In meinem Trainingsplan stand für gestern ein Ruhetag und den habe ich auch vollkommen ausgekostet. Wirklich selten habe ich so viel gedöst, rumgelegen und einfach gar nichts gemacht und die Situation dabei vollkommen genossen. Ich habe auch extrem lange geschlafen und bin deshalb heute also quasi so fit, wie es selten der Fall sein dürfte. Fit, ausgeruht und hoch motiviert starte ich also in meinen mega Trainingstag, den der Coach für heute auf den Plan geschrieben hat. In genau zwei Wochen geht’s für mich beim IRONMAN 70.3 Duisburg ins Rennen und der Coach findet es richtig und wichtig, die Dauer, die so ein Wettkampftag mit sich bringt, auch zu trainieren. Ich habe einen mega Trainingstag vor mir. 

Um die Sache logistisch möglichst perfekt hinzubekommen, spanne ich die Teamchefin ein. Sie wohnt gute 60 km entfernt und so beschließe ich vor einer Woche, dass ich doch einfach bei ihr im See schwimmen könnte, dann mit dem Rad heimfahre und dann bei mir zu Hause laufen kann. Drei Disziplinen an einem Tag mit ausgedehnten Verpflegungspausen zwischendurch. So will es der Plan. Und weil die Teamchefin schon immer einfach großartig ist, serviert sie zwischen schwimmen und radeln noch ein ordentliches Frühstück. So ist der Plan. Wir fahren also heute früh los und steuern aber das Schwimmbad an. Der See ist wegen Blaualgen gesperrt. 

Schwimmen

Ein fremdes Hallenbad ist immer ein Abenteuer. Finde ich zumindest. Wir parken und zahlen dann unseren Eintritt an einem Automaten. Die Umkleidekabinen sind übersichtlich und als wir zum Schwimmbecken laufen, werden wir schon wirklich kritisch beäugt. Im Becken sind bereits 10 Leute und ich sortiere mich nicht auf der Sportbahn ein, wo eine Dame sehr sehr langsam und bedächtig Brust schwimmt. Ich schwimme direkt auf der anderen Seite der Leine und kraule dort meine Bahnen. Allerdings kann ich das nicht lange machen, weil ein älterer Herr mir in altdeutsch Rücken entgegen kommt. 

Ist ja schließlich seine Bahn hier.

Natürlich. Ich frage die Brustschwimmerin, ob ich bei ihr schwimmen kann und das ist kein Problem. Sie lacht über die Rentnergang, die sich den großen Bereich zu eigen macht und keinen Platz für fremde Schwimmer lässt und so schwimmen wir nebeneinander her. Ich stoppe meine Uhr heute nach 39:40 Minuten auf 1.900 Meter. Bei meinem Rennen 2016 im Kraichgau bin ich 45 Minuten geschwommen. Na, das ist doch mal ein Unterschied! Ich steige aus dem Becken aus, was mittlerweile von unfassbar vielen Schwimmkurskindern übernommen wurde. Die Rentnergang wurde deshalb auf einen sehr kleinen Bereich zusammengepfercht. Aber Schwimmen ist jetzt auch bei den Herren eh vorbei. 

Ich dusche mich und trockne mich dann nur ab und ziehe mir meine Schuhe an. Umziehen tue ich mich nicht, denn ich fahre nach dem Frühstück bei der Teamchefin ja gleich mit meinem Rad weiter. Bis der Zeugwart angezogen ist, stelle ich mich noch ein bisschen in die Sonne. Dann fahren wir frühstücken und die Teamchefin tischt hervorragend auf. Dann mache ich mich zum Rad fahren fertig und weiter geht’s. 

Radfahren

Ich muss ein Stück durch die Stadt fahren, ehe es auf einen baulichen getrennten Radweg geht, den ich viele Kilometer lang nutzen kann. Auf dem Radweg fühle ich mich auch auf meinem Auflieger super wohl. Im Verkehr fahre ich ausschließlich auf dem Oberlenker und bin wachsam und bremsbereit. Nach guten 25 km beginnt der Gegenwind und ich muss mich ganz schön anstrengen, weil Gegenwind ja immer gegen mich ist. Zwar macht er auch andere müde, aber Andere sind mir ja ziemlich egal. Nach 30 km, also nach der Hälfte der Strecke nehme ich mein Gel und trinke etwas Wasser nach. 

Nach 50 km kommt mir der Zeugwart entgegen und erzählt, dass er heute einfach super krass gut drauf ist. Sein Schnitt auf dem Weg hier zum Treffpunkt sei einfach der Wahnsinn und er würde isch auch richtig gut fühlen. Ich sage, dass ich glaube, das liegt am Wind, weil ich nur Gegenwind hatte, und wir fahren weiter. Gegen den Wind. Der Zeugwart stimmt mir zu. Eben ist der die gleiche Strecke deutlich schneller unterwegs gewesen. Nachdem wir die Stadt wieder hinter uns gelassen haben, fahren wir am Main entlang zurück nach Hause. Hier kann ich weiterhin ganz hervorragend auf dem Auflieger fahren. 

Der Zeugwart hatte mir noch einen anderen Sattel montiert, der wirklich so viel bequemer ist, als der, den ich vorher hatte. Auf dem Auflieger fahren wird so gleich viel lockerer und angenehmer. Wir kommen gemeinsam daheim an und ich muss erst mal ordentlich etwas trinken. Dann nehme ich ein Gel und ziehe mir meine Laufschuhe an. Ein Lauf ist die letzte Disziplin am heutigen mega Trainingstag. Ich soll 12 km unterwegs sein. 

Laufen

Bestimmt wird es hart jetzt noch zu laufen. Seit Beginn meines mega Trainingstages sind einige Stunden vergangen und ich habe auch ein paar Kilometer hinter mir gelassen. Es ist heiß und die Luft steht. Sicherlich wird das für meine Lunge kein Vergnügen. Ich trete auf die Straße, starte meine Uhr und laufe los. Es ist schwer. Richtig schwer. Wie ich gesagt habe, noch ehe es losgegangen ist. Ich kann kaum atmen, muss trinken und Gehpausen machen und fühle mich unsportlich, schlapp und schwer. Ob das mit Duisburg eine gute Idee ist? Die Motivationsspirale dreht sich nach unten. Ich schnappe nach Luft, als würde ich rennen, dabei gehe ich mittlerweile. 

Die 12 km schaffe ich nicht heute. Ich bin froh, dass ich daheim ankomme. Was eine Pleite. Also wenn ich mich so in Duisburg fühle, dann wird das nichts. Soviel ist mal sicher. Allerdings ist der Kopf bei sowas auch die halbe Miete. Vermutlich wäre es besser gelaufen, wenn ich den Lauf nicht schon vor seinem Beginn schlecht geredet hätte. Wenn man sich einredet, dass es schwer wird, dann wird es auch schwer. Egal ob man super trainiert ist, oder eben nicht. Mein mega langer Trainingstag geht so auf jeden Fall zu Ende und ich freue mich über meine gute Schwimmzeit, trotz den Bahnwechseln und den angriffslustigen Rentnern. Nächste Woche habe ich gleich am Dienstag wieder einen Lauf. Auf den bin ich gespannt.