Nachdem ich gestern der doch recht zweifelhaften Empfehlung des Rezeptionisten gefolgt bin, lasse ich es heute früh mit dem laufen gehen. Ich war gestern sowieso viel zu spät noch am arbeiten und kann die Stunde länger schlafen deshalb heute auch ganz gut verkraften. Was ist gegen Schlaf schon generell zu sagen? Eigentlich nichts. Nachdem ich meinen Koffer wieder gepackt habe und über das gute Zureden des Zeugwarts zu einem anständigen Boardcase wieder einmal froh bin, spaziere ich ins Büro. Wenigstens 15 Minuten gehen habe ich so heute schon mal auf der Uhr. Da ich heute wieder abreise, wird’s im Büro noch mal richtig stressig. Weil ja dann doch immer noch viel anliegt und weil es irgendwie wie früher ist, als meine beste Freundin und ich gerade dann so richtig ins Spiel gefunden hatten, als wir schon wieder heim mussten.

Timing

Trotzdem bekomme ich alles abgearbeitet, kann noch ein paar ahnungslosen Kollegen auf die Sprünge helfen und bin begeistert, dass ich dann doch pünktlich für meinen Flieger aus dem Büro raus komme. Perfektes Timing klappt also irgendwie doch, wenn man es eben drauf anlegt. Auch bei der Abreise aus dem Vereinigten Königkreich zeige ich meinen Personalausweis zahlreich vor. Mein Bild wird akribisch genau mit meinem Anlitz verglichen und ich werde sogar gebeten die Brille abzunehmen. Dank der Terroristen, die denken Bomben zünden sei eine Lösung für ihr Problem, lohnt sich so ein Ausweis auf einmal richtig. Ich sitze zeitnah im Flugzeug und habe eine komplette Reihe für mich, während sich vorne die Banker mit weiteren geschäftstüchtigen tummeln. Hier kann ich ganz in Ruhe noch ein bischen was arbeiten.

Verwirrt

Nachdem der erste Service durch ist, zücke ich meinen Badeanzug aus dem Koffer und die Flugbegleiterin fragt mich im Scherz, wofür ich den denn jetzt brauche. Ich antworte ihr toternst, dass ich den jetzt hier anziehen werde, denn ich gehe ja jetzt zum schwimmen. Sie ist wirklich etwas verwirrt und hat wahrscheinlich wirklich schon mit genügend Bekloppten zu tun gehabt, als sie mich in die Toilette verschwinden lässt. Wahrscheinlich drückt sie sich selbst gerade die Daumen, dass ich etwas über den Badeanzug ziehe. Und so ist es dann natürlich auch. Die Flugbegleiterin atmet sichtlich erleichtert auf, als ich vollständig bekleidet und nicht ausschließlich im Badeanzug, aus der Flugzeugtoilett spaziere und meinen Platz erneut einnehme. Irgendwie wäre es aber doch lustig gewesen, wenn ich jetzt im Badeanzug rausspaziert wäre. Aber gut. Wahrscheinlich hätten sie mich dann eingebuchtet?

Main

Swimnight

Der tollste Pilot, mit dem ich seit langem geflogen bin, landet das Flugzeug überpünktlich und weil ich ja nur Handgepäck mit habe, bin ich auch ziemlich flott draußen. Muß ich auch sein, denn heute ist Swimnight am Langener Waldsee und da möchte ich schließlich hin. Warum auch sonst der Badeanzug? Den Zeugwart treffe ich heute direkt am See, zusammen mit einigen Kollegen und natürlich den besten Vereinsmitgliedern. Da das Wetter sehr gut ist, ist der Athletenansturm heute auch entsprechend und erfreulicherweise geht es ein paar Minuten später los, als ursprünglich geplant. So bleibt noch genügend Zeit alle zu begrüßen. Zu meiner Überraschung treffen wir auch den Windschattengeber am See. Der hat sich in der letzten Zeit ja verdammt rar gemacht und hatte seine Freizeitplanung mehr als gar nicht im Griff. Oder auf einen komplett anderen Fokus ausgerichtet und jedweden Kontakt mit uns auf ein Minimum reduziert.

Heute lockt den Windschattengeber aber einerseits die Swimnight und andererseits ganz bestimmt auch die anschließende Pizza, die auch heute garantiert nicht fehlen wird. Nachdem alle Mitschwimmer in ihren Neoprenanzügen stecken, obwohl der See eine wirklich angenehme Temperatur hat, geht’s auch schon los mit der Schwimmerei. Lisabet und ich beschließen etwas zu warten und als ich dann losschwimmen will, schlägt sie mir vor, doch erst mal noch nach rechts zu schauen. Weitere Massen von Triathleten arbeiten sich nämlich hier immer noch ins Wasser. Gut, dass sie alles im Blick hat! Ich stoppe meine Uhr wieder und so warten wir noch etwas ab, ehe es dann losgeht zur ersten Boje.

Gesellschaft

Für mich ist schnell klar, dass ich nur eine kleine Runde schwimme. Meine Rippen tun mir beim schwimmen sehr weh und ich brauche schon bis zur ersten Boje mehrere Pausen um den Rücken wieder rund zu machen. Der Neoprenanzug verschafft mir ganz offensichtlich einen ordentlichen Beinauftrieb und der wiederum drückt mich ins Hohlkreuz. Die Rippen mögen kein Hohlkreuz, soviel ist sicher. Mit vielen Pausen schwimme ich also heute von Boje zu Boje. Allerdings habe ich die ganze Zeit Gesellschaft. Zwei Herren, perfekt ausgestattet mit Nasenklammer und Neoprenanzügen machen keine Pausen, sind aber trotzdem immer um mich rum. Anscheinend schwimme ich also nicht ganz so langsam, wenn ich währendessen noch Pausen machen kann und die Gesellschaft sich doch nicht ändert? Lisabet teilt mit, dass sie mit einer großen Runde starten wird und ich bade mich weiter voran. Wirklich schwimmen tue ich nämlich nicht.

Das Ausziehen des Neos ist dann auch noch mal unangehm, aber natürlich zu schaffen, ich kann ja nicht im Neo Pizza essen gehen. Und nachdem alle Bekannten wieder wohlbehalten an Land angekommen sind, marschiert der Zeugwart zur Swimnight Schlüsselaufbewahrung und wir treffen uns am Auto. Blitzschnell angezogen geht’s dann mit wehenden Fahnen natürlich zur Pizzeria. Liebgewonnene Traditionen sollte man möglichst nicht sterben lassen.