Tatsächlich hat alles in die Reisetaschen gepasst. Das hätte ich die Woche über nicht für möglich gehalten. Viel Sportnahrung, Sättel, Pedale und Werkzeug, Trinkflaschen, Radklamotten, Laufschuhe und ein bischen normale Kleidung, weil ein Trainingslager nicht nur Radfahren, Laufen und Schwimmen ist, sondern auch normal angezogen am Tisch essen. Erfreulicherweise erlaubt die Lufthansa 23kg pro Person und so haben wir noch ein paar Gramm Puffer, als wir heute früh zum Flughafen kutschiert werden.

Flughafenabenteuer

Mit einem der zurückhaltendsten Fahrer im Rhein-Main-Gebiet sind wir 25 Minuten nach Abfahrt, dann auch schon am Flughafen, checken unsere Taschen bei einer sehr entspannten Mitarbeiterin ein und spazieren ganz entspannt zur Sicherheitskontrolle. Die nervösen Asiaten vor uns können es gar nicht glauben, was hier alles durchleuchtet wird, und warum und der Sicherheitsmann ist sichtlich erleichtert, dass wir alles ohne zu zögern und ohne Aufforderung aufs Band legen. Wenn ich die Herrschaften um uns herum so betrachte, ist unkompliziert sein für ihn heute tatsächlich eine neue Erfahrung.

Mallorcaklischee

Als ich uns gestern eingecheckt habe, waren die Reihen um uns rum noch komplett leer. Bei der Fülle an Menschen am Gate, kann ich allerdings nicht glauben, dass es in der Tat so bleiben wird. Und gleich beim einsteigen ist es auch glasklar, der Flieger ist voll. Neben mir sitzt erst ein kleines Kind, aber dann werden Plätze hin und her gewürfelt und schon sitzt der Mallorca Urlaubsstereotyp neben mir, der jedes Klischee erfüllt. Und wie er sich so hinsetzt, packt er die Bierdose aus und noch während wir zur Startbahn rollen, macht es neben mir Zisch. Der Hammer. Der Typ trinkt um 7h jetzt erst mal ein Bier im Flugzeug.

Mallorca

Dann prostet er sich mit seinen Kumpels, die wild verteilt im Flugzeug sitzen, zu und ich schlafe erst mal eine Runde. Als die Flugbegleiterin uns Marmorkuchen serviert, bin ich allerdings gleich wieder hellwach. Wie sich das eben gehört, wenn es um Kuchen geht. Wir haben einen herrlichen Landeanflug über die Insel und landen mit etwas Verspätung auf Mallorca. Die Insel erstrahlt im Sonnenschein, der Pilot teilt mit, dass wir heute mit 20°C Lufttemperatur und ausschließlich Sonne rechnen können. Wie bestellt quasi. Perfekt.

Fincawiedersehen

Der Transfer zur Finca klappt wunderbar und das Wiedersehen mit alten Bekannten ist einfach klasse. Irgendwie fühlt es sich so an, als wären wir gerade erst hier gewesen und nicht so, als wäre über ein Jahr vergangen, seit dem wir da waren. Die Chefin, der Tonangeber, die Hübsche, der Physio… alle da. Und natürlich gibt es, wie jedes Jahr, auch ein paar neue Gesichter.

Wir ziehen uns sofort um, um die Räder abzuholen. Dafür gibt’s einen Transfer im Auto und ein fast schon freundschaftliches Wiedersehen mit den Herren vom Hürzeler Bikeshop. Ich bekomme ein Rennrad in Größe 46 und nachdem wir -wegen der einprägsamen Erfahrung vom letzten Jahr- nochmals nachpumpen, fahren wir zusammen mit der Hübschen in den Club Pollentia, wo wir wegen der ersten 5 absolvierten Radkilometer erst mal ein Stück Mandelkuchen essen.

Mandelkuchenregel

Es gibt auf Mallorca ja die allgemein gültige Regel für Radgruppen, dass man sich ein Stück Mandelkuchen pro 5 gefahrene Radkilometer verdient. Und da der Club eben 6km von der Radstation entfernt ist, ist dieses erste Stück Insel Mandelkuchen mehr als ausreichend abgeradelt. Mit der Hübschen erarbeiten wir noch eine weitere Auslegung dieses Reglements und sind uns sicher, dass auch jede angebrochenen 5km für ein weiteres Stück Mandelkuchen zählt. Gigantisch.

Die Rückfahrt zur Finca macht mich richtig fertig. Die Gruppe fährt einfach zu schnell, die Hitze ist der Wahnsinn und offensichtlich habe ich auch viel zu wenig getrunken. Der Zeugwart bleibt netterweise mit mir zurück und wir machen ein paar extra Pausen. Lustigerweise kommt uns der Rest der Gruppe dann in Campagnet entgegen und wir erfahren, dass der Physio gefühlt jede Straße einmal abgefahren ist. Wahrscheinlich, damit wir alle gemeinsam ankommen? Perfekte Organisation nenne ich das.

Leider ist mein Stecker nach dieser Radausfahrt so gezogen, dass ich kaum mehr die Augen aufhalten kann. Frühes Aufstehen, wenig essen, wenig trinken und dann noch radeln ist einfach nichts, für meinen untrainierten Athletenkörper. Mein erster Tag im Trainingslager endet weit vor 20h. Der Schlaf wird hoffentlich gut genutzt.