Der Wecker hatte kein Mitleid. Wir wurden tatsächlich um 6h geweckt. Unfassbar. Aber es nützt ja nichts… die Jedermänner hüpfen schließlich in einer Stunde schon ins Wasser, also nichts wie aufstehen und ab zum Frühstück.
Ich bin schwer beeindruckt. Das Frühstücksbuffett im Hotel ist wirklich außerordentlich liebevoll gedeckt und bietet genau meine Frühstückslieblinge. Alle Angestellten sind sehr nett, es wird ausnahmslos gelächelt und es gibt sogar Bagels. Mmhh lecker! Ein schöner Artikel aus dem Hamburger Abendblatt, in dem ein Reporter beschreibt, wie er abseits der Triathlonveranstaltung versucht die Strecke schon mal zu absolvieren macht uns richtig Lust am Aufbruch.

Gut gestärkt geht es also mit den Öffentlichen an den Jungfernstieg. Wow. Da ist ja die Hölle los. Es wird bereits geschwommen als wir ankommen und wir holen uns als erstes mal ein Programm damit wir überhaupt Bescheid wissen was hier wann passiert. Dann bekommen wir noch die lautesten und schwersten Ratschen überhaupt in die Hand gedrückt und beziehen Stellung an den letzten 60m der Schwimmstrecke.
Ich bin total in meinem Element und ratsche was das Zeug hält. Ich kann auch gute Tipps zurufen und sicher sein, dass man mich hört, denn die Jedermänner bieten aus jedem Stall ein Pferd.
Es gibt jede Schwimmvariante zwischen gute schnelle Kraulschwimmer im eigenen Neopren bis hin zum schlechten Brustschwimmer um den ich  mir Sorgen mache in 70er Jahre Badehose. Ich kriege alles geboten, praktisch jedes Outfit wird durch die Alster geschwommen und die Vorführung der verschiedenen Schwimmstile ist beeindruckend. Nicht nur dass ich mittlerweile genau erkenne welcher Kraulstil einen voran bringt und welcher nicht. Es gibt auch Brustschwimmer die sich eher selbst bremsen und Rückenschwimmer die die Wolken als Orientierung nutzen. Alles dabei eben, wie sich das für einen ordentlichen Jedermannwettkampf gehört.
Es gibt sogar Athleten, die winken einem zurück, wenn man sie anfeuert. Sie bedanken sich im schwimmen für die guten Wünsche und als Krönung, weil ich halt so naiv bin und denke, dass es das Höchste ist, sich als schwimmender Athlet beim Zuschauer am Ufer zu bedanken, werde ich noch eines besseren Belehrt.
Ich ratsche und werde fotografiert. Nicht etwa von einem Zuschauer oder offiziellen Fotografen. Nein! Von einem schwimmenden Jedermann, der seine Kamera mit dabei hat. Er schwimmt Brust, hat einen mords Spaß und jetzt auch ein Foto von mir mit dem Hamburger Rathaus im Hintergrund wie ich mir die Arme müde ratsche. Das ist ja noch nie passiert. Schleppt da einer die Kamera mit. Ich muß den ganzen Tag an diesen Athleten denken und immer wieder schmunzeln.
Der beste Anfeuerungsruf des Vormittages ist übrigens „Papi“. Er bewirkt wahre Wunder, wenn er von hellen Kinderstimmen gerufen wird. Die Papis geben alles, der Bauch wird eingezogen und der Turbo noch mal eingeschaltet. Klasse.

Als alle Schwimmer die Treppe zur Wechselzone erklommen haben bekommt mein Arm endlich eine Pause vom Ratschen. Und die Stimme kann geölt werden.

Wir machen uns bei bestem Wetter und herrlichem Sonnenschein auf zur Triathlonmesse. Am Adidasstand kriege ich eine tolle Beratung und beschließe meine EvilEye Radbrille durch eine T-Sight zu entlasten. Die Bestellung klappt ganz hervorragend und ich erwarte meine neue Brille dann in den nächsten zwei Wochen.
Beim Zootstand hab ich bei einem Gewinnspiel mitgemacht, das sofort ausgelost wurde. Und ich hab einen Trinkgürtel gewonnen! Wahnsinn. Das ist super!
Der Zeugwart hat sich eine neue Schwimmbrille gekauft, ich hab ein Badeanzugschnäppchen für 17,50€ gemacht. So gefällt mir eine Messe.

