Bei der Planung des Trainingsplans dachte der Coach, dass ich heute einen Ruhetag brauche. Aber da dem nicht so ist und ich ja gute 1,5 Jahre nicht geschwommen bin, sprechen wir uns kurz ab und ich fahre zum Schwimmtraining. Mittwochs wird geschwommen. Ich finde, das ist fast so eine tolle Regelung, wie die, dass Dienstagfrüh Rollentraining ist. Manchmal ist es gut flexibel zu sein. Aber manchmal sind Traditionen oder Routinen auch ganz prima. Davon hatte ich es ja erst beim Lauftraining. Gerade, wenn man eine passende Schwimmzeit gefunden hat, ist die besonders wertvoll. Eine Zeit, wo nicht viel los ist. Wo man gut parken kann oder wo die Querschwimmer nur in übersichtlicher Anzahl vorhanden sind.  

Gerade Menschen, die lieber Kreise oder generell ohne Richtung schwimmen, sind für Triathleten eine wahre Wasserplage. Auch Schwimmer, die extrem langsam Brust schwimmen, und dafür auf die Sportbahn gehen, sind anstrengend. Sportliches Schwimmen liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Ebenso eine Linienführung. Oder die Pflicht eine Linie zu schwimmen. Wer hat die überhaupt ausgerufen? Gibt es die denn überhaupt, wenn keine Leinen gespannt sind? Eben. Weiß man nicht und wer bin ich oder ein anderer Triathlet, dass wir eben lieber Linien schwimmen, als Kreise? Das finden die anderen Schwimmer sicherlich auch ziemlich nervig. Ich will mich da also nicht beschweren. 

Man muss auch immer die Perspektive der Anderen sehen. 

Immerhin bin ich ja nicht alleine auf diesem Planeten. Rücksichtnahme ist überall angebracht. Und trotz rücksichtsloser Gesellen in meiner unmittelbaren Umgebung werde ich nicht müde, weiterhin auf andere Rücksicht zu nehmen. Ich suche mir also gerade beim Schwimmen eine Zeit aus, wo die Kreisschwimmer nicht durch meine Wasserspritzerei gestört werden und wo der Sportbrustschwimmer gerade aus dem Wasser kommt. Sowas erfordert auch ein bisschen Fingerspitzengefühl. Aber ich glaube wirklich, dass mein Leben damit im Wasser deutlich einfacher ist. 

Heute will ich an meiner Kraultechnik im Ganzen arbeiten. Also nicht mit einzelnen Technikübungen, sondern einfach den kompletten Kraulzug. In einem 25 Meter Becken kann man das ganz prima trainieren, weil man ehe man wirklich aus der Puste kommt, ja schon am Beckenrand angekommen ist. Ein 25 m Becken kann man ja zur Not auch ohne Atmen durchqueren. Es ist also perfekt, um den Kraulstil zu trainieren. Als Trainer hab ich mir heute den Zeugwart mitgenommen. Der kennt sich aus, kann gut beobachten und die richtigen Tipps geben. Und er sieht auch, wie seine Verbesserungen oder Berichtigungen dann umgesetzt wurden und kann seine Anweisungen schnell justieren. 

Außerdem ist am Zeugwart ziemlich gut, dass er ganz einfach neben mir her schwimmen kann. So kann er mein Kraulen über die Beckenstrecke hinweg beurteilen. Manchmal schwimmt man nämlich am Anfang die ersten paar Züge ganz grandios und dann lässt die Kraft, die Konzentration und überhaupt alles nach. Und die letzten Meter schwimmt man dann eben wie immer. Also nicht so, wie es perfekt wäre. Also bei mir ist selbst ist natürlich auch der erste Teil der konzentrierten Schwimmerei selten perfekt. Mein linker Arm wird nämlich toll angehoben, während mein rechter Arm es nur ganz knapp über die Wasseroberfläche schafft. 

Immer 25 m mit direkter Kontrolle zu schwimmen wirkt bei mir allerdings Wunder. Das habe ich gehofft, aber doch nicht so umfassend erwartet. Die stetigen Hinweise des Zeugwarts helfen mir ganz hervorragend mich über kurze Strecken hinweg zu verbessern. Ich schwimme langsam ordentlich, schneller ordentlich und kann die Geschwindigkeit auch ganz gut variieren. Dann erhöhe ich die Strecke einfach und versuche die gute Kraultechnik beizubehalten. Das ist natürlich einfacher gedacht, als umgesetzt. Aber Übung macht eben auch hier, wie überall, den Meister. Und so hangle ich mich heute ganz ohne Plan, aber mit viel Technikübungen durchs Wasser.