Weil uns das Schwimmen in der Halle in Muro nicht ganz so gut gefällt, wie die Nutzung eines Freibades in der Sonne, schwimmen wir heute im Pool des Club Pollentia. Das Schwimmtraining im gechlorten extrem weichen Salzwasser des Club Hotels ist anstrengend, die Sonne tut dazu ihr übriges. Und zusätzlich ist die Vorbelastung mehr, weil der Club Pollentia fast 30km und nicht nur knappe 12km von unserer Finca entfernt liegt, wie das Hallenbad in Muro auf dem Hügel. Hergefahren wird zum Club über die weltbekannte Schilfstrasse, ehe wir uns ganz der Sonne hingeben. Nach der Schwimmstunde, in der es hauptsächlich um die Wasserlage geht, was die Sache nicht weniger anstrengend macht, rollen wir über Campagnet zurück.

Campagnet liegt, wie gefühlt jeder Ort auf Mallorca, der nicht am Wasser liegt, auf einem Hügel. Über den, geht es also zurück und ehe wir ganz nach Hause fahren, ändert der Physiotherapeut, wie so oft, den Plan und fährt zum Schauplatz unseres nachmittaglichen Athleten gegen Trainer Schauwettkampfes.

Gestern wurde die Idee geboren, dass die Trainer heute gegen ihre Athleten unseren Haus Puig besteigen. Alle Trainer rennen, alle Athleten fahren Fahrrad. Die Devise lautet „all out“ oder „bis wir nicht mehr können“. Sowas passiert bei mir ja nie, also bin ich sehr gespannt. Die Wettkampfstättenvorbesichtigung in der Mittagshitze, nach dem Schwimmtraining beende ich, bevor ich den Puig richtig angefangen habe. Der Anblick genügt mir vollkommen und ich muß nicht zweimal bis rauf fahren um mich vollends abzuschießen.

Die kurze Pause auf der Finca nutze ich zur Zwischenerholung, ehe wir gegen den Wind die 5km zu Start unseres Schauwettkampfes rollen. Ich fahre betont langsam, was in der großen Gruppe nicht wirklich auffällt, weil wir von Profi bis Anfänger einfach alles dabei haben.

In der Startaufstellung stehe ich hinten. Ich kenne meine Berggemsenfähigkeiten und sie sind nicht besonders ausgeprägt. Zumindest bislang noch nicht. Es bringt also nichts, die Strasse nach oben zu versperren und den schnellen jegliche Möglichkeit zu nehmen an mir vorbeizuschießen. Ich starte ganz hinten und orientiere mich an der Chefin. Immerhin sind der Physiotherapeut und der Hüne innerhalb weniger Sekunden deutlich weit vorne und preschen den Berg hinter den schnellen Radlern unserer Truppe hoch. Ich ziehe derweil an der Chefin vorbei und schaffe es, sie konsequent immer einige Meter hinter mir zu halten. Sie kann die Serpentine innen nehmen, während ich lieber einen größeren Bogen fahre, bis ich rum bin. Dann ist es nicht ganz so steil. Die Hübsche ist hinter mir ,war heute nicht im Wasser , und feuert die Chefin zusätzlich auch noch an. Wahnsinn, was manche Menschen noch so für eine Puste haben.

Kurz vor dem Gipfel kommt der Geisenpeter runter gefahren und schiebt mich an. Was ein Wahnsinnstyp. Ich bekomme einen dermaßenen Schub, dass ich auf 18km/h Berg an beschleunige und mit seiner Hilfe und den Ansagen „noch 100m“ , „noch 50m“ etc. tatsächlich noch mal alles gebe. Was eine verrückte Welt das hier auf Mallorca doch ist. Ich schaffe es tatsächlich in 9:30Minuten die 2,5km mit 5% Steigung hoch und habe die Chefin hinter mir gelassen. Hätte ich natürlich nicht ohne den Geisenpeter geschafft, der mich echt knallermäßig unterstützt hat. Soviel Puste muß man einfach erst mal haben. Diese Männer aus den Bergen lachen über solche kleinen Minihügel, während ich auf dem letzten Loch pfeife.

Es ist einfach großartig hier oben. Wir haben eine grandiose Aussicht und ein tolles Teamerlebnis. Und auf nichts anderes kommt es an.

tricamp
Instagramm Tobi & Judith Heinze – tricamp.de

Nachdem wir uns alle etwas erholt haben, machen wir noch ein paar Bergaufsprints. Die Chefin und der Hüne behaupten, dass die für die Trainingsentwicklung sehr hilfreich sind und weil ich ja noch nicht vollends muskelermüdet bin, geselle ich mich dazu. Wir laufen 3x1Minute volle Kanne Berg auf und erholen uns in einer aktiven Pause, beim runterlaufen.

Sprint

Nach wie vor ist mir die Begriffzusammenführung von „aktiv“ und „Pause“ unklar, aber die werden es schon wissen, egal wie es heißt. Wir sprinten also was das Zeug hält. Und rollen im Anschluß den Hauspuig wieder runter.

Der Wind steht so passend, dass ich überhaupt nicht treten muß und trotzdem 34km/h fahre. Wie entspannend, nach dieser Trainingseinheit. Aber nicht schnell genug für die Chefin… wir beschleunigen also gemeinsam und holen extrem auf die weit vor uns fahrende Männergruppe auf. Und als die Chefin dann ruft… zieh vorbei… bin ich bei 43km/h und fliege an den Männern vorbei, als würden sie stehen. Und für einen –zugegebenermaßen kurzen- Moment, sind die Chefin und ich vorne. Dann jagen der Commander und der Zeugwart an uns vorbei und ich kann mich nicht in den Windschatten hängen. Die beiden ziehen an mir vorbei, wie Raketen und wenn man da den Anschluß verpaßt, ist der Zug einfach weg.

Nach dem Abendessen erfahren wir, dass die Athleten ihre Trainer um ganze 17Sekunden im Bergsprint einkassiert haben. Das ist ja wirklich beeindruckend.