Für die Pflanzen auf unserem Balkon ist es scheinbar immer noch kein Winter. Der Schnittlauch und die Petersilie treiben neu aus und der Lavendel ist ganz knapp davor Knospen auszubilden. Dabei ist es Nachts schon ziemlich frisch und kommt sogar an Minusgrade heran. Trotzdem haben die Pflanzen auf dem Balkon das Gefühl, dass der Winter noch fern ist.
Winter.
Als wir heute zum schwimmen fahren, übernehme ich das Gefühl. Obwohl ich es besser wissen müsste. Immerhin kann ich ja das Thermometer ablesen, die Pflanzen können das nicht. Und obwohl ich 1°C deutlich lese, ziehe ich nicht meine Winterjacke an. Wie geblendet kann man nur sein? Ein fataler Fehler! Unfassbar, dass mir, als erfahrener Winterspezialist sowas passiert. Bei 1°C über Null springe ich also in meine Weste und mache mich auf zum Schwimmtraining. Jetzt geht’s ja noch mit der Temperatur, aber wie wird es nach dem Training sein? Wärmer wird es in den zwei Stunden ganz sicher nicht. Und ich friere eh schon den ganzen Tag.
Wenigstens ist das Schwimmbadwasser heute nicht so kalt wie sonst. Oder es fühlt sich einfach nicht so kalt an, weil mir ja eh schon kalt ist? Ein physikalisches Phänomen vielleicht? Oder ein wärmender Zufall? Mein Gefühl ist was die Wassertemperatur angeht, auf jeden Fall nicht geschockt und so springe ich sicherlich irgendwie nilpferdähnlich ins Wasser und kraule voller Inbrunst auch gleich die erste Bahn durch.
Nichtschwimmer.
Fühlt sich so an, als wäre ich kein Nilpferd, sondern ein Nichtschwimmer, aber ich komme trotzdem an. Immerhin. Das ist auf jeden Fall ein Erfolg, denn bereits nach 30m hat es sich so angefühlt, als wäre ein Ankommen auf der anderen Seite unmöglich. Aber das soll nicht demotivierend wirken und so drehe ich um und kraule auch gleich noch zurück. Schwimmen ist so ein langweiliger Sport. Unfassbar. Mir ist bereits nach den zwei Bahnen total langweilig und ich hätte nicht übel Lust aufzuhören. Aber beim 70.3 Kraichgau kann ich ja leider nicht mit dem Renndirektor vereinbaren, dass ich -im Gegensatz zu allen anderen- nur 100m schwimme. Ich kann es natürlich versuchen, vermute aber, dass er diesbezüglich unerbittlich sein wird.
Also weiter trainieren. Ich arbeite ein paar Übungen von Maverick aus unserem Kraulkurs ab und bin nach jeder Bahn fix und fertig. Sekundenweise Erholungspausen machen auf einmal einen Sinn. Ohne erscheint mir das Überleben kaum möglich. So ging es mir selten beim Schwimmtraining. Ich schwimme viel „nur Beine“ und gefühlt noch mehr „nur Arme“. Heute ist der Pullkick von Marco die Carli mein bester Freund. Der bleibt mal hier, mal auf der anderen Seite am Beckenrand liegen und hilft als Schwimmbrett über dem Kopf, über den Knien, wenn ich auf dem Rücken oder dem Bauch schwimme ähnlich gut, wie als Buoy zwischen den Beinen.
Nach 40Minuten schwimme ich mich aus und höre auf. Für nächste Woche muß ich meine Musik wieder flott machen. Das Schwimmtraining hat ansonsten keinerlei Anziehungskraft für mich. Sowas langweiliges. Und das, obwohl ich tatsächlich ein Ziel vor Augen habe. Und eigentlich auch behaupten würde, ich schwimme gerne. Aber offenbar verschieben sich die Liebschaften bei mir gerade. Schwimmen ist eine lästige Pflicht und eben die Auftaktdisziplin.
Ich muß unbedingt sicherstellen, dass es nicht zum mentalen Horror wird.
Es gibt 2 Kommentare
Hallo Claudi,
du sprichst mir aus der Seele. Aber wir haben ja ein Ziel und das Schwimmen gehört halt dazu.
Also ziehen wir es weiter durch.Ich habe gehört, wenn man es nur lange genug macht, wird es irgendwann ganz leicht und locker:-) .
Vielleicht tröstet es Dich etwas, dass ich ein bisschen weiter schwimmen muss als Du ;-).
LG Frank
Du bist ein wirklich harter Hund, Frank… kein Wunder, dass Du die doppelte Meterzahl zurücklegen wirst. Ich bin gespannt, ob es wirklich leicht und locker wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Viele Grüße,
Claudi