Das Rhein-Main-Gebiet ist in der Hitze gefangen. Einerseits beschweren wir uns über rutschige Straßen im Winter und im Sommer ist es dann immer zu heiß oder es regnet zu wenig oder beides. Ich mag es heiß, auch wenn ich dabei so einen extremen Wasserverbrauch habe, dass ich mir manchmal überlege, ob das wohl alles so mit rechten Dingen zugeht. Heute fahren wir an den See, denn es ist Swimnight und sicherlich lässt sich die Wärme am vermeintlich erfrischenden Langener Waldsee auch noch eine Ecke leichter nehmen.

Natürlich ziehen wir heute keine Neoprenanzüge an. Eigentlich war ich die ganze Zeit unschlüssig, denn ich habe heute Grosses vor, weil ich mich ganz verrückt für einen Schwimmwettkampf angemeldet habe, und da wollte ich lieber mit Neo schwimmen, aber es ist einfach zu warm. Ohne Neo verspricht es eine Abkühlung zu geben, mit Neo wäre der Weg zum See schon viel zu heiß. Und dann noch die Zeit, bis es losgeht… also im Triathloneinteiler und unten am Ufer angekommen auch sofort ab ins kühle Nass. Wenn man so aufgeheizt ist vom Tag, dann ist ja praktisch jedes Wasser erfrischend. Wir quatschen noch ein bisschen und dann geht’s heute aber auch wirklich flott los.

Nach der üblichen, kurzen, Erklärung stürzten sich die ersten Athleten sofort in die Fluten. Wow. Ich bin beeindruckt. Die haben heute tatsächlich noch einiges vor, oder sie essen zeitig. So auf Startschuss ab und los gab es hier wirklich selten. Oder ich bin ansonsten immer noch mit erzählen und zuhören abgelenkt? Heute geht’s auf jeden Fall zack zack und als der Zeugwart dann noch mitteilt, dass ja jetzt eine Lücke gesichtet wurde und wir deshalb jetzt auch losschwimmen, geht’s wirklich zack zack. Ich schwimme also hinter allen her. Auf der Suche nach der Lücke, die der Zeugwart ja eben am Ufer identifiziert hatte, schwimme ich mich durch wirklich viele Athleten. Ich habe das Gefühl, dass für mich heute Massenstart auf dem Plan steht?

Das hätte man mir ja auch mal sagen können. Na gut. Das ist vielleicht tatsächlich ein ganz gutes Training für dieses Schwimmen, für das ich mich da angemeldet habe. Als ich an der ersten Boje vorbei bin, lichtet sich auch tatsächlich die Masse etwas. Die Hälfte biegt ab, die andere schwimmt weiter. Von denen, die mit mir die große Runde schwimmen, hat nicht jeder Orientierung. Es ist wirklich beeindruckend, wie viele Leute kreuz und quer schwimmen, obwohl die Boje wirklich sehr gut sichtbar und tatsächlich genau vor meiner Nase ist. Aber vor mir schwimmen manchen Leute quer vorbei, was ja bedeutet, dass sie überall hin, nur nicht zu Boje möchten. Denn die ist ja genau vor mir. Erfreulicherweise stören mich die Querschwimmer nicht, denn seit meiner Schwimmeinheit mit Patrick Lange weiß ich ja, wie ich solchen „Hindernissen“ am Besten begegne.

Ich habe die Lücke zwar immer noch nicht gefunden, von der der Zeugwart gesprochen hat, aber mittlerweile lichtet sich das Feld vor mit etwas. Ich habe nun auch ein paar angenehme Vorschwimmerbeine gefunden und schwimme zwar mein normales Tempo, brauche aber viel weniger Energie, weil ich im Wasserschatten rumhänge. So richtig ehrgeizig ist das nun auch nicht, aber da ich es ja heute nicht mit einer Runde bewenden lassen möchte, bin ich nicht sicher, ob ich jetzt auf dem Rückweg zum Ufer schon so richtig einen raushauen will. Ich halte mich also etwas bedeckt im Schatten und komme tatsächlich sehr entspannt am Ufer an. Da steht der Zeugwart und kennt meinen Plan. Deshalb schickt er mich gleich wieder los.

Erfreulicherweise bin ich nicht alleine, sondern Leia ist ebenfalls auf dem Weg zur zweiten Runde, so dass ich mit ihr mitschwimmen kann. Auf der Strecke mit einer der coolsten Eisenfrauen, die ich kenne, ist schon ziemlich unwirklich. Ich schwimme ein Stück mit ihr im Wasserschatten, dann gebe ich Gas und schwimme etwas zügiger zurück zum Ufer. Ich fühle mich immer noch total gut und bin kaum angestrengt. Tatsächlich bin ich heute einfach so noch eine kleine Runde hinterhergeschwommen. Und das, obwohl ich die Lücke bis zum Schluß nicht gefunden habe.