Nach dieser heftigen Sturmnacht, bei der der Zeugwart über das Rhein- Main Gebiet wachen konnte, fragen wir uns, ob die Traglufthalle des Frankfurter Riedbads den Sturm überlebt hat. Oder ob sie, ähnlich wie Mary Poppins, über die Schornsteine hinweg geflogen ist. Ist sie aber nicht. Erfreulicherweise. Wir treffen uns mit zahlreichen Teammitgliedern und machen die gemieteten Vereinsbahnen heute mal wieder ordentlich voll. Ich bin heute neutral motiviert. Besonders heiß auf das Schwimmen bin ich nicht, aber ich bin auch nicht extrem abgeneigt. Und Letzteres ist ja schon mal ziemlich cool.

Die Uhr ist aus.

In der Umkleide ist der Teenagerteufel los und so ziehe ich mich altersgerecht, recht flott um und bin auch schon in der Schwimmhalle. Die große Uhr an der Wand ist aus. Wahrscheinlich wollte man mit dem Sturm kein Risiko eingehen, weil ein stundenlanger Sturm ja wesentlich schlimmer ist, als wenn er nur ein paar Minuten dauert. Um da vorzubeugen, hat man die Uhr einfach ausgeschaltet. Für Schwimmer und Triathleten ist das ein Desaster. Die Anwesenden schauen bei jedem Anschlag nach oben auf das dunkle Display. Und im Anschluß auf ihre Uhren, die aber natürlich keine Uhrzeit, sondern Puls, Meter und Trainingszeit anzeigen. Skandal. Der Sturm ist längst vorüber und die Uhr trotzdem nicht wieder angeschaltet.

Gummiarme

Natürlich tue ich es den Mitschwimmern gleich und meine Uhr verbindet sich zuerst mit dem Brustgurt und dann sage ich ihr noch, dass ich in einem 50 Meter Becken tätig werde. Dann geht’s ab ins kühle Nass. Das Wasser ist wirklich nicht besonders warm. Ich weiß nicht, warum man da nicht einfach mal einen Heizstab reinhängt… wahrscheinlich, weil man sich Warmschwimmen soll. Die einzig logische Erklärung.

Meine Beweglichkeit ist etwas besser geworden. Ich merke es gleich auf der ersten Bahn. Mein Armzug ist länger, ich tauche weiter vorne ein und ziehe kräftiger bis zum Oberschenkel durch. Allerdings habe ich wirklich Gummiarme. Und eine schlechte Kondition. Und die Vorbelastung vom Rolle fahren merke ich immer noch und das Vergnügen ist ja schon zwei Tage her. Ich kann wirklich gar nichts mehr, der Unfall hat mich vollkommen abgestöpselt, von allem, was normal war. Aus irgendeinem Grund, bin ich mit den beiden schnellsten Schwimmern in unserem Verein auf einer Bahn. Wie mir das passieren konnte, weiß ich nicht, aber ich treibe wie ein Bremsklotz über die Bahn, während die Beiden regelmäßig wie D-Züge an mir vorbeischwimmen. Wenn der große D-Zug kommt, dann ist es tatsächlich, als würde ich im Bahnhof stehen und mich gar nicht bewegen. Gut, dass ich es an den Kacheln sehen kann, dass Bewegung statt findet.

Hoffnung

Sonst würde ich tatsächlich vom Glauben abfallen. Heute ist das Schwimmen nämlich für mich wirklich mühsam und ich kann mich nur an der Hoffnung festklammern, dass es auch irgendwann sicherlich wieder einfacher werden wird. Aber wer kann dazu schon einen zeitlichen Rahmen abstecken? Wahrscheinlich keiner. Wenigstens gibt es bei uns im Verein auch noch Schwimmer, die noch langsamer schwimmen als ich. So habe ich wenigstens auch ein paar Erfolgserlebnisse, während des Trainings. Trotzdem halte ich heute nicht so lange durch. Meine ganze Seite, der Rücken und die Schulter samt Arm tut mir weh und ich bin nur 1.000m unterwegs. Aber besser als nichts.

Um trotz der gekürzten Trainingsstrecke noch ein Erfolgserlebnis zu haben, versuche ich heute mal wieder über den Beckenrand auszusteigen und nicht über die Leiter. Natürlich teste ich es erst mal an, aber dann stemme ich mich aus dem Wasser hoch und schaffe es prima gedreht dann am Beckenrand zu sitzen, mit den Beinen im Wasser. Das war beim letzten Schwimmen noch nicht machbar! Ein kleiner Erfolg auf dem langen Weg zurück zum Triathlon. Cool.

Die Freude an diesen ganz banalen Sachen, kann allerdings kaum jemand nachvollziehen. Das verstehe ich auch.