Die Zeit vergeht, wie im Flug. Es ist wie heim kommen und obwohl ich schon an vielen Orten stets wiedergekommen bin, hat es sich selten so vertraut angefühlt, wie hier. Nachdem der Zeugwart und ich gestern einen Ruhetag hatten, weil die Chefin vorgeschlagen hat, dass ich mir meine Zeit mit packen vertreiben soll, geht es heute früh zum Flughafen und dann zum altbewährten Trainingslager mit Tricamp nach Mallorca. Zurück zur Finca, die mir in den letzten Jahren wirklich ans Herz gewachsen ist, zurück zur Chefin und dem Tonangeber und zurück zu den vielen tollen Athleten, ohne die es auf der Finca nur halb so schön wäre.
Am Flughafen macht ein älterer Herr ein Foto von einem Flieger und sagt gleich darauf zu seiner Begleitung, dass er das dann ja auch gleich wieder löschen kann. Erinnerungen vom Feinsten also. Ich treffe in der Damentoilette auf zwei Herren, die, weil sie schon mal da sind, auch gleich bleiben und in der nächsten Schlange am Schalter, frage ich die letzten die warten, ob sie anstehen. Die beiden älteren Herrschaften bejahen. Und dann dreht sich die Dame um und fragt mich, wofür sie hier überhaupt steht. Ahja. Ich erkläre ihr, dass ich hier stehe, weil ich eine Frage zum Sitzplatz habe, dass ich aber natürlich nicht weiß, was sie fragen möchte. Sie teilt mir aufgeregt mit, sie hat gar keine Frage. Es sei nur ihr erstes Mal überhaupt, dass sie fliegt und da dachten die Herrschaften eben, sie stellen sich mal an. Macht ja total Sinn… in deren Augen zumindest.
Im Flieger sitze ich neben einer sehr sympathischen Ärztin, die eine Fortbildung auf Mallorca macht und wir blicken beide gemeinsam einer wunderbaren Woche entgegen. Sie zieht zusätzlich zur eigenen Praxis drei Kinder groß und hat einen Mann, der Rennradfahrer liebt. Manchmal hat man einfach Glück mit den Sitznachbarn. Wie immer, gibt es, nachdem wir die Koffer vom Band geholt haben, dann nach einem schönen Wiedersehen am Flughafen mit dem Physiotherapeuten auch ein angenehmes hallo auf der Finca. Zwischendurch telefoniere ich noch mit dem Radrennfahrenden Sugardaddy, der mitteilt, der Zeugwart soll ihm bitte einen neuen Mantel besorgen, weil er hier ständig am Nachpumpen wäre. Es ist nicht alles, wie immer, denn unser Zimmer wurde umgestellt und nun wirkt es viel größer, aber alles, was sich verändert hat, war zum Guten. Und während ich die Koffer auspacke, kümmert sich der Zeugwart mit dem Räuberhauptmann um die Montage von Sätteln, Pedalen und Navihalterungen.
Nachdem alle Fincabewohner ordentlich auf ihren Rädern sitzen und es diesbezüglich wirklich kaum mehr Optimierungsbedarf gibt, ist das Abendessen fertig und wir kommen alle zusammen. Es schmeckt vorzüglich und tut, mit der vielen frischen Luft sein übriges, um mich mit der nötigen Bettschwere auszustatten. Morgen steht uns die Einrollrunde bevor. Ich bin gespannt, wie ich mit dem Leihrad zurecht komme, und mit der Handhabung meiner Sprays. Und ob mein Knie mit der Bandage gerne auf Mallorca Fahrrad fährt. Ich könnte sicherlich noch mehr Dinge aufzählen, die morgen spannend werden, aber mir fallen vor Erschöpfung die Augen zu. So einfach ist das.