Unser Tipp: Vor dem Lauf viel trinken. Wenn Sie sich nicht fit fühlen, gehen Sie lieber gleich feiern!

Das ist der Kracherspruch überhaupt, der Beste den ich bisher auf einer Startnummernrückseite gelesen habe.

Gestern hatte ich also endlich diese Premiere, die Startnummernrückseitenpremiere.
Es war JP Morgan Lauf in Frankfurt und das bedeutet nicht nur unsagbar viele Straßensperren, bunte T-Shirts und Partyzonen sondern auch Läufer die unbedingt Bestzeit laufen wollen, Läufer die eigentlich eher Walker sind, Läufer die aprupt stehen bleiben und sich die Schuhe mitten auf der Strecke schnüren und Läufer die sich maßlos überschätzen. Insgesamt 68.454 wollen ins Ziel.

Gerade die letzte Spezies macht mir Angst. Ich kann es einfach nicht verstehen, wie man 5,6km bei drückender Luft (und in Frankfurt’s Innenstadt steht die Luft Abends einfach und ist zusätzlich praktisch sauerstofffrei) im Sprinttempo wetzt ohne überhaupt ansatzweise die Kondition dafür zu haben. Es ist halt doch ein bischen Strecke, für Trainierte sicherlich machbar, aber für manch einen Untrainierten eben auch  nicht. Und obwohl ich regelmäßig sportel komme ich auch nicht auf den Gedanken bei den Luftverhältnissen loszuwetzen wie irre.
Aber da kommt bei einigen Läufern wohl einfach das Ego durch?
Ich war nach dem „Berg“ fix und alle und hatte dann auch schon keine wirkliche Lust mehr… wenn Läufer apprupt stehen bleiben finde ich das total ätzend. Zusätzlich wurde ich bös rumgeschubst, weil die Bestzeitenjäger dringend vorbei mußten und sich natürlich eher die kleineren Läufer schnappen zum wegschubsen, als die Größeren.

Und dann habe ich ja auch noch das „ich sehe schlimme Dinge kommen“ – Syndrom.
Wenn mir so ein Selbstüberschätzer vor der Nase rumläuft und ich eine Laufstilveränderung merke dann paß ich auf. Mädchen für alles halt. Ich sehe quasi das Unglück herbei, so kommt es mir zumindest manchmal vor. Gestern ist dann einer umgekippt. Vor meinen Augen. Das hat mich geschockt. Viel schlimmer, als das er sich offensichtlich überschätzt hat, war allerdings, dass keiner anhielt. Ich war dann zwar schnell aus der Helferschuld entlassen und hab dann Seitenstechen gehabt. Aber fassen, dass einfach alle weiterlaufen, kann ich’s trotzdem nicht.
Es war kein guter Lauf… ich mußte mir telefonischen Zuspruch holen und sogar Wasser an der Verpflegungsstelle trinken.
Es ist einfach zuviel los um zu laufen und als ich endlich meinen Tritt gefunden hatte bin ich ins Ziel gelaufen (nach 39Minuten). Na super. Schön war das nicht, schnell war das auch nicht und zufrieden bin ich ebenfalls nicht. Läufe nach  Feierabend sind nicht mein Bereich. *seufz*

Nachdem ich den Ansagen folgend im Grüneburgpark bei unserem Partyzelt angekommen war und ordentlich getrunken hatte, ging’s auch schon wieder mit meiner Stimmung. Ich konnte in die vielen zufriedenen Läufergesichter meiner Kollegen blicken, die stolz waren die Strecke geschafft zu haben. Das ist viel Wert und der eigentliche Sinn dieses Laufes. Schön, also doch wieder alles richtig gemacht.

Nachdem ich dann auf der Suche nach der Teamchefin und ihrer Laufparty im Grüneburgpark rumgeirrt bin und sie auch irgendwann fand, hat sie mich netterweise heim gefahren. Ich hab eine Orientierung wie ein Stuhl und hab mein Zelt nicht wiedergefunden… das die das aber auch so schnell abbauen und neu woanders aufbauen hätte ich nicht erwartet. ;-)
Das Blöde am heimgefahren werden war zwar, dass wir nochmal gefühlte 12km durch den dunklen Park und das nicht ganz so heimelige Frankfurt laufen mußten, aber auslaufen ist ja nicht verkehrt und die Teamchefin ist bestens trainiert. Alleine hätte ich sie niemals guten Gewissens dort lang gehen lassen können… es ist ja stockduster dort. *grusel*
Als ich endlich daheim war, waren die Beine müde und der Kopf hat gedrönt. Den Hinweis von der Startnummernrückseite nehme ich vielleicht nächstes Jahr einfach für bare Münze und spare mir die 5,6km. Mal sehen.