Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und so stehe ich am heutigen Dienstag in der Autoschlange zum Langener Waldsee. Es ist extrem heiß im Rhein-Main-Gebiet. Mein Körpergefühl sagt mir, viel zu warm für Sport. Wahrscheinlich ist das der Fall, weil wir in der Rennwoche vom Ironman Frankfurt sind? Und da kann die Stadt seit ein paar Jahren kaum mehr normale Temperaturen, da ist es in der letzten Zeit tatsächlich öfter heiß, als angenehm kühl. Ein paar der Athleten am kommenden Sonntag wollen sich ja auch für Hawaii qualifizieren und vielleicht denkt das Wetter deshalb, Hitze könnte ein guter Test dafür sein?

Warum es dafür aber schon unter der Woche so heiß sein muß, erschließt sich mir nicht, aber ich bin ja auch kein Ironman Athlet und habe es auch nicht so mit dem Wetter. Auf jeden Fall will heute jeder an den See, der mit seinen 24°C noch immer eine Abkühlung verspricht, zumindest im Vergleich zu den gut 38°C im Schatten, die wir beim Warten auf den Einlass haben. Mitten auf dem Parkplatz steht der Ironman LKW und zeigt mir erneut, wie nah das Großereignis der Triathlonwelt ist. So ein LKW steht ja nicht einfach nur so rum.

Auf Grund der hitzigen Temperaturen ziehe ich mir meinen Neo nicht an. Auf die Gefahr hin, dass ich langsamer schwimme, oder dass ich es in den ersten drei Metern etwas kühler empfinde… der Neo ist mir heute auf jeden Fall zu warm. Ich habe auch keinen Speedsuit, den ich über meinen Triathlonanzug ziehen könnte, also schwimme ich einfach so, im Anzug. Ich bin in guter Gesellschaft, die Neoprenanzuträger sind in der absoluten Minderheit. Dafür sind heute die Speedsuits hoch im Kurs. Tatsächlich erkennt man daran alle in dieser Saison aktiven Athleten, zumindest hab ich das Gefühl.

Jeder, der noch einen Wettkampf vor sich hat, führt seinen Speedsuit heute mal aus. Es bietet sich ja auch geradezu an. Ich lasse die aktiven, aufgeregten Athleten vor. Es bringt nichts, wenn ich mir noch eine verpassen lasse, und das auch noch ohne Neo. Außerdem hängt an dem heutigen Training wirklich auch nur die Lust am Schwimmen. Nichts sonst. Ich warte also ein bischen und stürze mich dann in das kühle Nass. Wobei es sich nur kurzzeitig kühl anfühlt und dann fast schon normal. Wahrscheinlich, weil es draußen einfach so irre heiß ist? Es schwimmt sich super ohne Neoprenanzug. Ich habe eine tolle Armfreiheit und kann richtig gut durchziehen. Der See fühlt sich wunderbar an.

Alle um mich rum klotzen so richtig ran, aber wirklich vom Fleck kommen sie dadurch nicht. Zumindest habe ich das Gefühl, dass ich immer an jemanden ranschwimme, mich ransauge und dann vorbei ziehe. Und das mache ich nicht nur ein oder zweimal. Es passiert heute auf dem Weg nach „draußen“, also auf der ersten Geraden, ständig. Ich bin permament am überholen und fühle mich super schnell. Dann endlich erwische ich mal Beine, die ein bischen schneller unterwegs sind, als ich es alleine wäre. Ich überlege kurz, ob ich es wagen soll dranzubleiben, oder ob ich sie ziehen lassen möchte.

Möchte ich nicht. Ich versuche dran zu bleiben und jage hinterher. Es ist wie ein Magnet. Ein Beinmagnet. Ich ziehe kräftiger durch und lasse die Athletin nicht davon schwimmen. Es ist ein wahres Kräftemessen, ohne dass sie weiß, dass ich da bin, denn berühren tue ich sie nicht. Aber ich nutze sie als Orientierung für meine Geschwindigkeit. Die Richtung überprüfe ich allerdings trotzdem regelmäßig, nicht dass wir auf dem Weg zurück zum Strand noch einen Umweg schwimmen. Nicht jeder, der flott unterwegs ist, kann nämlich auch orientieren. So ist das leider. Aber mit meinem Beinmagnet klappt’s ganz gut und so sind wir ruck zuck zurück am Strand und ich drücke meine Uhr ab.

Natürlich bin ich total gespannt, welche wahnwitzige Geschwindigkeit ich nun in den See gefräst habe. Es muß einfach etwas sehr schnelles angezeigt werden und klammheimlich rechne ich sogar damit, dass mir die Uhr einen Rekord ausweist. Weil ich gefühlt noch nie so schnell geschwommen bin. Und was kommt? Ich war sogar langsamer, als beim letzten Mal. Das ist doch regelrecht frech. Ich würdige die Auswertung des heutigen Trainings keines Blickes mehr und beschließe einfach, dass ich mich weiterhin schnell fühle. Kann ich ja schließlich nichts dafür, wenn das GPS da offenbar falsche Messungen macht.

Alle reden doch immer von Körpergefühl… da muß man also auch mal drauf vertrauen!