Wenn der Wetterbericht bei Regen Recht hat, ist das oft höchst unerfreulich. Meistens jedenfalls. Heute auch. Heute ist kein Ruhetag und wir wollen Fahrrad fahren, aber, wie es der Tonangeber bereits gestern weise wie er nunmal ist, voraus gesehen hat, fällt Fahrrad fahren heute flach weil es regnet. Es landregnet kontinuierlich und damit fängt es bereits an, ehe ich überhaupt aus dem Bett krabbel. Und auch während des Frühstücks geht es mit dem Regen munter weiter. Wahrscheinlich braucht das die Natur? Meiner Meinung nach ist hier aber alles so grün, dass es mit dem Regen auch bis nach unserer Abreise Zeit gehabt hätte. Wirklich.
Aber hat es offenbar nicht. Ich bin ja auch nur ein Urlauber und kein Gärtner, was weiß ich also? Die hochmotivierten Trainingslagerteilnehmer wollen heute aber sportlich sein, da beißt die Maus keinen Faden ab. Im Finca Wohnzimmer kann man die Lust am Sport förmlich riechen und das Verlangen sich zu bewegen ist bei den Teilnehmer so extrem stark, dass der Physio sich ein Herz greift und die Meute tatsächlich anweist. Es gibt ein flottes, aber durchaus forderndes, 20 Minuten Programm. Erfreulicherweise zeigt der Physio erst mal, wie das Programm eigentlich geht.
Klimmzüge, Kniebeugen und Liegestütz, immer im Wechsel mit 20 Wiederholungen und das ganze 20 Minuten lang. Er sieht allerdings schnell ein, dass die hier anwesenden Hochleistungstriathleten mit großer Wahrscheinlichkeit weder zu 20 Klimmzügen, noch zu 20 Liegestütz fähig sind und kürzt die Wiederholungen. Außerdem paßt er die Übungen an. Die fünf Liegestütz, die er jetzt aufruft, sind für mich trotzdem undenkbar. Und die 15 Kniebeugen ebenfalls. Ich bleibe auf der Treppe sitzen. So bin ich wenigstens dabei. Meine Physiotherapie Übungen mache ich ja sowieso immer separat.
Nachdem die Hochleistungstriathleten ihre 20 Minuten absolviert haben, dampft die Luft. Wir sind hier wirklich mit den absoluten Motivationscracks zusammen. Respekt. Und jetzt, wollen alle auch noch laufen gehen. Unnötig zu erwähnen, dass es immer noch wie aus Eimern schüttet, weil die Natur ihren riesigen Durst offenbar noch nicht stillen konnte. Aber egal. Wir sind ja alle nicht aus Zucker. Also umziehen und raus in die Natur. Wir laufen eine bekannte Runde. Zumindest ist sie vielen von uns bereits bekannt. Ich ordne mich beim Gesetzeshüter ein und wir laufen gemeinsam.
Mit meinem Beckengurt bin ich ganz gut ausgestattet und schmerzfrei unterwegs, das ist ziemlich cool. Wir walken eine für mich sehr angenehme Geschwindigkeit und genießen den Rückenwind. Und wir erzählen jede Menge. Beim walken kann man das ziemlich gut. Und auf dem Rückweg legen wir einige Laufetappen in für mich absolut passablem Tempo mit ein. Vollkommen aufgelöst und ebenfalls klatschnass holt uns dann allerdings die Hübsche ein, die uns nach dem Verbleib von Sarabi fragt. Die haben wir allerdings nicht gesehen. Sie muß falsch abgebogen sein. Bei Nebel und diesem Regen ist das allerdings wirklich mehr als blöd. Wir vereinbaren, dass wir in Kontakt bleiben, jeder zurück zur Finca läuft und wir dann ausschwärmen um sie zu suchen.
Der Gesetzeshüter und ich können beim besten Willen nicht noch schneller, als wir sowieso schon unterwegs sind. Trotzdem sitzt mir der eventuelle rudelverlust im Nacken. Ich bin heilfroh, als mitten drin mein Handy piepst und die Hübsche mitteilt, dass Sarabi zwar nicht weiß, wo sie ist, aber alles ok ist. Na, die hat Nerven, aber was soll einer Löwin auch passieren?
Als wir klatschnass wieder in der Finca ankommen, springe ich praktisch sofort unter die Dusche. Leider ist das warme Wasser just in diesem Augenblick aus und ich dusche kalt. Aber das passt ja zu meiner Erfahrung von gerade. Und was mich nicht umbringt, wird schon irgendwie passen. Morgen soll das Wetter auf jeden Fall wieder regenfrei werden, sagt der Tonangeber. Das ist ja schon mal eine angenehme Aussicht. Ich falle heute erneut ziemlich müde ins Bett, 10km laufen war ich schon wirklich lange nicht mehr. Aber es geht. Auch bei strömenden Regen auf Mallorca.