Gestern war ich zum Auffrischen einer Schutzimpfung und weil ich ja ein fleißiger #Judithathlet bin, habe ich bei der Terminvereinbarung extra nachgefragt wie das mit dem Sport so ist. Ich erwähnte, dass ich heute früh zum Adler ins Schwimmtraining gehen möchte. Das ist kein Problem, war die telefonische Auskunft. Und gestern, als ich mir die Spritze dann abgeholt habe, bekam ich die Auskunft, dass ich bitte 24 Stunden keinen Sport machen soll. Aber, so sagte ich gleich, dann müssen wir die Impfung verschieben, denn morgen früh möchte ich gerne schwimmen gehen. Ahh, so sagte die Sprechstundenhilfe, das ist kein Problem, Schwimmen ist ja gar kein Sport. Da könnte ich natürlich gerne hingehen. Beim Schwimmen schwitzt man ja auch gar nicht. Eine absolut plausible Erklärung.
Ich marschierte also gestern mit Imfpung und der neuen Erkenntnis, dass Schwimmen als Sport nicht zählt, zurück nach Hause und packe meine Schwimmtasche. Ich überlege außerdem, ob die Olympioniken im Schwimmen die Ansicht teilen und ob nur mein Schwimmen nicht als Sport zählt, und beschließe, dass ich heute einfach mal etwas langsamer mache und nicht volle Kanne ranklotze. Der Adler hat Verständnis und weist mir eine der Außenbahnen zu. Heute schwimmen wir absteigend. Alle das Gleiche, aber nach Schnelligkeit sortiert. Ich habe auf dieser Bahn praktisch gar keinen Druck. Ich brauche meine Beine kaum zu benutzen um beim einschwimmen bereits auf die Schwimmkollegen aufzuschwimmen.
Das zeigt mir sehr gut, was es heißt rauszunehmen und einfach mal langsamer zu machen. Aufschwimmen ist doof und überholt werden ebenfalls, also halte ich mich wirklich so gut es eben geht zurück und schwimme langsam und bedächtig. Während die Mitschwimmer am Beckenrand pausieren schwimme ich allerdings weiter und überrunde so mehrfach. Das passt aber. Wenigstens drängel ich so nicht und keiner fühlt sich gegängelt.
Hier auf dieser Schwimmbahn kann ich meinen geimpften Körper tatsächlich gut schonen. Nach den 400m einschwimmen absolvieren wir 6 x 50m Techniktraining. Der Hauptteil hat heute keine Meterangabe, der Adler teilt mit, dass wir 10 Minuten nur Beine schwimmen sollen. Wie weit man damit kommt steht nicht zur Debatte. Wir schwimmen einfach kontinuierlich nur Beine. Alle Schwimmarten sind erlaubt. Na großartig. Nur Beine ist bei mir ja nicht besonders produktiv. Zumindest komme ich kaum voran.
Die nächste Aufgabe sind 20 Minuten nur Arme, mit Pullbuoy. Ich bin, was Pullbuoys angeht, gut ausgestattet. Von meinem gewonnenen Tag mit Marco di Carli habe ich immer noch ein Schwimmbrett, was auch als Pullbuoy genutzt werden kann und dann habe ich noch einen ganz normalen Pullbuoy. Beides schleppe ich in meinem Utensiliennetzbeutel immer mit zum Training. Monatelang frage ich mich dabei schon, warum ich das mache. Das kombinierte Schwimmbrett – Pullbuoy – Ding sollte ja eigentlich ausreichen. Heute offenbart sich mir, das Warum und der Sinn meiner kontinuierlichen Netzbeutelschlepperei mit vermeintlich doppeltem Inhalt.
Das Kombiutensil ist zu dünn, mein innerer Oberschenkelmuskel kann die Schwimmhilfe nicht gut festhalten. Mein rechtes Bein ist überfordert. Obwohl ich bei „nur Arme“ ja vollkommen auf den Einsatz der Beinmuskulatur verzichte, beginnt mein innerer Oberschenkel total schnell vor Überlastung zu zittern und ich muß den Pullbuoy wechseln. Wer hätte das gedacht? Ich könnte „nur Arme“ sicherlich auch mit nur ganz wenig Beineinsatz schwimmen, also den Pullbuoy komplett weglassen, aber irgendwie will man ja im Training schließlich dazugehören und das machen, was die anderen machen.
Bei der nächsten Ansage, 20 Minuten ganze Lage wechseln wir die Bahn und werden umverteilt. Die Frankfurter Schulklassen nutzen den Dienstag Morgen zum Schwimmunterricht und so räumen wir die Bahn, weil es sicherlich mit 20 Kindern zusammen etwas zu voll wird. Mit dem Eintreffen der Schulklassen erhöht sich auch die Lautstärke im Bad. Vorher hörte man uns plätschern, ab und an hört man auch den Adler, der eine neue Ansage macht. Ansonsten hört man manchmal die Lüftung und ansonsten hört man ausschließlich Stille. Mit der ist es jäh vorbei, wenn die Schulklassen das Schwimmbad stürmen. Kinder haben mit Lautstärke kein Problem. Unter der Dusche wird gekrischen und gequietscht, es ist zu kalt oder zu heiß und grundsätzlich muß bei der Zusammenkunft von mehreren immer mit erhobener Stimme gesprochen werden.
War garantiert früher auch schon so, ich bin total sicher. Auch wir hatten damals Schwimmunterricht und die Duschen waren entweder zu kalt, oder zu warm. Und manchmal ist rumhampeln ganz sicher auch einfach nur cool, wenn es alle tun. Die Welt ändert sich in vielen Bereichen… aber manches ändert sich einfach nie.