Der Ruhetag gestern hat dem Knie, ach was, vor allem dem Oberschenkel, sehr gut getan. Wirklich. Ich hätte das nicht gedacht, dass das bischen Radlerei als Laufbegleitung tatsächlich für den Oberschenkel eine Aufgabe darstellt, aber so war es ganz offensichtlich. Gestern stand nichts auf dem Trainingsplan und so habe ich auch tatsächlich nichts gemacht. Das tat gut. Irgendwie fällt mir das Aufstehen heute früh trotzdem schwer und auch meine Lust am Schwimmtraining kommt über die Zeit bis zum Anziehen und Losfahren nicht. Ich befinde mich in einem Trott. Das heißt also, ich mache, weil ich es eben immer so mache, aber eben nicht mit Elan oder Freude. Ich mache einfach.

Und oftmals ist das genau richtig. Einfach machen. Das hilft, um nicht den Kopf zu verlieren, sondern einfach bei der Sache zu bleiben. Das mag ich am Trainingsplan auch. Selbst wenn mir nicht danach ist hilft der mir bei der Sache zu bleiben und einfach zu machen. Obwohl ich mich in den letzten Tagen schon vermehrt frage, warum das alles eigentlich. Auf der Fahrt zum Schwimmtraining merkt man richtig, dass der Frühling kommt, obwohl es heute ziemlich kalt ist. Aber die Bäume tragen schon etwas grün und es ist hell. Noch heller als letzte Woche. Ist natürlich logisch, aber eben trotzdem erwähnenswert.

Es liegt sicherlich an der gedrückten Gesamtathletenstimmung, die ich heute so an den Tag lege, aber die morgendliche Anschweigerei finde ich noch unerträglicher als sonst und zusätzlich frage ich mich, ob es für jemanden, der eh keinen Triathlon macht, wirklich notwendig ist Mitglied in gleich zwei derartigen Vereinen zu sein. Nun ja. Jetzt bin ich schon mal hier, also kann ich auch schwimmen gehen und so starte ich die Uhr und gleite ins Wasser. Das Einschwimmen geht mir mittlerweile wirklich leicht von der Hand und ohne ist so ein Schwimmtraining ja eh nicht richtig begonnen. Heute werden es 500m bis wir eine andere Anweisung kriegen und dann geht’s auch gleich richtig los. Technikübung wird an Technikübung gereiht und anscheinend habe ich eine ganz gute Auffassungsgabe, denn ich muß vorschwimmen.

Vorschwimmen bei Technikübungen heißt ja hauptsächlich, dass derjenige die Übung vor macht und alle sie dann nachschwimmen können. Wir schwimmen und schwimmen und jede Übungsabfolge empfinde ich als ganz logisch und überhaupt nicht schwer. Die Durchführung ist dann total schwer und richtig anstrengend, aber das steht eben auf einem anderen Blatt. Wissen, wie etwas gemacht wird, heißt eben nicht automatisch, dass man das auch kann. So ist das ja in anderen Bereichen auch. Nicht jeder Trainer kann super flott rennen, aber er weiß eben trotzdem, wie man seine Athleten schneller macht.

Genau deshalb nutze ich ja die Möglichkeit eines Trainers. Als #judithathletin bekomme ich einen Trainingsplan geschrieben und die Chefin macht… ja. Was macht sie eigentlich mit dem Trainingsplan? Sie schreibt ihn, damit ich mich sportlich betätige. Aber was wollen wir erreichen? Ist das ein Rehatrainingsplan? Eigentlich nicht, und doch kommt es mir manchmal so vor. Auf einen Wettkampf bereitet der mich zumindest nicht vor. Obwohl ich mich am Wochenende zum Women’s run angemeldet habe. Natürlich für die Walkingstrecke. Und beim Teamevent B2Run mache ich auch mit. Auch als Walker. Immerhin. Dabei sein ist alles.

Die Techniksequenzen werden etwas umfangreicher. Das heißt nicht, dass wir länger am Stück schwimmen, es heißt nur, dass ich mir mehr Bausteine merken muß, die ich zusammensetzen soll. Der Adler hat sich ausgedacht, erst machst Du A, dann kommt B dazu. Dann behälst Du A und B bei und machst auch noch C und so weiter. Eigentlich total gut, weil wir quasi eine Sequenz einüben, also eine Übung konzentriert und ordentlich machen und dann einen weiteren Aspekt dazunehmen. So baut er nach und nach einen ziemlich perfekten Ganzzugtechnikteil auf, der dann in seiner nächsten Ansage bei ganze Lage Kraul in einem wunderbar hübschen, sehr ansehnlichen Kraularmzug endet. Schlauer Typ der Adler.

Wir beenden das heutige Schwimmtraining also mit einem ziemlich tollen Kraularmzug, ehe die Schulklasse das Schwimmbad regelrecht stürmen und der Lärmpegel in der mittlerweile vom Sonnenlicht fast laternenartig erhellten Traglufthalle heftig ansteigt. Warum man als Schüler immer lauter spricht als nötig, ist wahrscheinlich nicht so genau zu ergründen, außer, dass es eben so ist und irgendwann schlagartig endet, wenn die Schüler größer sind und es sie selbst nervt. Bei denen, die hier immer auftauchen, ist dieses Stadium aber noch lange nicht erreicht. Soviel ist sicher. Als ich unter die Dusche gehe, ist es dort schon fast gespenstisch still. Die duschenden Damen unterhalten sich über ihre anstehenden Wettkämpfe und was sie so erreichen möchten. Ich kann dazu nichts sagen, ich habe keinen Wettkampf in Aussicht. Und auf die Frage, warum ich dann überhaupt trainiere, und die Antwort, weil ich gerne schwimme, ernte ich Kopfschütteln.

Manchmal ist die Schweigsamkeit am Morgen doch angenehm.