Erinnert Ihr Euch an die ungewünschte Beratung im Schwimmtraining, die ich im Oktober erlebt habe? Ich mich auf jeden Fall, weil es einfach so verrückt vom anderen Stern war. Und jedes Mal, wenn ich seit dem wieder im Schwimmbad war, habe ich mir überlegt, wie ich gut reagieren kann, wenn das wieder passieren soll. Sowas muss ja kein Einzelfall sein. Jemand, der einmal ungefragt und ungebeten verbal übergriffig wird, wird das auch wieder tun. Also habe ich mir schon oft Szenarien ausgemalt und mir Gedanken gemacht, wie ich klug reagieren kann, falls das wieder passiert. Böse meint derjenige es nicht, übergriffig und unangebracht ist es deshalb aber trotzdem. Zumindest aus meiner Sicht. 

Heute huste ich zwar über den Tag verteilt wieder oft, aber es ist nicht so zermürbend, wie sonst. Deshalb gehe ich schwimmen. Die Bewegung tut mir sicherlich gut und Schwimmen hat auch was von Trainingsnormalität. Ich nehme keinerlei Hilfsmittel mit. Immerhin soll ich mich nach wie vor im Schongang bewegen und mit Hilfsmitteln komme ich dann sicherlich ein kleines bisschen zu sehr in den Trainingsmodus rein. Training und Bewegung können gleich sein, oder sehr unterschiedlich. Im Schwimmbad ist ordentlich etwas los, aber für mich, meinen kleinen Rucksack und das bisschen Motivation, was ich heute dabei habe, ist genügend Platz. 

Unter der Dusche ist nichts los und so marschiere ich gleich durch zum Becken und erblicke den Beraterherrn auf der Sportschwimmerbahn. Das gibt es ja nicht. Monatelange Ruhe und nun muss ich meine möglichen Antwortszenarien doch noch mal hervorkramen. Für den Fall, dass ich erneut angesprochen werde. Erstaunlich, wie einen sowas Unerwünschtes bei der Stange halten und ablenken kann. Ich schwimme heute Bahn für Bahn Kraul. Immer, wenn ich das Gefühl habe, dass es anstrengend wird, schwimme ich eine Bahn ganz locker Brust dazwischen. Manchmal mit Kopf unter Wasser, wie man es eben so macht und manchmal, ohne Kopf-Wasser-Berührung. Es geht hier schließlich um nichts, außer um Bewegung. 

Wie ich mich dabei bewege, ist ausschließlich meine Sache. Keiner hier kennt meine Geschichte und keiner kennt meinen Gesundheitszustand. Deshalb sollte auch keiner einfach so beraten. 

Manche Menschen stört das aber nicht. Die beraten ungefragt. Derjenige, der glaubt, dass das nur im Internet geschieht und dass die Menschen im realen Leben zurückhaltender sind, der hat einfach noch nicht alles erlebt. Es kommt nämlich auch heute wieder, wie ich es erwartet habe, als ich die Besetzung der Sportschwimmerbahn gesehen habe. Ich werde angesprochen. Man wolle mir etwas zu meinem Schwimmstil sagen. Diesmal aber, weil ich einfach besser vorbereitet bin, lehne ich dankend ab und wünsche noch einen schönen Abend. Und ich schwimme einfach weiter. In Duisburg bin ich 1.900 Meter geschwommen und war nicht die Letzte. Das wird für die Rehaschwimmerei, die ich hier mache, wohl genügend Grundlage sein. 

Ich bin mit meiner freundlichen und bestimmten Antwort sehr zufrieden und freue mich darüber, dass ich einfach weiter schwimme. Andere im Becken berichten, dass sie nun total erfroren sind, weil sie durch die Beratung zum Stillstand verdonnert wurden und nun frieren. Was denkt sich so jemand bei seiner Aktion? Wahrscheinlich einfach gar nichts. Egoismus pur eben. Der Berater hört sich gerne reden, nehme ich an, ohne den Menschen wirklich zu kennen. Aber die Bedürfnisse der Angesprochenen sind egal. Soviel ist mal sicher. Sonst würden die nicht frierend abbrechen und unter die warme Dusche verschwinden. 

Mein Training ist heute fast eine Stunde lang. Das macht mich sehr zufrieden. Ich schaffe fast 2.000 Meter, was ich auch großartig finde. Aus der Puste bin ich nicht gekommen, ich habe immer rechtzeitig den Schwimmstil gewechselt. Mal sehen, wann ich den Husten in den Griff bekomme, das kann ja nicht ewig so weitergehen. Unter der Dusche bin ich alleine und freue mich darüber, dass ich die ungewünschte Beratung heute einfach abgewimmelt habe. Und ich freue mich über die fast schon normale Schwimmtrainingsgestaltung und die wenigen Atempausen am Beckenrand. Vielleicht geht es einfach aufwärts. Dafür wäre ja jetzt auch mal an der Zeit! 

Wer sich übrigens gefragt hat, ob die Magic 5 Schwimmbrille wirklich keinerlei Augenringe und Druckstellen macht, dem sei dieses Bild ans Herz gelegt. Die Brille sitzt bei mir wirklich so locker, wie möglich, und so fest, wie nötig, um bei den Kopfbewegungen um zu atmen, nicht wegzurutschen. Von „keine“ Druckstellen oder „keine“ Augenringe, ist allerdings wirklich überhaupt gar nichts zu merken. Wenigstens beschlägt sich nicht. Also offensichtlich wurde ein Versprechen eingehalten. Nun gut.