Jetzt ist es Zeit sich um die Nachmittagsgestaltung Gedanken zu machen!

Wir entscheiden uns etwas zu essen zu besorgen und auf der Tribüne Platz zu nehmen. Direkt an der Elite – Herren Wechselzone, direkt in der prallen Sonne. Egal. Wir sind gut vorbereitet und so wird’s dann auch gemacht. Wir besorgen Mexikanisch zum mitnehmen und stürmen die Tribüne. Es ist viel Platz und wir entscheiden uns für die 6Reihe direkt an Jan Frodenos Wechselplatz.
Nach dem Essen bekommen wir Gesellschaft und die Trias Flensburg setzen sich dazu. Wir ergänzen uns herrlich mit unserem Wissen und unserer Sonnencreme und es verspricht ein lustiger Nachmittag zu werden.
Dann betreten die Athleten die Wechselzone. Es wird gejubelt und angefeuert, obwohl ja lediglich alles aufgebaut wird. Ich werde das Team beim nächsten Mal ebenfalls beim Einrichten der Wechselzone anfeuern nehme ich mir vor.
Macca startet ebenfalls. Das ist schön, den kenn ich ja vom letzten Ironman noch ziemlich gut.

Mit den Moderatoren vom NDR und Mike Hahmel üben wir noch das Anfeuern, wenn die Athleten die Poststraße passiert haben. Dann ist es nämlich nicht mehr weit bis zu uns am Rathaus und wir können ordentlich Getöse machen. Das klappt ganz gut.

Nachdem alles aufgebaut ist und die Herren sich teilweise verdammt zügig in ihre Neos geschmissen haben blicken wir gebannt auf die aufgestellten Leinwände. Der Schwimmstart vom Ponton auf der Außenalster wird für uns auf den Tribünen live übertragen. Das ist ein toller Service.
Um 14:06h wird gestartet. Nicht eine Minute zu früh. Es ist genau getimed. Die Athleten sind herrlich anzuschauen und ich fühle mich ein bischen wie in der Kirche mit Blick auf den Rathausturm und seine Uhr. Ständig stehe ich auf und setze mich wieder hin. Es ist ein schier endloses auf und ab.

Jan Frodeno hat im Laufe der letzten Radrunde eine Reifenpanne und wird trotz das er dadurch natürlich weit abgeschlagen ist von uns angefeuert als würde er haushoch gewinnen. Es ist prima. Wir applaudieren jedem und freuen uns über die Sonne.

Nachdem, recht überraschend, nicht Gomez als erster über die Ziellinie gerannt ist, bin ich noch kurz schockiert darüber, dass sich einer der Profis offensichtlich total überschätzt hat und sich direkt nach der Ziellinie erst mal übergibt. Gerade von den Profis hab ich -aus irgendeinem Grund- erwartet, dass sie auf ihr Körpergefühl achten? Weiß auch nicht warum.
Ich bin zu naiv für den Profisport.

Nach dem Zieleinlauf beschließe ich spontan nächstes Jahr auf der Olympischen Distanz zu starten und wir pilgern zum REWE um unsere Getränkereserven aufzufüllen. Spontan pumpe ich einen Liter Apfel-Stachelbeer-Quitte-Mirabelle Schorle ab und stelle erst beim absetzen fest, dass es sich um eine wirre Früchtemischung handelt. Egal. Hauptsache Flüssigkeit. Die Sonne brennt noch immer und wir spazieren noch eine Runde über die Messe und machen uns dann auf zurück ins Hotel.

Abends gibt es noch eine Sightseeingtour durch das schöne Lüneburg und ein Tapasabendessen.

Der Wecker für Sonntag ist auf 6h eingestellt.