Geht Ihr regelmäßig zur Blutspende? Wahrscheinlich schon. Gefühlt bin ich die Einzige in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die daran tatsächlich bisher nie gedacht hat. Nicht böswillig. Ich habe die Blutspende einfach bisher nicht in Erwägung gezogen. Angst vor Nadeln habe ich zwar nicht, trotzdem finde ich die Vorstellung, dass man mir etwas abzapft einfach nicht so attraktiv. Bei Blut und Nadeln schaue ich auch nie hin. Wirklich Angst habe ich aber nicht. 

Das Thema Blut spenden und Blut empfangen wird in meinem Freundeskreis aber gerade sehr akut, weil jemand, der mir wichtig ist, regelmäßig auf Blutspenden angewiesen ist. Das ist beschämend, dass ich nur deshalb daran denke, selbst zum Blut spenden zu gehen. Ich habe den Termin nur aus diesem Grund vereinbart. Wie egoistisch ich all die Jahre unterwegs war. Blut spenden zu gehen ist für viele Leute total selbstverständlich und für mich war es das nicht. Oft ist es ja so, dass man erst mal selbst betroffen sein muss, bis man über etwas nachdenkt. 

Online Anmeldung und Einschreiben

Ich bin erfreulicherweise nicht selbst betroffen. Trotzdem beschäftigt es mich natürlich. Also habe ich mich online zum Blutspenden angemeldet. Per E-Mail wurde ich in den letzten tagen noch mal an den Termin erinnert. Heute ist es dann so weit. Mein Termin ist um 17:45h und ich bin etwas zu früh vor Ort. Die Menschen stehen bis draußen Schlange und halten eine Plastikkarte in der Hand. Hier wissen alle genau, was passiert, nur ich nicht. Na bravo. Der junge Mann, der mit mir den Erstkontakt an diesem Blutspendentag hat, schickt mich wieder raus aus dem Gebäude. Ich bin ein paar Minuten zu früh dran. Die Blutspendetermine sind hier offensichtlich sehr genau getaktet. 

Nach 10 Minuten stelle ich mich erneut an und schon geht’s los mit meiner ersten Blutspende Erfahrung. Ich desinfiziere mir die Hände, werde auf der Liste abgehakt, erhalte eine neue Mund-Nasenschutzmaske und es geht weiter zur richtigen Anmeldung. Hier wartet ein netter Herr an einem Computer und tippt die Daten von meinem Personalausweis ins System ein. Ich bekomme einen umfangreichen Fragebogen, ein Merkblatt für Erstspender, ein Eintragungsdokument im Scheckkartenformat und ein Dokument zum vertraulichen Selbstausschuss inklusive Strichcode Aufkleber. Dann soll ich mich an einen Tisch mit Sichtschutz setzen und alles ausfüllen. 

Formulare ausfüllen und Labor

Normalerweise bin ich bei sowas routiniert. Ich kann lesen, ich kenne meine Krankenvorgeschichte und mit wem ich Sex habe, das ist mir auch geläufig. Hier gibt’s viele Fragen und natürlich verschreibe ich mich erst mal. So aufgeregt bin ich, während alle um mich rum die Ruhe selbst sind. Ich klebe den Strichcode Aufkleber auf, nehme mir eine Flasche Apfelsaftschorle, weil ein Herr mir dazu rät, und werde zur nächsten Station geschickt. Hier sind wirklich unheimlich viele Menschen am Start, nur damit ich mein Blut hier loswerden kann. Per Piecks in den Finger wird mein Eisenwert kontrolliert und die Dame, die feststellt, dass der im grünen Bereich ist, schickt mich noch mal zum Ausfüllen. 

Ich habe vergessen meinen Namen einzutragen. Meine Güte bin ich aufgeregt! 

Arztgespräch

Die nächste Station ist ein Arztgespräch. Der Arzt, mit dem ich spreche, der hat gefühlt schon alles gesehen. Er wirkt total routiniert, ruhig und gelassen. Dabei stellt er mir ein paar Fragen zu dem, was ich ausgefüllt habe und zum Abschluss bekomme ich noch meinen Blutdruck gemessen. Der ist absolut perfekt zum Blut spenden und schon kann es los gehen. Gefühlt wissen hier alles, wie es geht, außer mir. Die Halle konnte ich schon von der Straße einsehen. Sie ist bestückt mit Liegen und anscheinend kümmert sich immer eine Person mit weißem Kittel um zwei Liegen und damit um zwei Spender. 

