Ich laufe heute früh durch den Wald. Es ist gerade mal kurz nach 6h morgens, als ich aufbreche. Die Sonne schiebt sich gerade so am Horizont nach oben und beleuchtet den Wald ganz hervorragend. Sieht irgendwie aus, wie gemalt. Ich schließe hier natürlich nicht von meinen Malkünsten, ich könnte den Wald so niemals malen, aber es sieht einfach malerisch aus. Richtig hübsch.
 
Hier bin ich heute die Einzige, die sich das anschaut. Außer einem Fuchs, zwei Hasen am Feldrand und lauter Vögeln vielleicht, die schauen sich das aber täglich an und finden ihre Anwesenheit hier so früh deshalb auch nicht besonders. Die wohnen hier. Ich finde es ja morgens auch ziemlich normal, dass ich in meine Küche gehe. Ist also nachvollziehbar.
 
Das Laufen auf dem Waldboden ist sehr angenehm. Ich kann mit meinem Knie, dass seit gestern farblich einen erneuten Sprung gemacht hat, auch gut die Balance halten, wenn es zu etwas holprigeren Stellen kommt. Noch vor zwei bzw. drei Wochen war mir das unangenehm, weil es meine Nerven gereitzt hat, wenn ich mal schief aufgekommen bin. Heute geht es. Ich merke es, dass das Bein schief auftritt, aber es macht mir keine Schmerzen.
 
Ich laufe heute extra ohne Musik. Eigentlich, weil ich anfangs Bedenken hatte, so früh am Morgen alleine im Wald, aber dann lasse ich die Musik aus, weil der Wald seine eigene Musik hat. Die Blätter die vom Wind leicht rauschen, die Vögel und dazwischen immer mal ein anderes Tiergeräusch, dass dazugehört und sich tonmäßig prima reinfindet. Mit Kopfhörern in den Ohren hätte ich den Wald, der selbst gerade erst wach wird, gar nicht so schön wahrnehmen können.
 
Heute möchte ich auf die Gehpause verzichten und einfach versuchen am Stück zu laufen. Die Gehpause bei den letzten Läufen war gefühlt mehr aus Pflicht es nicht zu übertreiben, denn aus Notwendigkeit, also wage ich heute den nächsten Schritt in Richtung Normalität. Morgen vor 6 Monaten war der Radunfall und heute klappt das Durchlaufen. Nicht, dass ich schnell wäre, davon sind das Knie, die Zähne und ich weit entfernt. Aber wir genießen und sind schmerzfrei. Das ist das Wichtigste. Zumindest für mich und für den Moment.
 
 
Als ich wieder zu Hause ankomme habe ich noch 5Minuten Zeitvorgabe vom Trainer, die ich erlaufen soll. Also biege ich noch mal ab und drehe noch eine Schleife. Aber, weil ich das Zuhause ja schon gesehen habe, fällt mir die Schleife unheimlich schwer. Ich muß für das nächste Mal eine längere Strecke ausbaldovern. Schleifen sind nichts für mich. Ich laufe heute 38Minuten am Stück und komme glücklich daheim an. What a blast! Wie mein Kollege sagen würde…
 
Unter der Dusche gibt es am Knie nervenmäßig wieder ein wahres Feuerwerk. Zähne zusammenbeißen geht ja glücklicherweise wieder, das ist nämlich hier auch bitter nötig.