Jedes Jahr vor dem IRONMAN Frankfurt finden Trainingstage statt, bei denen die IRONMAN Frankfurt Starter die Strecken kennenlernen können. Der Zeugwart und ich finden, das ist immer eine tolle Gelegenheit im Langener Waldsee zu schwimmen, weil man nicht an die Schwimmzone gebunden ist, sondern eben abgesichert auch außerhalb unterwegs sein kann. Die Swimnight bietet dafür ja auch wöchentlich die Möglichkeit, aber eben „nur“ eine Runde und nicht, wie im IRONMAN, zwei. Wenn es also irgendwie möglich ist, dass wir zum IRONMAN Swimday fahren, dann machen wir das. 

Für heute hat mir der Coach die Teilnahme sogar in den Plan geschrieben. Wir fahren also zum Langener Waldsee und holen vorher noch Leia, die Eisenfrau ab. Die will ebenfalls mitschwimmen. Am See treffen wir noch den Coach und sind so doch eine ganz schöne Truppe von Schwimmern, die dabei sind, aber nicht beim IRONMAN starten. Am Swimday darf nämlich jeder mitschwimmen, der einen Haftungsausschluss unterschreibt. Ich habe meinen Neoprenanzug bisher noch nie angehabt. Es ist also ein wahres Abenteuer heute, und zwar in jeder Hinsicht. Denn im Freiwasser war ich ja auch schon seit einigen Jahren nicht mehr. 

Ich bin aber sehr zuversichtlich. Denn, wie mit vielen Dingen, ist es auch beim Seeschwimmen hauptsächlich der Kopf, der die Sache bestimmt. Außer, wenn es um die Passform eines neuen Neoprenanzugs geht. Da bestimmt der Kopf eher weniger. Natürlich passe ich noch in den Anzug rein, aber es ist doch ein bisschen mühsam, so nassgeschwitzt in die engen Beine zu kommen. Und dann habe ich ja auch noch einen Hintern. Aber auch den schaffe ich dann tatsächlich in den Neo rein und wir können zum See stiefeln. Alle anderen hier auf dem Parkplatz sind einfach blitzschnell in ihren Anzügen drin gewesen. Aber gut. 

Am See ziehe ich mich weiter an und wir treffen noch den Flitzer. Allerdings nicht in Schwimmmontur. Er ist nur als Begleitung hier und macht dem Zeugwart seinen Anzug zu. Im Gegensatz zu früher, haben wir uns heute nicht mehr viel zu sagen. Erstaunlich, wie sehr man sich auseinanderlebt. Ich laufe mal direkt ins Wasser und lassen den Anzug so richtig voll laufen. Dann rücke ich ihn zurecht und habe gleich ein deutlich besseres Gefühl. Ziemlich verrückt, was das für einen Unterschied macht. Also das gewässerte zurechtrücken meine ich. Und dann stehe ich wieder nur ganz kurz am Seeufer und schaue auf die Bojen, die wirklich weit entfernt sind, ehe es losgeht. 

Die Triathleten stürzen sich in die Fluten und schwimmen zur ersten Boje. Ich klatsche Leia, die Eisenfrau ab und küsse den Zeugwart. Dann schwimme ich los. Wohl wissend, dass die Sache für mich sicherlich kein Selbstläufer ist, habe ich mich von allen Zusammenschwimmaktionen und wir bleiben bei einander Verabredungen losgesagt. Ich muss nur auf mich selbst achten jetzt. Und natürlich auf wilde Athleten um mich rum, aber nicht auf den Zeugwart oder die Eisenfrau. Jeder schwimmt für sich. Natürlich sind wir trotzdem alle zusammen, aber eben nicht direkt. Ich ziehe gut durch und finde passende Füße. Die sind mir dann aber etwas zu langsam, also schwimme ich nebendran und dann vorbei. 

Dann passiere ich die erste Boje und vor mir kreuzt jemand. Ok. Das macht keinen Sinn. Ich schwimme in die richtige Richtung, was macht der Typ denn bitte? Gut, dass mir Patrick Lange beigebracht hat, wie ich jemanden überschwimme. Das kommt mir jetzt gelegen. Also schwimme ich einfach über den Typ drüber und fertig. Ich bin jetzt in einer ganz passenden Gruppe und hier lässt es sich ganz gut schwimmen. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, als wären wir hier besonders flott unterwegs. So wichtig ist mir die Geschwindigkeit heute allerdings auch nicht. 

Es ist ja ganz offensichtlich schon ganz cool, dass ich hier mit den IRONMAN Athleten gut mithalten kann. An der nächsten Boje geht’s links ab und dann ist das Trapez auch gleich fertig geschwommen und ich biege wieder links ab und schwimme zurück zum Ufer. Mittlerweile bin ich ein bisschen kurzatmig. Klar. Ich habe auch vergessen, mein Spray zu nehmen. Wie dämlich. Ich hechel jetzt ein bisschen und mache deshalb keine dreier oder fünfer Atmung mehr, sondern eher die zweier. Vor mir schwimmt einer Schlangenlinien. Warum auch immer. 

Wenn der das beim IRONMAN auch so macht, dann kann das ja eine krasse Sache werden. Immerhin sind es dort 3,8 km zu schwimmen und das nur, wenn man den direkten Weg wählt. Wenn nicht, ist das ja auch unnötige Kraftverschwendung. Und gerade auf einer Langdistanz braucht man doch wirklich jeden Energiefunken. Ich schwimme weiter meinen Stiefel und wähle den praktisch direkten Weg. Einfach von Boje zu Boje, aber eben jetzt mit ein bisschen mehr Atmung, als auf dem Hinweg. Die zweite Runde schwimme ich nicht. Das entscheide ich noch vor der letzten Boje. Einfach, weil ich morgen in Bruchköbel fit an den Start gehen will und nichts riskieren muss. 

Als ich am Ufer ankomme, steht der Zeugwart schon da und dann kommen hinter mir auch Leia, die Eisenfrau und der Coach. Leia geht auf die zweite Runde und ist ganz beseelt. Der Coach startet nächste Woche beim IRONMAN 70.3 Luxembourg und schenkt sich die zweite Runde. Ich kann hier am Ufer nach kurzer Zeit wieder tief und regelmäßig einatmen und bin zufrieden. Meine Geschwindigkeit war nicht sonderlich hoch, aber meine Navigation war top. Und das ist ja auch was wert!