Es ist soweit. Mein Fahrrad ist frisch gewartet und jetzt soll es auch endlich mal wieder zum Einsatz kommen. Ständig verabreden sich die Männer zum radeln und diskutieren, ob wohl eher Mountainbike, Crosser oder Rennrad angesagt sind. Sie fahren zum Kuchen essen auf die Ronneburg oder drehen ihre Runden durchs Frankfurter Ried. Sie fahren CTF und teilen Bilder. Bilder von eingesauten Fahrrädern, verschwitzten Männern und dreckigen Klamotten. Alles sehenswert, wenn man eine Radsehnsucht hat. Und jedes Mal trifft es mich ins Herz, dass ich nicht mitfahren kann.

Ich bin immer gerne Fahrrad gefahren. Nach meinem Unfall 2013 sogar besser, als jemals zuvor. Die Radsehnsucht ist da. Ich möchte wieder Fahrrad fahren. Radeln ist normal. Jeder fährt Rad, es gehört einfach dazu, dass man Rad fährt oder fahren kann, wenn man möchte. Fahrrad fahren ist nichts besonderes. Wahrscheinlich können mehr Leute auf der Welt Rad fahren als schwimmen, so normal ist es. Ich will mir das also nicht nehmen lassen.

Aber alle guten Vorsätze bringen nichts, wenn man nicht einfach mal macht. Das ist erfahrungsgemäß einfacher gesagt als getan, aber es bringt auch nichts, das Fahrrad fahren wie einen Dämon durch die Gegend zu schieben und ihn immer größer werden zu lassen. Auf der einen Seite möchte ich Fahrrad fahren, und die Radsehnsucht ist groß, auf der anderen Seite steht der Dämon. Angsterfüllt und Vorsichtig. Er redet mir ein, wie unwichtig es ist zu radeln. Er stellt fest, wie gefährlich das Fahrrad fahren ist und er will, dass ich besser noch warte.

Wie lange noch?

Bis heute. Fertig. Der Dämon soll weg. Ich werde mich nicht weiter jagen lassen. Es geht nur ums Fahrrad fahren, das ist keine große Sache. Es ist nicht per se schrecklich gefährlich. Es ist soweit. Heute. Der Zeugwart begleitet mich netterweise und so ziehen wir uns gemeinsam um und dann fahren wir Rad. Einfach so.

Nicht, als wäre nichts gewesen, aber auch nicht so, wie nach meinem vorherigen Unfall, wo ich bei Null angefangen habe. Der Weg ist schlammig und rutschig und ich bin verkrampft und flott aus der Puste. Rad fahren ist wirklich anstrengend. Dann wechseln wir auf Asphalt, aber auch das ist extrem anstrengend.

Ich brauche ein paar Kilometer bis ich ruhiger atmen kann und bis das Abenteuer tatsächlich etwas Normalität bekommt. Aber die Normalität kommt. Cool.

Wir fahren auch noch zwei Brücken hoch, weil das bischen Schlamm im Wald ja nicht anstrengend genug war, und ich muß feststellen, wie unheimlich super steil so Brücken in Wahrheit doch sind. Unfassbar. Vielleicht nehme ich mal mit den Konstrukteuren Kontakt auf. Seit dem letzten Jahr scheint sich der Winkel dieser Brücken massiv verändert zu haben. Ich kann das kaum glauben, aber es muß schließlich so sein.

Woran soll das sonst liegen, dass ich hier mit Mühe Hochkrebse um dann oben angekommen erst mal vollkommen aus der Puste zu sein? Wir sind heute tatsächlich nur eine knappe Stunde unterwegs heute und ich bin geschafft, wie nach 4. Nicht nur meine Beine und meine Hüfte sind angestrengt, ich puste auch ganz schön und haben überhaupt gar keine Kondition mehr. Alles weg. Wie schön, dass wenigstens die Radsehnsucht geblieben ist.

Da dieser Beitrag so wunderbar zur Fahrrad Blogparade von Lila Lummerland passt, verlinke ich ihre Blogparade mal darunter. Im Gegensatz zu Julia würde ich allerdings niemals ohne Helm unterwegs sein wollen. Da ich das sonst voraussetze, möchte ich hier die Helmempfehlung erstmals ganz deutlich hervorheben. Hätte ich keinen Helm getragen, hätte ich dieses Blogtagebuch schon nach meinem ersten Radunfall nicht mehr schreiben können.