In den letzten Jahren sind der Zeugwart im Sommer jede Woche an den Langener Waldsee gefahren um zu schwimmen. Wir waren regelmäßige Besucher der Swimnight und haben jedes Jahr nur ein oder maximal zwei Termine sausen lassen. Die Swimnight, mit ihren abgesteckten Runden, abseits der normalen Schwimmzone des Waldsees, war einfach eingeplant. Jeden Donnerstag hatten wir eine feste Verabredung mit zahlreichen andere Triathleten. Menschen, mit denen wir ansonsten nie etwas zu tun haben, außer eben bei der Swimnightoder beim Sport. Freunde und Bekannte, die einfach über die vielen Jahre liebgewonnene Begleiter des Freiwasserschwimmens oder bei der generellen Ausübung unseres Sports geworden sind.

Corona – und alles ist anders

Dieses Jahr war es lange unklar, ob es möglich ist, eine Swimnight abzuhalten. Für mich war schnell klar, dass die empfohlenen Abstandsregeln bei der Masse an Teilnehmern schwer umzusetzen sein dürften. Das Freiwassertraining, abseits von der Möglichkeit Orientierung zu üben, lebt ja davon, die Nähe zu anderen Schwimmern zu erleben. Fast eine Art Wettkampfgefühl, ohne wirklich kämpferisch zu sein.  Was mir immer besonders gut gefällt ist, dass die Masse vor geschwommen ist und ich abwarten konnte. Ich konnte die Freiheit des Freiwasserschwimmens genießen, und das schon ehe es für mich los ging. Die vielen Schwimmer im Wasser anschauen und schnell noch den ein anderen Smalltalk eingeschoben, ehe auch ich los bin.

Das Schwimmen im See hat für mich seinen ganz besonderen Reiz. Anders, als das Schwimmen im Meer mit seinen Wellen, gibt es im See selten Wellengang und dafür gefühlt trotzdem unendliche Weiten. Im Vergleich zum Schwimmbad ist der Genuss des Freiwasserschwimmens so viel besser. Kein langweiliges Kacheln zählen, einfach bis zur nächsten Boje und dann immer weiter. Lange Armzüge, regelmäßige Orientierung und keine lästigen Wenden. Dazu die nette Gesellschaft, die auch nach dem Schwimmen noch zum Austausch zusammensteht, ehe die Menschenmassen langsam zum Parkplatz und den Umkleiden pilgern.

Einfach eine schöne Sache, die Swimnight vor Corona. Mit einem verspäteten Start kann man auch dieses Jahr wieder an der Veranstaltung teilnehmen. Dieses Jahr natürlich mit Voranmeldung um die Teilnehmeranzahl kontrollieren zu können. Schließlich gibt es eine maximale Anzahl an Menschen, die gleichzeitig am Waldsee sein dürfen und sicherlich ist auch die Teilnahme an der Swimnight entsprechend begrenzt, weil man die Menschen nicht als Massenstart ins Wasser schicken kann. Statt dessen wird sich in diesem Jahr in Reihen mit Abstand aufgestellt und, ähnlich eines Rolling Starts im Wettkampf, immer nur ein paar Athleten auf einmal ins Wasser geschickt. Immer mit der Auflage den Abstand zu halten.

Den Wert legt jeder selbst fest

So gerne ich die Weite des Freiwassers genieße und die Swimnight in den letzten Jahren genossen habe, so wenig bin ich in diesem Jahr zu einer Teilnahme bereit. Die Abstandsregeln kann man draußen ja durchaus etwas lockerer betrachten, als in geschlossenen Räumen, das weiß ich, und trotzdem gebe ich mir Mühe sie einzuhalten. Zu viele Freunde und Bekannte haben den Corona Virus durchgemacht und die Berichte halten mich wirklich dazu an, es ihnen auf keinen Fall gleich zu tun. Krank sein ist immer großer Mist, egal, was man hat. Aber so eine neuartige, noch größtenteils unerforschte Krankheit zu bekommen, ist wirklich sehr unattraktiv. Abstand ist für mich deshalb ganz klar, auch draußen.

Zusätzlich habe ich den Wert des Freiwasserschwimmens für mich entsprechend festgelegt. Die aktuelle Teilnehmergebühr für die Schwimmsaison übersteigt diesen Wert um ein Vielfaches. Zusätzlich kommen immer auch noch der Eintritt in das Strandbad und eine Parkgebühr für das Auto hinzu. Für mich alles zusammengerechnet ein Preis, den ich nicht bereit bin zu zahlen. So sehr ich die Weite mag, die mir das Schwimmen abseits der Schwimmzone in Langen bietet. Alles hat seine Grenzen. Vor allem in einer Krise, in der man nicht weiß, was die Zukunft bringt und ob das Geld morgen und nächsten Monat noch so fließt, wie bisher. Ich drücke mir und allen Anderen, die aus ähnlichen Gründen ebenfalls auf diese Swimnight. Saison verzichten -müssen- die Daumen, dass wir schnell wieder zur Normalität zurück finden. In jeder Hinsicht.