Über das Ironman Rennwochenende bekommen wir dieses Jahr Besuch von Lovis. Während der Räuberhauptmann im heimischen Franken seinen Dienst an der Gemeinschaft vollzieht, schnuppert Lovis bei uns einmal mehr Athleten- und Rennluft und zusätzlich zeigen wir ihr den Spessart. Sie reist heute schon an, weil es mit übernachten für den frühen Ironman Start morgen viel einfacher ist, als wenn sie erst dann ins Auto steigen würde. Morgen wird es sowieso schon anstrengend genug, bei der angekündigten Hitze.

Da Lovis nächste Woche Sonntag in Roth ein großes Abenteuer bestehen wird, hat ihr die Chefin für heute noch mal eine Radausfahrt auf den Plan geschrieben. Und weil die Chefin scharf kombinieren kann, hat sie mir diese Radausfahrt auch gleich im Plan notiert. So werden also gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Vor allem muß ich nicht alleine Fahrrad fahren, was meinem Gemüt ja insbesondere zu Gute kommt.

Der Spessart ruft

Wir fahren in Richtung Spessart, weg vom Ironman Getümmel. Am Langener Waldsee brennt die Luft und sicherlich ist auch autotechnisch einiges los, da ist der beschauliche Spessart mit seinen weniger befahrenen Straßen höchstwahrscheinlich die bessere Wahl fürs Fahrrad fahren. Leider müssen wir zum Spessart erst durch das Rhein-Main-Gebiet und tatsächlich notiere ich mir heute gleich zwei Autonummern, die ich später der Polizei melden werde. Ich kann beide Situationen zwar gut meistern, aber  nur, weil ich eben auch mal Glück haben muß und höchstwahrscheinlich auch nur deshalb, weil ich mittlerweile viel Erfahrung habe und mein Rad gut unter Kontrolle.

Den Fahrzeugführern ist es egal. Sicherlich aber nur so lange, bis die Polizei sie auf ihre Problematik hinweist, dass ein Fahrradfahrer ein Verkehrsteilnehmer ist, der ebenso beachtet werden muß. Meine nächsten Techniküberlegungen gehen auf jeden Fall in Richtung Licht – Kamera- Kombination. Ich habe ja bald Geburtstag, vielleicht ist das ein guter Wunsch. So etwas lässt sich bestimmt finden. Und wenn nichts passiert, ist es allemal am Besten, aber wenn, dann hab ich gleich alles um meine Situation zu belegen. Nicht verkehrt. Wir haben so ein Rücklicht auf Hawaii schon mal gesehen… existieren tut es also.

Ruhige Kugel

Mit zunehmender Nähe zum Spessart, nimmt der Verkehr ab und die Entspanntest der Autofahrer zu. Wir radeln heute zum Zauberbrunnen um dann den Hohlen Buckel zu erklimmen. Eine fast perfekte Trainingsdistanz für unseren Trainingsplan. Kurz vor dem Anstieg greife ich in meine Rückentasche und stelle fest, dass mein Spray nicht mehr da ist. Das muß ich mir beim letzten Sprühen neben die Tasche gesteckt haben. Es ist auf jeden Fall weg. Ich mache eine kurze Pause am Straßenrand im Schatten und als ich wieder bei Puste bin, versuche ich den Anstieg erneut.

Nun bin ich mir nicht sicher, ob es mir tatsächlich schwer fällt, oder ob ich nur denke, dass es mir schwer fällt, der Puls rast auf jeden Fall hoch, wie im Mallorca Trainingslager, vor meinem Krankenhausaufenthalt im letzten Jahr. Ich bekomme nicht genug Sauerstoff in meinen Körper. Im nächsten Schatten halte ich wieder an und schnaufe durch. Kaputt machen kann ich mit dieser Methode ja nichts, meine Lunge und mein Herz-Kreislauf-System sind top fit, aber wenn ich so gar keine Luft bekomme, dann fühlt sich das nicht besonders toll an. Fast beängstigend. Das muß ja nicht sein. Also beschließe ich, dass es heute also nicht der komplette Berg wird.

Einfach umkehren zum Zauberbrunnen

Vielmehr wird es weit weniger als der halbe Berg… ich schicke dem Zeugwart eine SMS, denn die wird ihm in seinem Fahrradnavi angezeigt. So weiß er, dass ich nicht hoch fahre und kann mit Lovis, nach deren Gipfelsturm, auch gleich wieder umdrehen. Die Abfahrt ist ganz sicher eine wunderbare Abkühlung, so viel ist sicher. Und während die beiden sich mit dem Aufstieg beschäftigen und mit der Abfahrt und dem Schatten der Bäume anschließend wieder abkühlen, sitze ich im Schatten und beobachte, wie die Insekten den Zauberbrunnen regelrecht umschwärmen. Hier surren Bienen, Hummeln, Fliegen, Wespen und Scheinwespen zahlreich umher um zu trinken. Die Hitze setzt auch den Insekten zu, so scheint es mir.

Unseren Rückweg aus dem Spessart gestalten wir etwas anders. Für Lovis war die Anfahrt, auf den Straßen durch das vielbefahrene Rhein-Main-Gebiet mehr als stressig, denn im schönen Franken gibt’s nicht ganz so viel Verkehr. Dafür zusätzlich breit ausgebaute, wunderbar sauber gekehrte und toll asphaltierte Radwege. Für solche ist hier bei uns wenig Platz. Oder sie sind zugeparkt, schlecht in Schuß oder so verdreckt, dass es sich schlichtweg nicht anbietet mit dem Rennrad entlang zu fahren, weil man sonst hauptsächlich Reifen wechseln üben kann. Es ist zwar gut, wenn man das mal macht, also den Wechsel üben, aber es ist auch nicht so, dass ich permanent flicken möchte.

Eis muß sein

Nach einem Zwischenstop in einer der leckersten Eisdielen, die wir so kennen, fahren wir zurück nach Hause. Der Schnitt ist nun deutlich langsamer, und die Temperaturen sind viel höher als auf der Hinfahrt. Sicherlich ist es am Langener Waldsee für die Athleten, die ihre Räder einchecken, wie ein Backofen. Anders kann ich es mir nicht vorstellen. Wir müssen erst mal eine Weile vor unserem Haus im Schatten sitzen, ehe ich in der Lage bin, die Treppen zu erklimmen und unter die Dusche zu marschieren. Ich bin sehr gespannt, wie das morgen, an der Ironman Strecke wird. Ich nehme die Kamera mit und will ein paar Bilder machen. Hoffentlich breche ich unter der Last der Getränke, die ich sinnvollerweise auch mitnehmen muß, nicht zusammen.