Nachdem ich nun leider weiß, dass ich nur eine Krankenhauspause mache und nächste Woche wieder in der Uniklinik in Gießen sein werde, kommt mir ein Schwimmerlebnis außer der Reihe heute gerade passend. Bei Erdinger habe ich letzte Woche, noch stationär im Krankenhaus, bei einem Gewinnspiel mitgemacht und tatsächlich gewonnen. Deshalb darf ich heute zusammen mit Laura Philipp und Patrick Lange im Langener Waldsee schwimmen gehen. Das ist doch eine Wucht. Ich freue mich heute schon den ganzen Tag darauf, ziehe mich im Büro schon mal schwimmtauglich an und fahre dann überpünktlich an den Langener Waldsee.

Dank des Wetters ist heute am See überhaupt nichts los.

Ein paar Camper, die auch den kühleren Temperaturen trotzen glänzen mit Anwesenheit, aber der komplette Strand ist frei. Ein Triathlet schwimmt an der Leine entlang, es ist einsam am See.

Wir treffen uns am Sailfish Zelt, wo wir heute auch die Gelegenheit hätten uns einen Anzug auszuleihen. Allerdings weiß ich schon, dass ich in meinem Anzug am Besten schwimme und deshalb schlüpfe ich da da rein. Wir quatschen ein bisschen, ich erzähle, wie sehr mir die Zeit beim SchwimmGuru weitergeholfen hat und dann sind die Stars des Abends auch schon da. Laura Philipp ist total sympathisch. Sie hilft beim Neo zuziehen und wir plaudern ganz locker. Keinerlei Starallüren, als wäre es das Natürlichste der Welt, dass sie hier mit mir zum See runter marschiert.

Am Wasser wärmen wir uns ein bisschen auf, kreisen die Arme und Patrick Lange fragt, was wir denn so wissen möchten oder was er uns so zeigen kann. Er fragt, wie wir vorgehen, wenn es eng wird beim schwimmen, wie wir uns aus einer nervigen Situation befreien, weil uns einer immer im Weg rumschwimmt, oder weil uns jemand immer anrempelt. Ich halte bei sowas ja an. Ist mir irgendwie lieber, als mir eine zu fangen. Anhalten kommt für den Weltmeister natürlich nicht in Frage. Ist ja ein Wettkampf und sicherlich hat er recht, wenn er sagt, dass auch ich lieber weiterschwimmen sollte, als Platz zu machen.

Mmhh. Klingt spannend.

Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dann müsste ich ja jemanden galant Überschwimmen? Kann ich nicht. Weiß ich jetzt schon. Wir schwimmen uns ein bisschen ein, schwimmen in Zweiergruppen hinter einander her, behindern uns gegenseitig um auch das mal zu üben und dann üben wir das Verhalten, wenn uns einer Quer schwimmt. Ich überschwimme meine Schwimmpartnerin ein paar mal, gebe mal Gas und sehe aus dem Augenwinkel, dass Patrick direkt neben mir schwimmt. Unfassbar, dass er dann einfach über mich drüber schwimmt. Das ist doch ein Ding. Aber weil es ja eine Übung ist, schwimmt er als nächstes so orientierungslos quer, dass ich einfach über ihn drüberschwimme. Ha. Morgen im Büro werde ich das natürlich jedem auf die Nase binden. Jedem. Ich habe den Weltmeister überschwommen. Das hat super geklappt. Einfach so, Zack, ein beherzter Zwischengriff und schon bin ich drüber. Und der Überschwommene merkt es tatsächlich kaum.

 

Ob ich da jemals drüber weg komme? Wahrscheinlich nicht. Weiß ich jetzt schon. Wir üben noch den Massenstart vom Land und im Wasser und dann schwimmen wir noch eine durch den DLRG abgesicherte Runde, außerhalb der üblichen Schwimmzone. Um mich rum ist kaum jemand, wir sind ja auch nicht viele. Ich orientiere mich prima, greife brilliant und gleite. Ach was wäre der SchwimmGuru heute zufrieden! Und ich bin dabei zusätzlich noch total entspannt. Nach dem Schwimmtraining springen wir alle aus den Anzügen und es geht zurück in die Straßenklamotten. Mittlerweile stehen auch ein paar Kisten Erdinger Alkoholfrei bereit und wir greifen alle zu und quatschen noch ein bisschen.

So ein Treffen ist für mich immer etwas ganz Besonderes.

Die Profis haben ja genug zu tun und ich verstehe, dass man im Rahmen eines Wettkampfs eher weniger Lust und Zeit hat seinen Fans Rede und Antwort zu stehen. Heute Abend ist das anders und Laura erzählt über das Training und ihren Respekt vor der Langdistanz. Patrick erzählt bereitwillig über seinen Tagesablauf und wie er sein Team vor so einem Wettkampf durchstrukturiert. Da ist der Triathlon eben wirklich ein Vollzeitjob, man kann das wirklich so bezeichnen. Wunderbar finde ich, dass besonders Patrick immer wieder betont, dass uns der Sport Spaß machen soll. Da hat er einfach recht. Wer kein Geld damit verdient, der sollte sein Hobby vor allem gerne machen. Einfach Logik, die allerdings tatsächlich nicht selbstverständlich ist, das merke ich auch an den anderen glücklichen Gewinnern. Zu viel Druck sollte man sich einfach nicht machen, wenn der Alltag nicht ausschließlich aus Triathlon besteht.

Dieser Gewinn war wirklich toll und hat mir die Krankenhauspausenwoche absolut versüßt. Danke an die Glücksfee von Erdinger, dass ich ausgewählt wurde! Ich bin total müde und geschafft, als ich daheim bin, aber ich weiß, dass ich meine Geschichte, dass ich den Weltmeister überschwommen habe, noch lange erzählen werde.

So etwas ist unbezahlbar… vor allem, wenn die gesundheitlich Zukunft derzeit so unklar ist.