Obwohl ich eigentlich vor habe, mein Training eher auf den Nachmittag und Abend zu schieben, steige ich heute früh auf mein Rad. Das liegt einfach am Leben. Heute Abend bin ich in unserer Stadt vom Bürgermeister zu einer Pressekonferenz eingeladen und werde als ehrenamtliche Mitarbeiterin unserer Stadt mit Informationen und einem entsprechenden Ausweis versorgt. Da kann ich schlecht mit dem Rad hinfahren, immerhin wird ganz bestimmt ein Foto gemacht. Und ich weiß auch nicht, wie lange so etwas dauert, deshalb will ich mein Training lieber davor machen. 

In ganz wunderbarer Gesellschaft des Zeugwarts steige ich also heute früh auf mein Triathlonrad und wir fahren meine Radtraining gemeinsam. Es ist die zweite Ausfahrt auf meinem Triathlonrad und ich hoffe sehr, dass mein Hüftbeuger sie heute besser verkraftet, als beim letzten Mal. Immerhin habe ich ihn die letzten Tage und Wochen, seit dem letzten Mal fleißig trainiert, gestärkt und gedehnt. Ich habe deshalb wirklich Hoffnung, dass sich die Sache heute besser darstellt, als beim letzten Training auf meinem Triathlonrad. Wir fahren los und ich komme gleich ganz gut zurecht. 

Unnötige Attacke

Erst nutzen wir einen baulich getrennten Radweg und dann einen Seitenstreifen, als der Radweg endet. Auf einer extrem breiten Straße überholt uns nach wenigen Minuten auf den Rädern ein Schulbus mit einem so geringen Abstand, dass ich ihn hätte berühren können. Es versetzt mein Rad durch den Luftstoß, aber ich kann es gut abfangen. Anscheinend habe ich ein bisschen Radroutine und Sicherheit gewonnen, wie schön. Weniger schön ist, dass der Busfahrer eines Schulbusses offensichtlich weder die Verkehrsregeln kennt, noch weiß, wie krass sich sein Bus verhält und was für eine Gefahr er darstellen kann. Ein paar Meter weiter kommt eine Ampel und die ist Rot. 

Ich rolle neben den Bus, mache ein Foto vom Kennzeichen und vom Fahrer, der sich darüber wahnsinnig aufregt, und als die Ampel grün wird, fahren wir auf dem Radweg weiter. Wie kann man nur so verantwortungslos sein? Vor allem als Schulbusfahrer? So ein Verhalten wird mir für immer und ewig ein Rätsel bleiben. Ich bin mir ganz sicher, dass ich niemals verstehen werde, warum man sich gegenüber anderen Menschen so extrem rücksichtslos verhält. Man muss nicht mit jedem befreundet sein, aber zu riskieren, dass jemand verletzt wird, das geht mir einfach nicht in den Kopf. 

Bei mir gibt’s dafür nur absolutes Unverständnis.

Wir nutzen den Radweg und fahren dann noch ein paar kleine Sträßchen, ehe wir an das Mainufer kommen. Hier hat man keinen Autoverkehr und um diese Uhrzeit auch sehr wenige Fußgänger. Am sehr frühen Morgen wird der Mainuferweg hauptsächlich von Radpendlern und Sportlern genutzt. Also Läufer, Radfahrer, wie wir heute, oder eben Pendler. Ich fahre ganz oft auf dem Auflieger und das klappt erfreulich gut. Es zwickt nirgends und auch mein Kopf ist frei. Ohne Probleme in die Aeroposition zu gehen und dort frei atmen zu können, ist wirklich ein tolles Gefühl. 

Wieder habe ich das Trainingsprogramm vom Coach auf den Garmin aufgespielt und kann so während der Fahrt einfach regelmäßig schauen, ob ich im gewünschten Pulsbereich fahre, oder etwas justieren muss. Der Garmin Edge sitzt zwischen meinen Extensions und ich kann ihn so immer gut ablesen. In der Aeroposition liegend oder auf dem Oberlenker ist für mich pulsmäßig ein Unterschied. Da gibt es noch einiges zu üben. Als das Programm abgearbeitet ist, und das Ausfahren beginnt, hat der Zeugwart einen Platten. Wir trennen uns und ich fahre etwas flotter als Ausfahren, zurück nach Hause. 

Auf dem Aerolenker Gas zu geben macht einfach richtig Spaß. Zu Hause angekommen rufe ich den Zeugwart an und frage, wie weit er gekommen ist. Dann setze ich mich ins Auto und hole ihn ab. Als wir wieder zurück daheim sind, hört der Reifen auf Luft zu verlieren und ich begebe mich auf die Matte um zu dehnen. Ich glaube, der Reifen vom zeugwartschen Fahrrad hatte einfach keine Lust auf Frühsport.