Das Reservierungssystem für den Parkplatz am Langener Waldsee und ich haben es schwer. Zumindest scheint mir das derzeit so. Um 17h soll das Feierabendticket frei geschaltet werden und es soll 4 EUR kosten. Das benötige ich, um den Waldsee anfahren zu können, denn vor Ort gibt es keine Möglichkeit ein Parkticket zu kaufen. Um 17h und auch um 17:15h gibt es aber nur Parkplatztickets für 7,50 EUR. Das ist das Tagesticket. Meiner Meinung nach auch für einen Tag ein absoluter Preisknaller, aber ok. Von Feierabendticket ist also nichts zu sehen. Ich muss mich dann recht zügig entscheiden, weil meine Alternative, das Schwimmbad, ebenfalls nur begrenzte Öffnungszeiten hat. 

Was mache ich jetzt also?

Entweder ich warte ab und hoffe, dass noch Parktickets freigeschaltet werden und ich dann eben später, aber noch rechtzeitig zum Langener Waldsee fahren kann. Oder ich verwerfe den Waldsee und die Swimnight und gehe ins Becken. Das Becken ist keine tolle Alternative, aber es ist eine Alternative, die für mich machbar ist. Und obwohl ich weiß, dass der Coach sich unter Freiwasserschwimmen nicht das Schwimmen im Freibad, sondern im See oder Meer vorstellt, ist überhaupt schwimmen sicherlich besser, als nicht zu schwimmen. Ich entscheide mich also wieder für das Freibad. Allerdings habe ich keine Lust. Freibäder sind mir zuwider. Meistens sind sie knallvoll und ich mag es nicht, wenn viele Leute um mich rum sind. 

Außerdem sind Freibäder laut. Gefühlt wird in Schwimmbädern generell meistens herumgebrüllt. Vollkommen ohne Sinn und Verstand. Ich kann dem Spielen im Schwimmbecken auch nichts abgewinnen. Wenn ich im Schwimmbad bin, dann schwimme ich eben. Was für eine Langweilerin ich doch bin. Ich laufe also zum Schwimmbad und betrachte mir das Areal von außen. Hier ist überhaupt gar nichts los. erstaunlich. So schlecht ist das Wetter schließlich nicht und immerhin haben wir einen Feiertag. Aber ok. Der Sportschwimmbereich ist leer, die Schnellschwimmerbahn unbesetzt und im Spielbereich toben zwei junge Damen und drei Jungs. 

Wegen Überfüllung kann ich die Sache hier jetzt also nicht abbrechen. Besonders laut ist es auch nicht und jetzt bin ich ja schließlich auch schon mal hier. Ich zahle den Eintritt und laufe direkt zum Becken. Dort angekommen stecke ich meine Klamotten in den Schwimmrucksack, ziehe Badekappe, Schwimmbrille und Ohrstöpsel an und starte meine Uhr.  Dann dusche ich flott eiskalt, weil wir hier anscheinend nur eiskalte Schwallduschen haben, und begebe mich auf die Sportschwimmerseite. Und dann schwimme ich los. Einfach immer hin und her. Alleine. Die Sonne ist herrlich und verschwindet immer mal hinter einer Wolke. Der Wind ist mal stark, mal schwach, aber nicht sonderlich störend. 

Die zwei Rettungsschwimmer, die heute Aufsicht haben, sind aufmerksam. Allerdings merken sie wahrscheinlich, dass bei mir alles glattläuft, was ja auch ganz schön ist. Mittlerweile schwimmt jemand neben mir und gibt einfach alles. Das Wasser im Sportbereich wird regelrecht durchpflügt. Falls der Herr einen schlechten Tag hatte, so ist seine Schwimmerei für ihn anscheinend gerade das perfekt Ventil, um die Laune wieder zu neutralisieren. Ich schwimme einfach meinen Stiefel weiter und wenn es mir zu wellig wird, dann gebe ich etwas Gas und lasse den Herrn hinter mir. Das stört ihn. 

Streckenschwimmen

Ich merke das und lasse mich wieder zurückfallen, nur um dann gleich noch mal Gas zu geben. Mir gefällt dieses hin und her ganz gut, weil ich so prima üben kann, wie es ist, wenn ich etwas schneller schwimmen möchte, oder eben mal kurz durchschnaufe. Ein sehr gutes Training. Der Coach hat heute angesagt, dass ich 40 Minuten schwimmen soll. Nach 20 Minuten verschwinden die zwei jungen Damen aus dem Spielbereich, mit der Ankündigung, dass sie nun unter der warmen Dusche zu finden sind. Mein Streckenschwimmen läuft hervorragend. Im Freibad, wenn nichts los ist, habe ich wirklich ein bisschen mehr Abwechslung, als im Hallenbad. 

Hier schaue ich nach den Wolkenformationen, lasse den Herrn überholen, nur um ihn dann wieder einzusammeln und  beobachte Vögel und Flugzeuge. Nach 1.900 Meter und 42 Minuten drücke ich meine Uhr ab und steige aus dem Becken. Das ist auch die Distanz, die ich in Duisburg schwimmen muss, von daher finde ich es ganz cool, dass ich die einfach mal geschwommen bin. Vor allem, wo wir ja vorhin noch auf dem Rad gesessen haben. Ich schnappe mir meinen Rucksack und spaziere in die Dusche. Die läuft. Die beiden jungen Damen duschen. Also ungefähr seit 20 Minuten. Ich frage, ob es möglich ist, dass sich eine der Duschen kurz nutzen kann. 

Und dann frage ich, ob sie bei „Fridays for Future“ dabei sind. Ein Mädchen überlässt mir ihre Dusche und bejaht, dass sie selbstverständlich bei Fridays for Future dabei ist. Ich frage daraufhin, während ich mir bei ausgeschalter Dusche die Haare einshampooniere, ob 20 Minuten warm duschen da nicht irgendwie kontraproduktiv ist. Die jungen Damen schauen mich ganz unverständlich an und fragen, wie ich das meinen würde. Ich schalte die Dusche wieder an, wasche das Shampoo aus den Haaren und sage, dass ich dazu leider nichts anderes sagen kann, außer, dass 20 Minuten warme Dusche sicherlich nicht sonderlich klimafreundlich sind. Dann verschwinde ich in die Umkleidekabine. 

Die Mädchen unterhalten sich darüber, dass „die Frau sicherlich gemeint hat, dass wir das Wasser verschwendet haben“, und ich ziehe mich währenddessen an und stecke die Haare hoch. „Die Frau“ spaziert dann zurück nach Hause. Ohne Freiwasserschwimmen im Trainingsprotokoll. Aber immerhin bin ich geschwommen. Das finde ich gut und sportlich. Richtig prima!