Wenn man jung ist, sind kurze Nächte kein Problem.
Offensichtlich sind diese Zeiten bei mir vorbei. Ich fühle mich heute unendlich
alt, als der Wecker klingelt. Dabei gibt er laut zu einer absolut akzeptablen
Triathletenuhrzeit. Manchmal stehen wir sogar für einen Wettkampf noch früher
auf. Aber eben nicht, wenn am Vortag Hochzeit ist. Das dürfte der kleine, aber
eben wichtige, Unterschied sein.
Gestern wurden der Profiathlet und die Teamchefin am
Nachmittag kirchlich getraut. Das war für den Zeugwart und mich irgendwie ein
Mammuteinsatz. Morgens waren wir vor Ort um den Friseurbesuch und das
Brautschminken fotografisch festzuhalten und ich habe mir den Luxus gegönnt,
meine Haare nicht –wie üblich- einfach mit einer Klammer hochzuhalten. Die
Friseurin hat die blonde Haarpracht mit insgesamt 32 Schiebespangen in einer
vollkommen ungewohnten, wuscheligen, Art und Weise hoch am Kopf befestigt. Ich
fand es großartig.
Nachdem wir ab dem Mittag einen Fotografeneinsatz als
Helferlein begleiteten und der Zeugwart als Schirmträger für die Fotografin und
ich als Schirmhalter für das Brautpaar, als Kleidzupplerin und
Brautstraußhalterin vollen Einsatz . Als wir das Brautpaar in die
Hochzeitskutsche verabschiedeten sind der Zeugwart und ich gut durchgefroren und
ziemlich naß. Gut, dass wir, nachdem die Fotografin gut an der Kirche abgesetzt
wurde, noch einen blitzschnellen Klamottenwechsel ins Trockene auf das Parkett
legen und dann gerade noch rechtzeitig an der Kirche eintreffen. Ich habe zu
diesem Zeitpunkt nämlich auch immer noch die Ringe der Beiden. Aber es paßt
alles.
Die kirchliche Trauung gefiel mir. Ich bin nicht oft in der
Kirche, und so habe ich nicht viele Vergleichsmöglichkeiten, außerdem lösche
ich solche Erinnerungen schnell, um Platz für Neues zu machen. Aber egal.
Gestern gefällt es mir gut. Das anschließende Essen schmeckt hervorragend und
die Feier war prima. So ist es kein Wunder, dass wir lange bleiben und diese
extrem kurze Nacht hinter uns liegt.
Der Wecker klingelt heute unerbittlich und weil wir noch ein
paar Vorbereitungen zu treffen haben, verlasse ich mich einfach darauf, dass
ich später sicherlich noch mal etwas Schlaf nachholen kann. Unser Flug geht um
11h. Endlich machen wir unseren Sommerurlaub.
In amerikanischen Flugzeugen hat man, und in unserem Fall
der Zeugwart im Besonderen, auch in der Economy Klasse beachtlich viel Platz.
So läßt sich der Flug über den großen Teich recht gut ertragen. Für Abwechslung
sorgen diverse aktuelle Filme, die meinen Puls teilweise auf Wettkampfniveau
ansteigen lassen. „White House Down“ und „World War Z“ sind derart spannend und
nach meinem Geschmack absolut empfehlenswert, dass ich nur einen kleinen Teil
unserer Flugzeit schlafen kann. Mehr ist einfach nicht drin.
Unser Hotel in Las Vegas, das Stratosphere, ist gigantisch. Ich dachte
ja, man wohnt im Tower, ist aber nicht so… das Hotel hat diverse riesige
Schlafgebäude. Der Zeugwart und ich absolvieren noch einen flotten 10km Lauf,
quer durch das Hotel und das Casino auf dem Weg zum Abendessen, hoch auf den
Tower und zurück ins Zimmer und schlafen dann nach einem sehr langen Wochenende
tief und fest.