Jetzt, wo ich mir ja einen Schwimmtrainer gesucht habe, wäre es fatal einfach nicht zu schwimmen und zu erwarten, dass er es schon richten wird. Nur, weil ich jetzt jemanden habe, der es mir beibringt bzw. mal draufschaut, was ich da eigentlich so mache, heißt ja nicht, dass es jetzt gleich klappt. Oder dass ich nicht mehr üben muß. Wenn man einen Klavierlehrer hat, heißt das ja auch nicht automatisch, dass man Klavier spielen kann. Im Umkehrschluß brauchen manchen Leute auch gar keinen Klavierlehrer und spielen trotzdem ausgezeichnet.

Es ist also längst nicht damit getan, dass der SchwimmGuru jetzt an meiner Seite ist. So schön das auch wäre. Obwohl mir ja das Schwimmen an sich auch Spaß macht. Wäre also auch irgendwie blöd, wenn ich das jetzt nicht mehr machen müsste. Am schönsten schwimmt es sich entweder auf einer abgesperrten Bahn, oder im Meer. Natürlich nicht im kalten Meer und nicht mit super vielen Wellen, sondern in einem angenehm temperierten Meer mit leichtem Wellengang und natürlich am liebsten nicht zu salzig.

Wir freuen uns über ihre Extrawünsche… oder so ähnlich. Eine abgesperrte Bahn ist in Frankfurter Schwimmbädern meistens Luxus und nur für Vereine zu haben, umso mehr freue ich mich, wenn ich tatsächlich mal in aller Ruhe schwimmen gehen kann. In einem Schwimmbad, ohne ständig kreuzende Kinder oder Schwimmer, die nicht möchten, dass ihre Haare naß werden… das ist wahrer Luxus. Und eigentlich auch nicht zu haben. Außer im Urlaub. Da passiert das öfter.

Derzeit sind der Zeugwart und ich in Mexiko im Urlaub und wir haben einen wunderbaren 20 Meter Pool. Wunderbar im Sinne von die Aussicht aus dem Pool ist grandios, man bekommt Getränke direkt am und wenn gewünscht sogar im Pool serviert und die Sonne scheint ständig. Der Pool ist ab Mittags auch so aufgewärmt, dass er zum schwimmen fast gar nicht mehr zu gebrauchen ist. Weil die meisten Menschen im Urlaub eh ausschließlich im Pool stehen und sich entweder unterhalten, fotografieren oder etwas trinken, ist die Temperatur allerdings eh zweitrangig. Wenn man schwimmen möchte, ist der frühe Morgen die beste Zeit.

Cancun

Der Pool der Rumstehenden wird sonst arg voll und man wird beim Bahnen schwimmen eher komisch angesehen. Manche Hotelgäste schauen regelrecht bemitleidend, wenn ich meine Badekappe anziehe. So, als wäre ich zu bedauern, weil ich schwimmen muß und weil der Schwimmtrainer mir Hausaufgaben aufgibt. Erfreulicherweise kann es einem ja meistens absolut egal sein, was die anderen Leute so denken. Meistens fährt man damit eh besser und kann ja sowieso selbst am Besten einschätzen, was da an Denken angebracht oder total daneben ist.

Ich schwimme heute mit Badeanzug bewaffnet ein paar der Übungen, die der SchwimmGuru mir gezeigt hat. Für mich ist es schon mal extrem erstaunlich, dass ich mich überhaupt an die Übungen und Ratschläge erinnere, aber anscheinend klappt das schon mal. Mein Gedächtnis ist sonst alles andere als bemerkenswert, aber in diesem Fall lege ich wohl wirklich wert drauf und schon, sind bestimmte Sache eingebrannt. Ich schwimme im glasklaren Pool meine Bahnen, achte auf alles, was er gesagt hat und übe und übe und übe. Die anderen Gäste schauen mich mit ihren Schirmchendrinks in der Hand an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der Zeugwart dagegen findet die neue Geschwindigkeit nicht schlecht und teilt lediglich mit, dass die Überwasserphase nach wie vor grottig aussieht.

Wenn ich mich recht erinnere, ist es dem SchwimmGuru aber gar nicht so wichtig, wie es aussieht, sondern er legt Wert darauf, wie ich voran komme. Und tatsächlich komme ich ziemlich gut voran, wenn ich so schwimme, wie er es mir sagt. Warten wir also ab, wie sich das noch entwickelt, denn immerhin haben wir uns ja bisher nur einmal getroffen. Den Rest meines Tages verbringe ich übrigens stets mit einem schmackhaften Schirmchendrink bewaffnet auf einer Sonnenliege im Schatten einer leicht im Wind schwankenden Palme. Immer darauf bedacht, mich rechtzeitig zu wenden, nachzucremen oder die sanften Meereswellen im Blick zu behalten. So ein Urlaub kann ganz schön stressig sein.