Auf der Core Sportclub Facebook Seite lese ich heute, dass die Mitglieder einen Wettkampf gestartet haben. Irgendwelche hochgradig Kreativen und wahrscheinlich endlos Fitten, wollen doch tatsächlich 10.000 step ups, das sind die „auf die Bank Steiger“, bis Weihnachten absolvieren. Ich habe am Dienstag 3×30 Stück gemacht und war bei Nummer 28 des ersten Sets ja bereits am Zweifeln. Laut Facebookeintrag gibt es eine Bank, die extra dafür abgerichtet ist. Sie steht nach den Workoutkursen bereit und wenn man noch nicht fertig genug ist, was ich persönlich mir überhaupt nicht vorstellen kann, dann darf man dort gerne noch step ups absolvieren. Klar. Das passiert bestimmt. 
Ich kann mir das nicht vorstellen und erzähle es dem Zeugwart und der Teamchefin, als wir zum heutigen Trainingstag fahren. Die sind allerdings schon weniger ungläubig und so beginne ich zu zweifeln. Bin ich zu naiv? 
Nachdem wir angekommen und umgezogen sind, will ich mich auf die Wartebank setzen, weil wir etwas zu früh sind. Aber ehe ich die Wartebank erreiche laufen wir am Tier vorbei. Ich kann es nicht fassen. 
Hinten in der Durchgangshalle steht eine Bank und das Tier macht step ups. Am Stück, immer hoch und runter. Da sehe ich doch einen endlos Fitten in freier Wildbahn. Wir sitzen gute 20Minuten auf der Wartebank, schauen dem Sportkampfkurs vor uns zu, stellen fest, dass wir deren Programm niemals selbst absolvieren könnten und hoffen auf den Schwamm, der dieses Programm für uns vernichten wird.
Währenddessen macht das Tier im Nebenraum kontinuierlich weiter step ups. Wir rätseln, wie viele das Tier absolviert, ich stoppe die Zeit und zähle mal mit. Und irgendwann kommt das Tier stolz um die Ecke und berichtet es hätte 1250 step ups am Stück gemacht. Wir sind tief beeindruckt. Ich kann es wirklich kaum fassen. Wo sind wir da bloß reingeraten? Und warum gibt es hier keinen Staub, in den ich mich sofort erfuhrchtsvoll werfen kann?
Dann beginnt unser Training. Das erhoffte Tafelwischen bleibt aus, was dazu führt, dass wir das schwere Programm abturnen müssen.
Ich mache alle Übungen, darunter auch 3×20 step ups, und fühle mich total super. Alleine, dass ich das schwere Programm überhaupt schaffe, finde ich schon mal toll. Dass ich darunter mal eben 60 step ups einbaue ist zwar mehr als lächerlich, wenn ich an das Tier denke, was 1250Stück gemacht hat, aber egal. Ich bin halt kein Tier. Zum Tier muß man offensichtlich geboren sein?

Nach dem warm machen, das in meiner Welt bereits als voller Workout gilt und eigentlich keine weiteren Übungen nachfolgen lassen muß, geht’s erst richtig los. Hier sind wir halt in Ingo’s Welt. Wir machen Liegestütze auf Hanteln und ziehen eine Hantel nach jedem Stütz bis zur Achsel hoch. Ich mache das mit 4kg. Das ist irre. Ich komme mir unglaublich stark vor und doch irgendwie auch ein bischen Richtung Tier. Allerdings nur ein kleines bischen… zugegeben.

Leider verschwindet dieses Wahnsinnsgefühl sofort, als es um die „Hängeübung mit Bauch“ geht. Hierbei soll ich meine Knie zur Brust ziehen, und zwar während ich an einer Stange hänge. Das „an der Stange“ hängen ist schon unangenehm und als ich feststelle, wie schwer meine Beine eigentlich sind, wird die Übung zur Qual. Als Erholung gibt es im Anschluß eine Kniebeuge an der Kettlebell, die ich vor zwei Wochen als unfassbar anstrengend und heute als Erholung empfinde. Irgendwas stimmt mit mir auch nicht.

Da ist gewaltig was faul.
Das Tier verläßt uns und wünscht beim Gehen noch viel Spaß. Ich sag ja… hier ist gewaltig was faul.

Weiter geht es im Programm.
Wir machen nicht nur Kniebeugen mit Gewichten, wir machen auch kurze Sprints und verkehrt-rum Liegestütz am Dinosaurierband, was hier ja stets von der Decke hängt. Wir stemmen Gewichte, indem wir sie an ausgestreckten Armen über unseren Kopf führen, dahinter kreuzen um sie dann wieder zurück zur Seite und vor unserem Körper zu kreuzen. Was es alles gibt. Auf solche Übungen muß man ja auch erst mal kommen? Wer denkt sich das bloß aus?

Als ich dann auch noch mit einer Gewichtscheibe an ausgestreckten Armen über dem Kopf rumspazieren muß, um im Anschluß meine Waden im Wechsel anzuspannen, fange ich an, wieder zu schmunzeln. Wenn’s zu anstrengend wird, werde ich halt zum Huhn oder zur Taube und die Übersprunghandlungen nehmen Überhand. Ingo, offenbar ein aufmerksamer Blogleser, erkennt die Übersprunghandlung sofort und weiß sie richtig einzuschätzen. Um Himmels Willen, ich bin ein offenes Buch!? Wo soll das bloß hinführen? Werde ich ebenfalls zum Tier?

Ich fühle mich heute unglaublich stark nach dem Training. Gerade die Liegestütz auf den Hanteln in Gedenken an Scotty, nach dem sie benannt sind, sind so eine Übung, die ich wahnsinnig stark finde. Ich hab alle angeschriebenen durchgeführt (obwohl es hier an der Tafel eine Mädchenvariante gab und ich habe mich nach dieser gerichtet… schließlich bin ich ein Mädchen) und bin wahnsinnig stolz.
Ich habe mich die ganze Zeit am Tier orientiert… immerhin hat er 1250 step ups gemacht, ohne rumzupiensen. Wahrscheinlich ist dem Tier gar nicht klar, was er für eine motivierende Wirkung auf uns hatte? Egal. Ich danke Dir auf jeden Fall dafür… Respekt vor so einer Leistung!