Die besten Geschichten zur Tour de France von Karsten Michels und Jürgen Löhle habe ich im Urlaub regelrecht verschlungen. Der ehemalige Radsportler und Eurosport Kommentator Karsten Michels ist mir nur aus den Fernsehübertragungen bekannt und schon da finde ich ihn großartig. Jürgen Löhle ist Journalist und Autor und schreibt unter anderem für das Tour Magazin, das ich auch immer mal gerne lese. In ihrem gemeinsamen Buch „Zum Teufel mit der Flamme Rouge“ berichten sie über das größte Radrennen der Welt und ihren journalistischen Alltag. Wie geht das hinter den Kulissen der Tour so ab? Oder auch die Frage, wie man an ein Interview nach der Zieleinfahrt rankommt. 

Ein Journalist schafft es auf wundersame Art und Weise irgendwie immer überall zu sein. In diesem Buch wird vor allem auch auf die logistischen Herausforderungen eingegangen, die den Zuschauern sonst immer verborgen bleiben. Wo wird übernachtet, wie kommt man von A nach B und wie kommt man an die Fahrer ran? Bei der Tour de France zieht eine riesige Menge an Material und Menschen durch das Land und die Logistik dahinter ist einfach enorm beeindruckend. Und das sind nur die, die bei der Ausrichtung der Tour de France beteiligt sind. Vor Corona standen bis zu 12 Millionen Menschen als Zuschauer an der Strecke und haben sich teilweise Tage vorher einen guten Platz gesichert. Kilometerweit von Städten und damit von guter Infrastruktur entfernt. 

Gerade die Einblicke in diese Tour Realität, die man als Zuschauer vor dem Fernseher ja nie mitbekommt, ist total interessant. Die Journalisten mussten natürlich nicht Tage vorher ihren Platz sichern, aber dann eben vor dem Feld durch die Massen an Fans fahren. Und die stehen ja nicht einfach nur am Straßenrand und harren der Dinge, die da kommen. Die fahren zum Beispiel selbst Rad und nehmen dabei die ganze Straße ein. Da ist Überholen im Auto auf dem Weg zur Arbeit eben auch kein Zuckerschlecken. 

Erlebnisse hautnah

Der Leser erfährt zum Beispiel, dass Jürgen Löhle mal den Siegerpokal von Zabel ins Hotel tragen sollte, und warum. Weil eben auch bei der Tour einiges improvisiert ist und Spontanität dazu gehört, um so eine große Veranstaltung stattfinden zu lassen. Und dann gibt es wieder bis ins kleinste Detail durchgeplante Situationen. Besonders schön finde ich auch, dass „Zum Teufel mit der Flamme Rouge“ die Veränderungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart so toll darstellt. 

Vor über 30 Jahren haben Etappenergebnisse, Gesamtklassement, Platzierungen und Sprinter Wertungen oft zwei Stunden gedauert. Heute fährt der letzte Fahrer ins Ziel und der Journalist greift online auf die Daten zu. Eine wahnsinnige Entwicklung, natürlich nicht nur für die Tour de France relevant. Sicherlich erleichtert diese Technik den Journalistenalltag aber in den drei Tour-Wochen ungemein, davon ist auszugehen. 

Was sich hinter dem Buchtitel „Zum Teufel mit der Flamme Rouge“ verbirgt, klärt das Buch natürlich auch auf. Karsten Michels und Jürgen Löhle haben wirklich tief im Nähkästchen gestöbert und tolle Geschichten niedergeschrieben. Für jeden, der die Wartezeit bis zur nächsten Tour de France als etwas zu lange empfindet, ein tolles Buch. Wer sich mit Tour Geschichten die Zeit vertreiben möchte, kann das für 19,90 EUR tun. Das Buch ist im Delius Klasing Verlag erschienen und online*, aber selbstverständlich auch im stationären Buchhandel erhältlich. Von mir gibt’s eine Leseempfehlung für diesen Blick hinter die Kulissen der Tour de France, der mir als Rezensionsexemplat zur Verfügung gestellt wurde.

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