Beim Athletiktraining am Pool muß ich heute stark zurückstecken und auf Wiederholungen verzichten. Das liegt einfach daran, dass meine Bauchmuskeln bereits von den letzten Tagen stark strapaziert sind und ich einfach nicht mehr kann. Wo nichts ist, muß man einfach einsehen, dass innerhalb von drei oder vier Trainingseinheiten halt nichts nennenswertes passiert. So einfach ist das.
Zum Frühstück ernte ich mit dem Zeugwart Orangen und Zitronen vom hauseigenen Hain und wir trinken frischen Saft. Sehr lecker. Wenn die Tragleistung sicher wäre, würde ich so einen Orangenbaum gern daheim auf dem Balkon haben. Wird aber wahrscheinlich nichts.

 Radeln immer nur Berg hoch

Die Radausfahrt heute führt den Zeugwart und mich mit unserer Radgruppe zum Kloster Lluc. Eine absolute Berühmtheit auf Mallorca und ein Teil der Wettkampfstrecke vom 70.3 sowie vom Ironman hier auf der Insel. Zum Kloster, dass auf einem Berg liegt, geht es immer nur Berg auf. Es gibt keine abgeflachten Stellen oder moderate Passagen, es geht stetig und vehement 8km am Stück Berg auf. Ich kurble hoch. Etwas anderes bleibt mir ja kaum übrig, denn die Tour führt nun mal hier lang. Heute ist die Gruppe weit auseinander gezogen. Das stört mich aber nicht. Ich richte mich stur nach der absolvierten Distanz auf meinem Tacho und bemühe mich, dass ich immer so 9/10 oder 11km/h drauf stehen habe. Zusätzlich weiß ich vom Straßenschild unten, dass das Kloster noch 12 km entfernt war, als ich unten auf meinen Tacho geschaut habe, das hilft im Abschätzen der Entfernung.

Trainer

Der Trainer kommt ab und an vorbei und sag mal hallo und fragt mich, wie es mir geht. Das läßt fürs erste mal darauf schließen, dass er überhaupt nicht ausgelastet ist. Und fürs zweite finde ich so im Nachhinein, wäre es interessant zu erfahren, was er denn gesagt und getan hätte, wenn ich nicht mehr gekonnt hätte. Ich kann aber noch, wenn er mich fragt und so kurbel ich langsam und bedächtig den Anstieg hoch, immer auf den plötzlichen Anblick des Klosters gefasst.

Der niemals kommt.

Der Anstieg zum Kloster Lluc ist eigentlich eine lange, mehr oder weniger steile Anfahrt zu einer Tankstelle. Also was ich davon halten soll weiß ich noch nicht. Der Zeugwart steht auf jeden Fall tatsächlich vor einer Tankstelle und wartet auf mich. Um ihn herum stehen weitere geschätzte 400 Radfahrer und zwar so, dass ganz sicher niemals ein Auto an die einzige Zapfsäule dieser Tankstelle fahren kann, ohne nicht unheimlich viele Räder und genauso viele Menschen zur Seite zu schaffen. Ein Kloster ist hier nicht.

 

Wir sehen das Kloster auch nicht, als wir auf der anderen Seite wieder runter fahren um irgendwann am Meer einzukehren. Das Kloster bleibt ein Mythos. Überraschenderweise erzählen später alle, dass sie schon mehrfach an der Tankstelle waren, aber das Kloster selbst noch nie gesehen haben. Tatsächlich glauben auch ein paar Radler, dass es das Kloster in Wirklichkeit gar nicht gibt. Unfassbar. Das kommt davon, weil ich mich zu schlecht über Mallorca und dessen Radtouren informiert habe!
Die Radrunde heute beschert uns insgesamt 1.000 Höhenmeter und 93km, was den Anstieg zur Tankstelle irgendwie abwertet, zumindest zahlenmäßig gesehen. Kulturell gesehen muß ich mich allerdings auch erst mal daran gewöhnen, dass jeder Rennradfahrer um eine Tankstellenanfahrt so ein Bohei macht.