzuziehen, ist ja auch immer in Relation zum Nutzen zu setzen. Also ist der Nutzen gering, dann bin ich für ein schnelles Anziehen. Ist der Nutzen groß, ist auch eine lange Anziehzeit zu verkraften. 

Bis ich die flanderischen Strickstrümpfe über meinen Radschuhen habe vergeht allerdings dann doch nicht so viel Zeit, wie erwartet. Und dann kann es auch schon losgehen. Überschuhe zieht man ja sinnvollerweise als Letztes an. Weil ansonsten die Wohnung beim Anziehen der restlichen Sachen ziemlich eingesaut wird. Die Strecke ist in meinem Kopf glasklar und der Zeugwart und ich fahren los. Die ersten Meter über die Straße, bis es in den Wald geht. Mit vorbildlichen Autofahrern. Ein richtig toller Start in die Tour. Großartig. Im Wald ist es auch richtig schön. Allerdings fahren wir ganz woanders lang, als ich dachte. Aber gut. Ich sag mal nichts und warte ab, wo der Zeugwart uns so hinfährt. 

Wir fahren tolle Waldwege, kleine Trails und breite Schneisen, ehe ich dann doch mal frage, wo wir überhaupt entlangfahren. Und dann teile ich natürlich meine Ortskenntnis und wo ich so entlang gefahren wäre. Der Zeugwart hat einfach eine andere Strecke gewählt. Die ist allerdings auch sehr schön. Vor allem, weil wir kaum über asphaltierte Wege fahren müssen. Außerdem begegnen uns auch kaum andere Leute. Die Uhrzeit – Strecken – Kombination ist offensichtlich hervorragend. Ich komme heute mal wieder prima zurecht. Meine Ernährung ist prima, die Radbeherrschung ist auf schottrigen Wegen und auch auf den Wurzeltrails gut und ich habe einen guten Überblick. Ich würde fast schon so weit gehen, dass ich wieder eine gewisse Fahrradroutine entwickelt habe. Das ist ein sehr schönes Gefühl. 

Mein Outfit für den heutigen Herbsttag ist ziemlich perfekt und die gestrickten Überschuhe aus Flandern machen ein tolles Klima. Meine Füße sind in meinen Gravelschuhen* perfekt temperiert. Das habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich trage nämlich einfach nur meine normalen Socken und da werden die Füße schnell mal kühl, wenn die Außentemperatur entsprechend ist. Heute sind wir nur ganz knapp zweistellig. Der Kauf hat sich für mich also auf jeden Fall gelohnt, ich bin zufrieden. Winterschuhe* kann ich dann noch früh genug anziehen. Wir erfüllen meinen Trainingsplan heute vollumfänglich und ich glaube, dass der Trainer mit meiner Trainingswoche nicht unzufrieden sein wird. 

Graveln statt Rennradfahren bietet mir im Herbst gleich noch ein gutes Radbeherrschungstraining. Im Wald, auf nassen, rutschigen Wegen schule ich das gleich mit.