Wir haben heute Nachmittag etwas durchgeschnauft und uns von den Anstiegen erholt. Die Radklamotten haben wir aber nicht zu weit weggelegt, denn heute dürfen wir noch etwas ganz besonderes machen. Ich liebe ja Erlebnisse, die man sich nicht kaufen kann, die man gewinnt oder die eben so speziell sind, dass sie nicht zum Alltag gehören. Heute um 18h dürfen wir mit unseren Fahrrädern auf dem Salzburgring fahren. Alleine. Nur für uns. Das klingt fantastisch und ich bin mir bis zuletzt auch nicht sicher, ob das wirklich etwas wird, oder ob ich die Sache nur falsch verstanden habe.

Habe ich aber nicht. Wir treffen uns vor der Radgarage, holen unsere Räder und fahren dann zu viert zum Salzburgring, inklusive unserer Fahrräder. Ich kann die Aufregung meines kleinen Minirädchens förmlich spüren, wie es da hinten, zwischen den Großen steht und sich fragt, was wir wohl heute auf der Rennstrecke wollen. Das ist auch eine legitime Frage. Der Zeitfahrer, der ebenfalls mit am Start ist, fährt heute eine Stunde seine Runden, im GA1 Bereich sagt er. Weil am Samstag ein Rennen statt findet, bei dem er mitmachen möchte. Race the Lake. Aha. Gut, da bin ich raus. Erstens beim Zeitfahren, und zweitens beim eine Stunde im Kreis fahren.

Was für eine tolle Chance

Ich glaube, dass mir schon eine Runde reichen wird. Es ist nicht so, als hätte ich heute noch nichts gemacht und auch nicht so, als hätten wir nicht für morgen schon wieder eine Radausfahrt auf dem Programm, die sich regelrecht gewaschen hat. Nicht für die Einheimischen hier und ich bin mir fast sicher, dass die Mohrenwirt Mitarbeiter die Tour als nicht ganz so spektakulär ansehen, wie sie mir erscheint.

Das Schöne aber ist, dass hier jeder seine Anerkennung findet, jeder seine Erholung bekommt und jeder seinen Traumurlaub machen kann. Ich werde also morgen eine nur etwas längere Tour fahren, dafür aber mit deutlich mehr Höhenmetern, die mich dann mit einem tollen Ausblick belohnen wird.

Deshalb reicht mir heute auf der Rennstrecke ein bisschen Radlerei. Erst mal fahre ich eine Runde.

Vor allem um die Strecke kennen zu lernen. Quasi, wie die Rennfahrprofis in ihren Formel 1 Autos. Erst mal schön langsam, den Fahrbahnbelag checken und die Bodenwellen prüfen. Und natürlich, wo es hoch und runter geht. Ich merke meine Beine deutlich, weil die bergiges Terrain einfach nicht gewöhnt sind, aber die Einführungsrunde ist cool. Die Rennstrecke haben die Gäste des Mohrenwirts tatsächlich ganz für sich alleine in dieser einer Stunde in der Woche. Eine tolle Aktion. Natürlich keine Zauberei, aber trotzdem so besonders, dass ich ganz ehrfürchtig die letzte Schikane fahre.

Ich bin ganz alleine.

Hier finden sonst Fahrten mit schnellen Autos und Motorrädern statt und gerade jetzt habe ich die Rennstrecke praktisch ganz für mich alleine. Die zwei Mitfahrer sind so weit weg, dass ich sie überhaupt nich wahrnehme. Der Zeitfahrer schießt an mir vorbei, ich innen, er außen, so dass und viele Meter trennen und ich dann auch gleich wieder ganz für mich bin. Der Zeugwart schließt auf und ich hänge mich ein bisschen in seinen Windschatten. Über unseren Köpfen kreist ein Habicht, der sich wohl darüber wundert, dass wir so leise unterwegs sind.

Ich fahre auch noch eine zweite Runde, einfach, weil die Erste zum Eindrücke sammeln dient und die zweite zu genießen. Jetzt kenne ich die Kurven, weiß, wo ich den Schwung ausnutzen kann und wo es klug ist zu schalten und kann auch noch einen Blick auf die Gegend werfen. Der Salzburgring liegt eingebettet in einer Senke und ist wirklich nicht groß und mit knappen 5km Länge auch überschaubar von der Strecke. Es ist kein großes Rondell mit viel Platzverschwendung, er passt sich gut in die Landschaft an und bietet anscheinend gerade dem Habicht ein gutes Jagdrevier.

Wie schon gedacht, mache ich weniger Runden, als die beiden Männer. Der Zeitfahrer ist eh ganz im Tunnel und dreht eine Runde nach der Anderen. Er hat außerdem auch eine klare Wattvorgabe und will seinen Trainingsplan bestmöglich abfahren, der Zeugwart nutzt die Situation und die Gunst der Stunde einfach nur ordentlich aus. Er ist sicherlich durch die heutige Tour auch nicht ganz so müde gefahren, wie ich, so dass ich gut verstehe, dass er seine restliche Energie, die für diesen Tag bereit gestellt wurde, auf den Ring brennt.

Ich habe keine restliche Energie übrig. Das ist ok und nicht verwunderlich. Nach der Stunde verladen wir die Räder ins Auto und ich bin froh, dass es eine Heizung gibt. Mittlerweile ist es nämlich auch schon ganz schön kühl geworden. Zwar sind es noch immer 16°C, aber ohne Sonne kommt mir das gleich noch eine Ecke kälter vor. Zurück am Mohrenwirt verstauen wir die Räder in der Garage und begeben uns ohne Umwege ins Zimmer und direkt unter die Dusche. Im Anschluß geht es zum leckeren Abendessen. Zwar gab es heute mittag ja auch etwas, aber die Bergluft und vielleicht auch die vielen Kilo- und Höhenmeter haben mich auch für heute Abend noch hungrig gelassen.

Abendessen

Der Koch hier ist spitze. Er trifft immer meinen Geschmack und wenn er etwas vorschlägt, im Auswahlmenü, was für mich überhaupt nicht geht, dann findet er eine leckere Alternative, die sowas von geht, dass ich überrascht bin. Und das, wo wir uns gar nicht kennen. Ich habe auch vorher nichts ausgefüllt, was ihm dabei helfen würde. Er macht einfach und das total lecker, gut und richtig. Und so essen wir uns auch heute wieder durch das tolle Menü und fallen im Anschluß satt und sehr zufrieden ins Bett. Das war ein wirklich toller Urlaubstag. Und dass wir tatsächlich auf der Rennstrecke fahren durften, das war der Wahnsinn!