Meine erste Blutspende

Einmal gibt man am rechten Arm Blut ab, einmal links. Der Arzt hat mir gesagt, ich kann mir den Arm aussuchen. Ich wähle links, weil ich Rechtshänder bin und deshalb denke, dass Links sicherlich besser ist. Die super nette Dame, die meine Liege betreut, sieht mir an, dass ich unerfahren bin. Ich bekomme empfohlen noch einen ordentlichen Schluck Apfelsaftschorle aus meiner mitgebrachten Flasche zu trinken und dann lege ich mich hin. Stephanie, so heißt die Dame, die meine Liege betreut, erklärt mir alles ganz genau und es geht dann auch gleich los. Hier wird nicht lange gefackelt. 

Nadeln mag ich nicht besonders in meiner Haut, also schau ich einfach nicht hin. Das ist für Stephanie auch total in Ordnung. Ganz routiniert legt sie die Nadel in meine linke Armbeuge und zapft 35ml Laborblut ab. Dann schließt sie den Spendebeutel an und dreht die Anzeige der Waage so, dass ich sie sehen kann. Ich schau nicht auf meinen Arm. Stattdessen schau ich an die Decke und atme tief ein und aus. Während neben mir die Menschen auf der Liege wechseln, ist mein Beutel mittlerweile mit 370g gefüllt.

Stephanie sagt mir, dass der Beutel mit 500g gefüllt sein muss, ehe die Blutspende automatisch stoppt. Der Wert ist festgelegt und so lange bleibt einfach jeder Spender liegen. Ich werde regelmäßig gefragt, wie es mir geht. Mir geht’s erfreulicherweise gut und ich atme einfach tief ein und wieder aus. Ich bin allerdings weiterhin aufgeregt. Irgendwie ist das ganze Thema immer noch sehr spannend, obwohl ich mittlerweile mitten drin bin. Dann gibt’s einen Pieps und Stephanie steht bereit. Das System stoppt bei 500g automatisch. Wirklich merken tue ich das aber nicht. 

Nachsorge

Wie schon beim Einstich sagt mir Stephanie jetzt auch wieder genau, was passiert. Dann zieht sie die Nadel raus und ich drücke fest in meine Armbeuge. Blitzschnell bekomme ich einen imposanten Verband drumherum gewickelt. Dann reicht mir Stephanie meine Flasche Apfelsaftschorle und ich soll einfach noch ein bisschen liegen bleiben. Ich bin ziemlich fertig. Nicht, dass das jetzt anstrengend war, immerhin habe ich ja nur herumgelegen. Allerdings scheint es so zu sein, dass ich deutlich blass um die Nase bin. 

Ein toller Helfer holt mir noch eine Apfelsaftschorle und ich darf mich nach guten 10 Minuten aufsetzen. Mir ist jetzt tatsächlich etwas schummrig. Allerdings werde ich weiterhin gut betreut, trinke die Apfelsaftschorle leer und werde dann nach weiteren 10 Minuten in den Warte- Erholungsbereich geleitet. Hier sitze ich noch ein bisschen und fühle mich dann tatsächlich deutlich besser. Ich merke aber, dass mir die Blutspende wohl doch mehr zugesetzt hat, als gedacht. Dabei hatte ich viel getrunken und auch ordentlich gegessen, wie es empfohlen wird. Ich bekomme aber von Stephanie noch ein paar weitere Tipps für das nächste Mal.

Zurück zu Hause

Ich verlasse das Gebäude und bekomme gar nicht mit, dass es hier offensichtlich noch ein Goodie für die Spender zur Mitnahme gibt. Dass ich mit dem Auto heim fahre, ist auch nicht die beste Idee. Zwar fühle ich mich ganz ok. Zu Hause versagt mein Kreislauf dann allerdings so richtig und ich liege mit erhöht gelagerten Beinen mitten im Wohnzimmer. Nach einer Flasche Cola und unserem Abendessen fühle ich mich etwas besser. Bäume ausreißen kann ich allerdings noch nicht.