Mit dem Fahrrad pendeln, statt mit dem Auto, hört sich für mich nach einer tollen Sache an. Irgendwie viel toller, als mit dem Auto. Es klingt so, als wäre es super fürs Klima, als müsste ich nicht im Stau stehen und natürlich verdränge ich die Arbeit, die es macht. Meine Spezialität. Meine Wegstrecke geht einmal quer durch das Rhein-Main-Gebiet hindurch. Ich habe die Pendlerei früher mit dem Rad schon öfter gemacht, vor meinem Unfall und als Radpendeln noch nicht so ultra populär gewesen ist. Heute früh packe ich meinen Rucksack und ziehe mich passend an. Draußen sind es 8 °C. Ich arbeite mit mehreren Schichten, denn heute Nachmittag soll es sonnig und warm sein und darauf will ich auch entsprechend vorbereitet sein. 

Pendeln mit dem Rad erfordert viel Vorbereitung. Zumindest ist das bei mir der Fall. Ich habe heute auch noch einen Termin zum Mittagessen auf der Arbeit, da muss ich ja auch entsprechend angezogen in Erscheinung treten. Meinen Rucksack habe ich also mit viel Sorgfalt gepackt und auf der Arbeit erwartet mich noch das Duschzeug und ein Paar Schuhe für den Tag. Zumindest hoffe ich das, weil ich mich ehrlich gesagt nicht erinnere, welche Schuhe ich da deponiert haben könnte. Aber die Vorbereitung für das Radpendeln habe ich schon vor einer Weile gemacht, ich hoffe da einfach mal das Beste. 

Heute früh ist es kühl und leer auf den Wegen, die ich benutze. Das finde ich ganz gut, denn ich weiß, dass es auf der Heimfahrt generell voller sein wird. Vor allem in Frankfurt am Mainufer ist es am Nachmittag bei gutem Wetter immer sehr voll. Auf der Hinfahrt sehe ich ab und zu mal einen Radfahrer, aber selten. In Frankfurt sind dann deutlich mehr unterwegs. Interessant, wie sich die Radpendeloutfits so unterscheiden. Radklamotten tragen die Wenigsten. Während ich am Mainufer bis zur Schwanheimer Brücke pedaliere und dann in unbekannte Bereiche wechsle, denke ich vor allem über mein neues Rad nach und wie befreiend es sein muss, keinen Rucksack zu tragen. 

Ab der Schwanheimer Brücke kenne ich mich nicht aus und fahre mal so pi mal Daumen in die richtige Richtung. Allerdings komme ich da nicht wirklich weiter und lande am Ende doch wieder an der Leunabrücke. Also nutze ich die altbekannte Strecke durch Höchst bis zum Büro. Keine Ahnung, wo ich mich da verfranzt habe? Allerdings muss ich auch irgendwie zeitig im Büro sein und ja auch vor dem Arbeitsbeginn noch duschen und mich umziehen. Da kann ich jetzt die ursprünglich geplante Strecke nicht suchen. Die Radpendlerei war anstrengend heute früh. Ich hatte allerdings auch eine sehr gute Zeit, das muss ich zugeben. 

Nach meinem Arbeitstag ziehe ich meine Radklamotten wieder an und lasse die Hälfte weg. Allerdings bleiben die Klamotten natürlich nicht im Büro, sondern ich nehme alles wieder mit heim. Im Rucksack, in meiner Lenkertasche oder auf dem Fahrrad in meiner kleinen Rahmentasche. Dann rolle ich durch den strahlenden Sonnenschein wieder durch Höchst. Um diese Zeit sind extrem viele Fahrradfahrer unterwegs. Egal, wo ich entlang fahre, ich bin nie alleine. Wie an einer Perlenkette aufgereiht fahren Fahrradfahrer von Höchst nach Frankfurt. Und es kommen mir auch richtig viele Radler entgegen. 

Wieder tragen die wenigsten Fahrradklamotten. Viele Pendler fahren einfach in ihrem Bürooutfit. Unheimlich viele fahren E-Bikes, ganz selten ist mal ein normales Rad dabei. Am Mainufer ist die Hölle los. Zusätzlich zu den Fahrradpendlern sind Spaziergänger unterwegs. Auf den Wiesen am Mainufer ist überhaupt kein Platz mehr, alles ist mit Decken und Menschen belegt. Das gute Wetter heute lockt die Menschen aus ihren Stadtwohnungen. Dazwischen gibt’s noch Inlinefahrer, Hunde und natürlich Eltern, die ihre Kleinkinder lüften. Und natürlich Rennradfahrer. Letztere rasen durch die Welt, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich verstehe, dass sie ihr Training durchziehen möchten, aber hier am Mainufer ist das vielleicht die der beste Ort?

Für mich ist die Heimfahrt ein klassisches Intervalltraining. Ich beschleunige, dann läuft mir jemand vors Rad und ich bremse ab. Danach beschleunige ich wieder, und fahre ein paar Meter, bis wieder ein Hindernis vor dem Rad mich zur Bremsung zwingt. Auf halbem Weg heim kommt mir der Zeugwart entgegen und wir fahren ein paar Schleichwege gemeinsam. Dort sind nur wir und die Fahrerei klappt ganz hervorragend. Auf Dauer wird mein Rucksack allerdings schwer und die Strecke ist eben auch nicht nur 10 km lang. Ich bin froh, als ich daheim bin und verschwinde recht flott unter die Dusche. Ich bin ganz schön platt.