Wie oft geht man denn sinnvollerweise Schwimmen? Wahrscheinlich gilt auch für das Schwimmen die Regel, einmal ist keinmal, zweimal ist Erhaltung und dreimal ist Verbesserung. Ich gehe deshalb diese Woche heute zum zweiten Mal schwimmen, obwohl mir vom Mittwoch schon klar ist, dass Erhaltung hier eigentlich wenig Sinn ergibt. Es ist nicht so, dass ich gar nicht vorankomme. Aber ein Fisch, so wie früher, bin ich auch nicht mehr. Es wäre natürlich auch vermessen zu denken, dass man eine Kunst, wie das Schwimmen (oder das Laufen), einfach ohne Training aufrechterhalten kann. Für alle, die sich das gefragt haben: kann man nicht. 

Wahrscheinlich ist die nicht mögliche Erhaltung auch jedem klar, nur mir eben nicht? Obwohl ich das weiß. Ich will es nur nicht wahrhaben. Ganz ehrlich, wenn man eben mal ganz gut geschwommen ist, jetzt aber kaum mehr vorankommt, dann ist so ein Schwimmtraining nicht gerade super motivierend. Für heute habe ich mir wieder einen Schwimmplan geschrieben. Ich kenne meine Schwachstellen noch von vor der Pandemie und die werden sich durch das Nichtschwimmen in den letzten 1,5 Jahren auch nicht sonderlich verändert oder womöglich verbessert haben. Die Überwasserphase ist da mein Thema. Und vielleicht auch die Anfangsphase beim Kraul, also der Start in die Unterwasserphase. 

Die Phasen im Schwimmtraining

Unterwasser gab es bisher wenig Probleme. Oder ich sehe die nicht so sehr, weil ich ja eben doch vorankomme. Nur halt nicht schnell. Die Überwasserphase ist also heute mein Angriffspunkt. Ich betrete die Schwimmhalle und der Bademeister hat eine neue Platte aufgelegt. Zumindest spielt laute Musik und es ist ganz gute Stimmung im Becken. Zum Bahnen schwimmen bietet sich genügend Platz, was hervorragend ist. Ich packe meinen Plan aus und meine Hilfsmittel und schon kann es ins kühle Nass hineingehen. Ich bin motiviert, aber müde. Und ich weiß, dass auch heute meine Ernährung der schwimmerischen Abendbelastung sicherlich nicht ganz zuträglich ist. 

Schwimmen frisst bei mir unheimlich viel Energie. Wahrscheinlich nur gefühlt und nicht in Wirklichkeit, aber manchmal ist das Gefühl ja auch entscheidend. Ich schwimme mich 100 Meter ein und stelle fest, dass auf der Bahn neben mir zwei richtig flotte Schwimmgesellen unterwegs sind. Richtig cool ist das nicht, wenn man bei gleichem Abgang permanent hintendran gelassen wird. Es ist allerdings, wie immer, nicht so ratsam sich mit anderen Leuten zu vergleichen. Also Augen zu und durch. Ich lege Schnorchel* und Flossen* an und tauche in den Plan ein. 

Wasserlage ist das A und O

Stoppkraul und Winken erfordern eine stabile Wasserlage. Die habe ich früher mit den Flossen ganz prima hinbekommen. Heute ist das so eine Sache. Anscheinend stimmt mittlerweile mit meiner Unterwasserphase auch signifikant etwas nicht. Zumindest sacke ich ganz schön ab. Das heißt also, gerade das Stoppkraul passiert erst an der Wasseroberfläche und dann merke ich, wie ich langsam aber sicher absinke. Ich drücke mich also nicht richtig ab. Der Beginn der Unterwasserphase scheint richtiger Schrott zu sein. Dass ich meinen Arm nicht richtig nach vorne ausstrecke und deshalb das Wasser schon mal nicht richtig zu packen bekomme, das sehe ich. Immerhin schaue ich ja auch immer mal nach vorne. 

Also arbeite ich nicht nur an der Überwasserphase, sondern strecke auch meinen Arm nach dem bestmöglichen Eintauchen besonders gerade und weit nach vorne. Uhhhiiii. Schultermobilität ist dabei auch so eine Sache. Schwimmen ist jetzt doch nicht so locker flockig aufzuwärmen, wie ich das tatsächlich dachte. Oder wie ich es mir gewünscht habe. Im Grunde war mir immer klar, dass es ein Neustart wird. Und zwar ein kompletter. Ich glaube, ich kann immer noch schwimmen. Aber einen Blumentopf gewinne ich damit ganz sicher niemals. Aber genügend Blumentöpfe habe ich außerdem eh. 

Ohne Energie klappt nichts

Nach guten 25 Minuten kommt der Hungerast, weil meine Ernährung sich auf Schwimmtraining am Abend noch nicht eingestellt hat. Da reicht ein Mittagessen eben einfach nicht aus. Wenn ich normalerweise um 19:30h Abendessen und jetzt eben beim Schwimmen bin. Da muss ich mich irgendwie anders verpflegen. Auch, wenn ich vielleicht keinen Hunger davor habe. Während der Beckenzeit Hunger zu bekommen ist wirklich ziemlich bescheuert. Ich leide. Es ist nicht zum Umkippen, aber es ist so schlimm, dass ich die Paddles* Phasen noch schwächer absolviere, als ich sie sonst absolvieren würde. 

Und dann weiß ich eben auch nicht, ob Paddles Schwimmen überhaupt etwas bringt. Also wenn man kaum Kraft hat, nützt dann der Einsatz der Paddles etwas? Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist aber, dass mein Hunger mehr wird, meine Kraft weiter abnimmt und dass die 200 Metern saubere Technik wahrscheinlich eher 8 x 25 Meter gewesen sind. Die Rollwende spare ich mir und wende einfach am Beckenrand. Die Pause kommt mir nämlich sehr gelegen. Meinen heutigen Plan kürze ich auf diese Abfolge knallhart herunter:  

  • 100 m Einschwimmen
  • 8x50m Schnorchel & Flossen (25 Stoppkraul / 25 Winken)
  • 5x100m Paddles & Schnorchel
  • 200 m saubere Technik
  • 300 m Paddles & Flossen
  • 200 m Ausschwimmen

Und steige nach 45 Minuten total geschafft aus dem Becken. Da kann man mal wieder sehen, wie wichtig die Energiebereitstellung so ist. Die Duschräume sind eiskalt und zugig, aber wenigstens ist das Wasser warm. Im Gegensatz zum Mittwoch habe ich meinen Schwimmrucksack auch deutlich besser gepackt, was mich sehr freut. Nur die Verpackung der nassen Handtücher, die muss ich noch optimieren. Aber ich merke bereits, wie die Routine wieder Fahrt aufnimmt. Wie schön. Ich fahre extrem hungrig und müde heim.