Die zwei Tage auf der Eurobike waren anstrengend und spannend zugleich. Ich habe einige Kontakte geknüpft, Lisa, von Einfach mal SEO, persönlich getroffen und viele Neuheiten gesehen. Zwei Tage kontinuierlich auf einer Messe herumzulaufen schlaucht allerdings. Mich zumindest. Ich komme heute früh deshalb dann auch kaum aus dem Bett. Aber es hilft ja nichts. Auch wenn der Samstag spät beginnt, so steht für heute ein Radtraining im Plan und ich möchte es natürlich umsetzen. Rad zu fahren an einem Samstag ist keine gute Idee. Ich weiß das. Immerhin bin ich ja, abseits des Trainings, auch ein ganz normaler Arbeitnehmer und Autofahrer. 

Samstags sind alle mit ihren Autos unterwegs. Beim Einkaufen, Besorgungen machen oder Erledigungen auf den Weg bringen. Noch schnell schnell was machen, ehe es in die Wochenendentspannung geht. Die Menschen sind Samstags oft gestresster, als unter der Woche. Und die wenigsten kennen die Verkehrsregeln bezüglich des Verkehrsteilnehmer Fahrradfahrer. Da werden Radler so dicht gedrängt überholt um eine Sekunde schneller an der eh roten Ampel zu sein. Und die meisten Radfahrer fahren dann noch vorne an den Autos vorbei um wieder einen Überholvorgang zu erzwingen. Dass Krieg auf den Straßen herrscht will ich so nicht schreiben. Aber wenn es darum geht rücksichtsvoll miteinander umzugehen, ist es wirklich schwierig. 

Hinterm Steuer setzt der Verstand oft aus. Oder vielleicht ist es nicht der Verstand? Vielleicht ist es richtiger ausgedrückt, wenn ich schreibe, dass die korrekte Bewertung der Folgen des eigenen Handels aussetzt. Autofahren kann ja jeder und immer am Besten. Meistens benehmen sich ja die anderen Autofahrer oder weitere Verkehrsteilnehmer daneben. Ist bei mir nicht anders, wenn ich am Steuer sitze. Die anderen machen die Fehler und ich fahre immer toll. Allerdings hat ein Fahrradfahrer eben keine Knautschzone und gerade auf engen Straßen ist das Überholen selten regelkonform möglich. Und effektiv Zeit gewinnen tut man damit auch nicht immer. Und wenn doch, um welchen Preis?  

Die Trainingsrunde führt uns an den See in Krotzenburg, wo wir Madita besuchen, die hier an einem Freiwasser Schwimmwettbewerb teilnimmt. Wir versuchen den Verkehr zu meiden, so gut es eben geht. Nutzen Radwege, wenn es möglich ist und fahren abseits, auf kombinierten Fuß- und Radwegen, wenn es denn welche gibt. Leider muss man sagen, dass die Radwege oftmals nicht rennradgeeignet sind. Wenn man ehrlich ist, sind sie oft so kaputt, dass man da auch nicht mit einem Treckingrad drauf fahren möchte. Einerseits will man die Radfahrer sinnvollerweise von den Straßen holen, andererseits ist die alternative Wegführung oft nicht zumutbar. 

Ich glaube, was, auch dank der Eurobike, jetzt in Frankfurt so umfangreich begonnen hat, braucht noch viele Jahre, um sich auf das Rhein-Main-Gebiet zu übertragen. Und dann noch weitere Jahrzehnte, bis es für die Menschen normal ist, dass man ein Rad, das 30 fährt in einer 30er Zone nicht überholt. Oder dass ein Lastenrad zum ganz normalen Straßenbild innerorts und außerorts gehört. Auf der einen Seite wollen wir das, aber die Umstände oder Verhaltensregeln, die das mit sich bringt, die finden wir blöd und lästig. Auf dem Heimweg überholt mich unser Nachbar. Zu eng. Außerhalb der geschlossenen Ortschaft. 

Darauf angesprochen eskaliert die Situation vollkommen. Ich werde als Meckertante bezichtigt und mit fehlerhaften Kenntnissen der Straßenverkehrsordnung geht es weiter. Der Überholvorgang war knapper als 2 Meter, ich habe die Situation auf Video. Und die Erklärung, nachdem das Video angeschaut wurde ist dann, dass die Straße gar nicht so breit ist, dass man beim Überholen hätte 2 Meter Abstand halten können. Das kann gut sein. Ist es dann nicht richtig auf den Überholvorgang zu verzichten? Gerade, wenn man Ortskenntnis hat? Gerade, wenn man durch den Überholvorgang eh nur 2 Minuten Zeitgewinn hat? Warum wird die Breite der Straße zum Problem des Fahrradfahrers gemacht? 

Das ist eigentlich die wesentliche Frage, die ich mir stelle. Die Straße ist nicht breit genug um ordentlich vorbei zu fahren. Und mit ordentlich meine ich so, dass es für den anderen Verkehrsteilnehmer auch passt. Nicht umsonst wurde außerhalb geschlossener Ortschaften der Abstand in der Straßenverkehrsordnung auf 2 Meter festgelegt. Und weil man aber trotzdem vorbei fahren möchte, geht es eben auf Kosten des anderen Verkehrsteilnehmers. Das Auto oben im Bild ist dann übrigens in der nachfolgenden 30-er Zone dauerhaft vor mir hergefahren. Es hat durch den Überholvorgang noch nicht mal 10 Sekunden Vorsprung gewonnen. Keine 10 Sekunden. Das ist verrückt.