Nachdem ich mich eigentlich fit fühle, aber eben richtig unfit bin, packe ich heute mal meine Schwimmtasche und begebe mich zum Hallenbad. Ich gehe einfach so schwimmen. Ohne Trainingsplan und ohne Ambitionen. Vielleicht schwimme ich 20 Minuten, vielleicht eine Stunde? Wer weiß das schon? Manchmal ist so ein Schwimmtraining auch nicht vorhersehbar gewesen, bevor ich an Covid erkrankt war. Da kann viel los sein, oder ich einfach so schlecht drauf. Oder lustlos. Schwimmen ist also immer eine Wundertüte. Ich bin dabei von vielen Faktoren abhängig. Beim Tasche packen stelle ich fest, wie gut es ist, dass sie eigentlich immer gepackt ist. 

Wenn ich nämlich lange nicht geschwommen bin, dann kann es mir gut passieren, dass ich die Tasche neu packe und dann was Wesentliches vergesse. Und wie ätzend ist es bitte ohne Schwimmbrille oder ohne Handtuch im Schwimmbad zu stehen? Ich war also im November ziemlich pfiffig und habe meine Schwimmtasche damals einfach fertig gepackt und weggestellt, ehe wir in den Urlaub gefahren sind. Das kommt mir jetzt zugute. Ich werfe also noch mal einen prüfenden Blick in den Rucksack, nicht, dass die Wundertüte Schwimmtasche dann doch eine Überraschung bereit hält. Oder kein Handtuch. 

Am Schwimmbad ist überschaubar viel los heute Abend und im Becken ist es auch erfreulich übersichtlich. Verändert hat sich in der Zeit meiner Abwesenheit nichts und so finde ich meinen Spind, ohne Probleme und gehe duschen, ehe ich zum Becken marschiere. Das Wasser ist kühl, weil es sich immer kühl anfühlt. Ich setze meine Schwimmbrille auf und schwimme los. Mit Wassereinbruch. Oh man. Wie nervig. Nichts ist schlimmer, als Wasser in einer Schwimmbrille. Also nachjustieren. Macht ja sonst keinen Spaß und auch keinen Sinn, immerhin trage ich ja zum Schwimmen Kontaktlinsen und da ist eine gut sitzende Schwimmbrille Pflicht. Anders kann man es nicht ausdrücken. 

Nachdem die Schwimmbrille richtig sitzt, schwimme ich einfach los. Wie früher und doch anders. Erstens höre ich in meinen Körper ungesund intensiv rein, so, als würde ich darauf warten, dass es eben nicht funktioniert. Und zweitens, komme ich kaum vom Fleck. Gefühlt verbrauche ich mehr Luft, als sonst. Allerdings schwimme ich Kraul in Dreieratmung und das ist nicht anders, als sonst auch. Die Dreieratmung finde ich am entspanntesten. Ich habe so auch immer alles im Blick, was um mich rum passiert. Und eben nicht nur, was in einer Richtung los ist. Vor allem im Freiwasser gibt die Dreieratmung mit mehr Sicherheit und auch eine bessere Orientierung. 

Ich schwimme langsamer als früher und ich brauche mehr Pausen. Das liegt nicht daran, dass mein Puls hochgeht oder meine Muskeln erschöpft sind. Es liegt daran, dass ich keine Kondition habe. 100 Meter schwimmen sind anstrengend. Auch, wenn ich das eigentlich besser weiß. 300 Meter einschwimmen waren früher nämlich kein Thema. Heute mache ich zwei Pausen, bis ich die 300 Meter zusammen habe. Atempausen. Insgesamt schwimme ich heute 1.000 Meter und die absolviere ich viel langsamer, als vor meiner Covid Infektion. Ich benötige gute 40 Minuten, inklusive Pausen und bin davon 24 Minuten in Bewegung. Beim Quarterman letztes Jahr habe ich, für die 950 Meter Schwimmen, knapp unter 20 Minuten gebraucht. Das Wasser in Bruchköbel war vielleicht auch einfach nur schneller? 

Die Dusche nach dem Schwimmen ist auch nach nur 1.000 Metern sehr angenehm und der Anziehablauf verläuft auch routiniert, wie früher. Es kann also sicherlich wieder schnell gut werden, das ist zumindest mal meine Hoffnung. Wir werden sehen. Ändern kann man es ja sowieso nicht. Alles, was nach Covid passiert, ist eben eine Wundertüte.