Weil der Zeugwart eben ein richtiger Zeugwart ist, kennt er sich nicht nur mit Material aus. Er findet da natürlich stets Neuigkeiten, klar. Aber er ist vor allem auch ein Internet- und Zeitungsdurchstöberer und kann mit Tipps und Tricks dienen, die ich selbst nie finden würde. Das liegt vor allem daran, dass ich mir für ein Durchstöbern von Zeitungen keine Zeit nehme. Und ich schaue mir auch wenige Videos an. Die Zeit nehme ich mir nicht, sondern nutze sie anders. Ob das ein besserer Nutzen ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hat mir der Zeugwart kürzlich nahe gelegt zwei Videos von Effortless Swimming anzusehen. Unter anderem die YMCA Drill.

Anscheinend ist das eigentlich ein Schwimmtrainingsanbieter, für den man monatlich eine Gebühr bezahlen muss. Dann bekommt man wohl einen Onlinezugang und kann unbegrenzt Videos schauen. Auf dem YouTube-Kanal gibt’s allerdings so viele Videos kostenfrei, dass ich mich ehrlich frage, was da für die Teilnahmegebühr noch zusätzlich kommen soll. Wie auch immer, schaue ich mir das Video, also die zeugwartsche Empfehlung, natürlich an, ehe wir heute zum Schwimmentraining fahren. Mit YMCA verbinde ich natürlich sofort das Lied und hoffe deshalb, dass ich mir die Ausführung ganz gut merken kann. 

Das ist bei mir nämlich immer das Problem. Ein Video ansehen ist ja schön und gut. Allerdings ist das eigentlich Wichtige ja, dass ich es auch umsetzen kann. Und da hapert es bei mir oft und intensiv. Ich merke mir dann einfach nicht alle Details und damit ist so ein Schwimmvideo eben auch nicht wirklich hilfreich. Die YMCA Drill ist allerdings wirklich einfach und kompakt. Die Erklärungen sind einprägsam und ich bin guten Mutes, als wir heute zum Schwimmbad fahren. Netterweise begleitet mich der Zeugwart. Mit einem Trainer oder Beobachter auf der Bahn kann ich sowas gleich viel besser umsetzen. 

Wir fahren auch heute wieder ins Hallenbad zum Training. Im Freibad ist einfach zu viel los und an richtiges Bahnenschwimmen ist nicht zu denken. Deshalb gibt es einmal mehr Hallenbadidylle, wie so oft. Nach dem Einschwimmen, dass ich heute wirklich ausgiebig mache, lege ich Schnorchel und Flossen an und beginne mit der YMCA Drill. Also mit den vier Armhaltungen, die der gute Mann von Effortless Swimming in seinem Video beschreibt und vormacht. Meine Güte ist das schwierig! Viel schwieriger, als ich es angenommen habe! Ich schwimme ja schließlich regelmäßig, warum also ist das jetzt so eine Quälerei? 

Für mich ist die Konzentration auf die vielen Aspekte das Anstrengende. Also die Finger unter dem Handgelenk und das Handgelenk unter dem Ellbogen. Nicht so schwer? Denkste. Für mich ist das schon eine Aufgabe. Und das ist nur die erste Haltung, die es in der YMCA Drill umzusetzen gilt. Die nächste Position schiebt die Schulter vor und behält den hohen Ellbogen bei. Das geht besser, aber nicht seitengleich. Also meine Schokoladenseite kommt klar raus. Als nächste Position geht es in den Diamanten, also die Händen unter dem Körper, aber nicht zu weit nach hinten. Die Ellbogen sind weiter abgenickt. Auch das klingt doch total einfach, wenn man es liest oder hört. Und bei dem Schwimmer, der das im Video vormacht, sieht es auch total einfach aus. 

Das ist aber eine Täuschung.

Die YMCA Drill ist alles andere als leicht oder einfach. Ich muss mich nicht nur ordentlich konzentrieren auf alles zu achten, ich halte auch meine Arme und Hände ganz anders als sonst. Das könnte natürlich das Hauptthema sein, ist mir auch klar. Wahrscheinlich ist richtig schwimmen so viel anders, als das, was ich so die ganze Zeit mache, dass ich morgen den Muskelkater des Monats haben werde? Ich halte aber gut durch und komme, vor allem dank der aufmerksamen Korrekturen vom Zeugwart und meinem Frontschnorchel gut durch die Übung. Immer mal wieder lege ich dann auch die Flossen ab und setze den Kraulzug komplett zusammen. Einfach, weil sich das eben auch mal gut anfühlt. 

Mehr als einmal schwappe ich dann aber zurück zur YMCA Drill inklusive Flossen und Frontschnorchel, um meine Armhaltung, den Winkel meiner Hände oder die Position meiner Ellbogen zu justieren. Und ganz besonders die letzte Halteposition der YMCA Drill macht mich fertig. Gefühlt zum ersten Mal überhaupt macht es in meiner Körper – Kopf- Verbindung ganz laut Klick und ich drücke mich regelrecht vom Wasser ab. Einfach total bekloppt, dass das einfach so plötzlich heute mal passiert. Und dann ist es noch verrückter, weil ich das dann einfach umsetze und einfach alle auf meiner Bahn abhänge. Wie toll das ist! 

Natürlich werde ich jetzt deshalb nicht super ausdauernd auf diese Art und Weise schwimmen können. Immerhin muss ich meine Handhaltung stark umstellen und das schlaucht garantiert und kostet Kraft und damit Energie. Als ich nach dem Training aus dem Becken steige, merke ich meine Oberarme auf jeden Fall schon mal ordentlich. Haare waschen schaffe ich aber noch, was ja schon mal ein ganz gutes Zeichen ist. Und T-Shirt über den Kopf ziehen klappt auch. Vielleicht wird es ja doch nicht so schlimm mit dem Muskelkater? Die Hoffnung stirbt zuletzt.