Mein Rücken schmerzt noch immer. Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung, wie so oft. Ich kann nicht gut sitzen, habe aber festgestellt, dass leichte Bewegung gut tut. Mein Mittagspausenprogramm heute war sehr angenehm. 
Ich habe also fest vor schwimmen gehen. Der Trainer hat auch leichtes rumschwimmen auf den Plan geschrieben. Es paßt also alles irgendwie. Heute kommt außerdem Svenja mit zum Training. Wir sind Gott sei Dank 5 schwimmwillige, so dass sich ihre Konzentration heute gut verteilen kann und für mich nur ein kleiner Teil übrig bleiben wird. Wenn man zu wenig schwimmwillige am Start hat kann so eine Beobachtungsreihe durch eine Schwimmtrainerin schnell zu einer sehr kräftezehrenden Angelegenheit werden.
Die Ansage lautet, dass sich erst mal einzuschwimmen ist. Dann macht Svenja ein paar Videoaufnahmen von uns. Eine Bestandsaufnahme sozusagen.

Mein Bestand ist sicherlich umfangreich. Ich muß mich ja nur umschauen. Gut, dass man im lauten Becken mein Gesinge nicht hört. Ich bemühe mich zwar nicht zu singen, aber Blurred Lines muß es dann doch irgendwie sein. Svenja sagt, ich lasse meinen Arm weiterhin rumhängen und soll breiter werden. Noch breiter? Sie muß ja keine Klamotten einkaufen gehen für meine Breite. Da macht sie es sich aber auch ganz schön einfach. Blurred Lines klingt gleich, egal ob ich breit mache oder nicht. Und ich könnte mir nun auch einreden, dass der hängende Arm einfach cool rüberkommen will, wenn ich singe. Tut er aber nicht. Also ist das Einreden auch sinnlos.

Die Vereinsmädels bekommen sich ebenfalls zu sehen und auch der Zeugwart kriegt gesagt, dass er ruhig auch breiter sein könnte. Er wird wohl übergriffig mit der einen Hand. Das geht natürlich nicht. Beim schwimmen ist der Tanzbereich der Hände und Arme genau geregelt. Also, außer bei mir natürlich. Mein Arm macht was er will und tanzt heute zu Blurred Lines unter Wasser was das Zeug hält. Warum das so ist, kann ich allerdings nicht sagen. Ich nehme aber an, der Arm ist einfach unheimlich musikalisch, ganz im Gegensatz zum Rest meines Körpers.

Wir machen Übungen, schwimmen einträchtig hintereinander her, kraulen mit Fäusten oder mit gespreizten Fingern. Und das alles nur, damit ich mir später wieder anhören darf, dass es einfach noch breiter geht. Ich soll so breit schwimmen wie möglich und dann so schmal wie es nur eben geht. Angeblich differeriert das bei mir nicht so ungemein voneinander? Ach was sind Gefühle manchmal trügerisch. Ich schwimme breit und habe das Gefühl, ich brauche die ganze Bahn. Und dann schwimmt der Zeugwart an mir vorbei.

Ja, noch auf meiner Bahn und in meiner Höhe. Na da kann ja zumindest einer von uns mal überhaupt gar nicht breit geschwommen sein. Soviel ist sicher.

Wir haben heute wirklich jede Menge Spaß beim Schwimmen. So eine geführte Schwimmstunde ist einfach noch mal ein Unterschied zum ausgedruckten und spritzwassergeschützten Plan. Außerdem denke ich sonst auch immer, dass ich ja eh alles super toll mache und werde dann ja, wie gesehen, im Wettkampf eines besseren belehrt. Und wenn einem dann mal jemand sagt oder im Video zeigt, wo der Arm so rumhängt und warum es sinnvoll sein kann mal eine Technikübung zu machen, sieht die Welt oft auch wieder ganz anders aus.

Ich zum Beispiel weiß nun, dass meine Welt einfach viel viel breiter sein sollte. Und außerdem weiß ich, dass ich Fingerpaddles blöd finde und Svenja ganz offensichtlich wesentlich größere Hände als ich hat. Ihre Fingerpaddles sind nämlich fast so groß wie meine normalen Paddles. Und die sind ja für die ganze Hand.

Als wir mit Schwimmen fertig sind sitzen wir noch ein bischen zusammen. Da merkt man, dass wir in diesem Monat keinen Stammtisch haben. Schon wird das Nachtrainingsgequassel wieder notwendig. Aber der Monat Juni setzt einfach andere Prioritäten. Unsere Ironmananwärter sind nun bald am Ziel und deshalb müssen wir noch 1,5 Wochen Geduld haben. Dann aber wird sicherlich nur noch mit Finishermedaillie rumgelaufen. Das ist wohl klar.