Heute findet die erste Swimnight am Langener Waldsee in der 2022 Saison statt. Zumindest ist es so angedacht. Ich möchte unbedingt teilnehmen. Allerdings soll es heute Nachmittag und Abend auch Unwetter geben. Da wir nicht, wie Lea, der Eisenfrau, nur 10 Minuten vom See entfernt wohnen, entschließen wir uns gegen das Risiko. Ich muss also eine Alternative finden. Selbst wenn es dann heute Abend doch mit dem Schwimmen im See passen sollte, möchte ich mein Training gerne vorher durchziehen. Was ich habe, das habe ich. Und wenn uns dann das Gewitter den Langener Waldsee und das dortige Schwimmen verhagelt, dann ist das eben so. 

Plan B – das Freibad

Ich bin so entspannter, als wenn ich jetzt keinen Plan B habe. Mein Plan B ist natürlich anders, als ihn sich der Coach vorgestellt hat. Zumindest vermute ich das. Vielleicht hätte ich das Schwimmen, wenn es nicht im Freiwasser stattfindet, auch einfach ausfallen lassen sollen? Ich entscheide mich allerdings dafür zum Freibad im Dorf zu laufen, dann eine halbe Stunde zu schwimmen und dann wieder heimzulaufen. Das sollte prima in meine heutige Mittagspause passen und die ist, laut Wetterbericht und Himmelcheck auch absolut gewitterfrei. Denn im Freibad ist Gewitter ja ebenso unlustig, wie am See. 

Um möglichst wenig Logistik an den Tag zu legen, laufe ich im Triathlonanzug zum Freibad. In meiner Laufweste habe ich das Eintrittsgeld, meine Badekappe, die Schwimmbrille und die Ohrstöpsel und ein kleines Minihandtuch. Unser Freibad betritt man durch einen Automaten. Hier sitzt keiner mehr, um zu kassieren. Interessant. Ich war schon viele Jahre nicht mehr hier. Also löse ich die Eintrittskarte, gehe durch das Drehkreuz und spaziere zum Becken. Im Kleinkinderbereich ist die Hölle los, im Becken ist nur der Sportbereich und die Schnellschwimmerbahn besetzt. Im Spielebereich, der auch noch abgeteilt ist, ist eine einzige Person. 

Bahneneinteilung

Die Schnellschwimmerbahn ist durch zwei Brustschwimmer besetzt, die sich unterhalten. Im Sportbereich schwimmen zwei Personen, die ebenfalls an der Unterhaltung teilnehmen. Ich ziehe meine Laufschuhe, die Socken und die Bandage aus und frage eine der Sportbereichsschwimmerinnen, wo man wohl duschen kann. Sie schaut irritiert und fragt: „Warum duschen? Äh, es gibt kalte Duschen dort vorne.“ Aha. Wie schön. Ich dusche eiskalt und zack, bin ich auch schon im Becken. Ich bleibe mal im Sportbereich und schwimme einfach immer hin und her. Manchmal mache ich eine Rollwende, manchmal kippe ich einfach ab und schwimme zurück. 

Genau da, wo ich entlang schwimme, beginnt ein Herr nun mit einer Art Wassergymnastik. Klar, dass er das im Sportbereich macht. Immerhin ist Wassergymnastik oder im Prinzip jegliche Art sich im Wasser zu bewegen irgendwie auch Sport. Er ist diesbezüglich wirklich uneinsichtig und so wende ich einfach kurz neben ihm oder davor. Auf den Meter wird es jetzt nicht kriegsentscheidend im Training ankommen. Die Schnellschwimmerbahn ist mittlerweile durch eine Dame in Blümchenbadekappe besetzt, während sich das vierer Unterhaltungsgrüppchen aus dem Becken entfernt hat. 

Der Wassergymnast und ich sind alleine im Sportbereich und geben gefühlt alles, um uns gegenseitig zu übertrumpfen. Ich schwimme und schwimme, während er am Rand umherspringt und die Beine schwingt. Die Blümchenbadekappe schwimmt zwei Bahnen und verlässt das Becken mit einer großen Verabschiedung in alle Richtungen. Sie wird direkt durch eine andere Schnellschwimmerin abgelöst. In den Sportschwimmerbereich, in dem ich nach wie vor meine Bahnen ziehe, kommt eine Frau hinzu. Sie trägt einen Badeanzug mit Inkamuster und beginnt mit lockerem Brustschwimmen. Der Wassergymnast verlässt das Becken und eine Bekannte der Inkamusterbadeanzugfrau kommt dazu. 

Distanzermittlung für Profis

Sie erklärt, dass sie eine neue Sportuhr hat und ich mache eine kurze Pause, um meine Badekappe zurechtzurücken. Die Sportuhr kann ihr heute ihre Distanz sagen und darauf sind nicht nur die beiden Damen, sondern eben auch ich jetzt sehr gespannt. Ich schwimme weiter hin und her und mache einfach etwas Strecke. Die Inkamusterbadeanzugfrau und die Dame, mit der neuen Sportuhr, schwimmen einige Bahnen und unterhalten sich dabei. Auf der Schnellschwimmerbahn, die in der Mitte des Beckens abgetrennt ist, schwimmt nun ein Herr langsames Brust, oder zumindest etwas Ähnliches. Meine 30 Minuten sind rum. 

Die neue Sportuhr zeigt der Dame an, dass sie 3.000 Meter geschwommen ist, und es wird grob geschätzt, dass ich rund 10.000 Meter unterwegs war. Ahja. Da ist natürlich nicht der Fall. Aber ich sage dazu einfach gar nichts und ziehe meine Bandage und meine Laufschuhe an. Dann verlasse ich das Schwimmbad und trabe heim. Die Mittagspause habe ich ziemlich gut genutzt. Ich freue mich. Und heute Abend ist tatsächlich ein heftiges Gewitter und die erste Swimnight 2022 wird abgesagt. Also: alles richtig gemacht. Prima!