Manchmal arbeitet man ewig auf etwas hin und es ist trotzdem immer weit weg. Oder die Dinge erscheinen einem so unendlich schwierig, dass man sie immer für unerreichbar und nicht zu schaffen hält. Bei mir ist das bei einer Lang- und bei einer Mitteldistanz der Fall. Beide Belastungen erscheinen mir einfach unerreichbar. Die Großen können das. Die, die viel und ausgiebig trainieren und ihre Trainingspläne immer einhalten. Die, die Zeiten nachjagen, schnell sind und großen Ehrgeiz haben. 
Ich bin froh, dass ich regelmäßig trainieren kann und mittlerweile auch nach der Arbeit gut eine Stunde laufe. Ich finde mich großartig, wenn ich eine Stunde am Stück das Schwimmtraining durchhalte oder zweimal die kleine Runde bei den Swimnights schwimme. Als ich dieses Jahr alleine die Ironmanrunde gefahren bin, dachte ich, ich bin ein großer Abenteurer. Alleine so weit Rad fahren, unglaublich. 
Ich habe immer gesagt, dass ich mich tätowieren lasse, wenn ich jemals schaffen sollte einen halben Ironman oder gar einen ganzen ins Ziel zu bringen. Es erschien so extrem weit weg und einfach unmenschlich, dass ich mir ganz sicher war, ich könnte das niemals. Nie solche Distanzen aneinander reihen, niemals die 113km am Stück unterwegs sein. Von 226 gar nicht zu reden. Es war mir einfach klar, dass das nicht geht. Das das nur andere können, dass andere diesen Willen und diesen immensen Ehrgeiz haben und ich eben nicht. Ich schwimme, radle und laufe einfach gerne. Da ich mich gar nicht für ein Tatoo entscheiden könnte, war ich ja eh auf der sicheren Seite. Weil der Grund ja immer unerreichbar war. Sicher also. 
Als ich mich dann im letzten Jahr für Köln angemeldet habe, erschien mir alles trotzdem weit weg. Bis heute ist mir nicht klar, dass ich tatsächlich am letzten Sonntag eine Mitteldistanz gemacht habe. 113km am Stück. Einfach gemacht. Ohne Angst, ohne das Verlangen aufzugeben und ohne Zweifel. Ich habe es einfach noch nicht verstanden. Ich bin sogar zeitweise unsicher, ob die Distanz tatsächlich so weit war und richtig abgemessen wurde, weil ich es ja geschafft habe… da muß es ja kürzer gewesen sein. Klar, oder? 
Mein Kopf hat noch viel vor sich. 
Oft kann man lesen, dass sich die Atmung und die Muskeln schneller anpassen als die Sehnen und dass  eine Trainingssteigerung deshalb vorsichtig von statten gehen sollte um die sensibleren Sehnen nicht zu sehr zu belasten. Ich glaube meine Sehnen sind noch schneller als mein Kopf. Der ist noch bei „cool, eine Stunde am Stück laufen, is ja ein Ding“ und nicht bei „ja, ich habe eine Mitteldistanz gemacht“. Wie lange dauert so eine Kopfgewöhnung? Wie lange braucht die Welt, bis sie auch in meinem Kopf ankommt? Kann man etwas tun um es meinem Kopf einfacher zu machen? 
Mitteldistanz? Die Welt in meinem Kopf kann das wirklich gar nicht glauben.