Die Nacht war windig auf dem Land in Texas. Zumindest hatte ich mehr als einmal das Gefühl, dass unsere kleine Hütte sicherlich morgen ganz dem Schema des „Wizards of Oz“ folgend, in Kansas stehen wird. Als wir aber heute früh wach werden, steht die Cowboy-Cabin nach wie vor auf der Valley View Ranch. Leicht zu erkennen am Haupthaus, dass ich aus unserem einen Fenster sehen kann und natürlich an den Longhorns, die vor der Terrasse grasen.

Cowboys

Gefrühstückt wird heute zeitig, denn gegen Mittag soll es stürmisch werden in der Region und da machen die Cowboy Aktivitäten, die wir heute auf dem Programm stehen haben, natürlich nicht so viel Spaß. Wir ziehen uns also zügig an und marschieren zum Haupthaus. Dort, wo es gestern Abend Essen gab, wird heute das Frühstück serviert. Marmelade, Käse, Wurst und Schinken und ein wunderbar leckerer Apfelpfannkuchenauflauf zusammen mit Joghurt, Kaffe, Tee, Orangensaft und ganz frischem Brot und Hörnchen. Was will man mehr? Wahrscheinlich ist das allerdings nicht exakt das Cowboyfrühstück, was es ursprünglich so gab. Vermute ich zumindest mal. Den Gastgebern ist das aber nicht so wichtig. Entscheidend ist hier, dass die Gäste einen prima Start in den Tag haben. Und so ist es auch. Mein erster Tag als richtiger Cowboy startet super.

Nach dem Frühstück treffen wir uns mit Petra beim Stall und das Pferdelernen beginnt. Wir fangen mit interessant und besonders liebevoll gestalteter Theorie an. Wo kann ein Pferd mich sehen – und wo nicht? Wie gehe ich am Besten um ein Pferd drumrum. In welcher Hierarchie steht das jeweilige Pferd, dass sie uns zugeteilt hat… usw. Es gibt viel zu erfahren und der Zeugwart und ich saugen die neuen Erkenntnisse auf, wie zwei Cowboyschwämme. Bislang haben wir mit Pferden wirklich wenig bis gar nichts zu tun gehabt. Klar, die Teamchefin hat viel Kontakt mit Pferden und ich war auch schon mal mit… aber selbst ein Pferd putzen? Soweit kam es bisher nie. Pferde putzt man vor dem Satteln. Und da die Cowboys das schon früher so gehandhabt haben, machen der Zeugwart und ich das einfach nach.

Pferdeenergie

Bevor es aber tatsächlich an das Eingemachte geht, erhalten wir noch eine Pferdepsychologieeinführung. Petra macht die Lehreinheit im Round-Pen, der auf der Weide abgetrennt steht. Darin kann sie tatsächlich ihr Pferd mit purer Energie antreiben das zu tun, was sie möchte. Ohne es zu berühren. Ich bin schwer beeindruckt! So ein großes Tier, mit soviel Kraft und dann läuft Petra in eine Richtung und das Pferd reagiert und führt genau aus, was es soll. Das ist ja wirklich ein Ding. Der Zeugwart ist genauso baff wie ich und wir sind gespannt, wie das für uns gleich werden wird. Denn jetzt geht’s für uns richtig los.

Die gesattelten Pferde führen wir erst ein bisschen auf der Koppel herum. Dann sind die ersten Hürden genommen und ich beginne mit der Arbeit im Round-Pen. Aufsteigen ist mal das erste Abenteuer, bei dem sich mein Pferd Shawnee heute zum ersten -aber höchstwahrscheinlich nicht zum letzten- Mal denkt, was heute wohl los ist. Anfänger sind für die Pferde hier sicherlich kein Neuland, welche Kategorie Anfänger kann den Unterschied machen. Der Zeugwart hat sein Pferd sofort prima unter Kontrolle und die Zwei bilden flott ein Team. Ich brauche etwas länger, erfahre aber während dem Kampf um das „Sagen“, dass Shawnee in der Hierarchie ganz oben steht und deshalb erst mal testet, ob der Reiter überhaupt was taugt. Dafür hat es dann doch nicht so extrem lange gedauert.

Cowboy

Als alle Pferde mit ihren Reitern zufrieden sind und Petra ebenfalls ein gutes Gefühl hat, reiten wir zusammen aus. Der Zeugwart und ich tatsächlich hoch zu Ross! Wir reiten grob hinter Petra her, reiten aber mal eine Schleife oder nehmen einen etwas anderen Weg. Selbst bestimmen ist der Wahnsinn. Shawnee und ich kommen überraschend gut zurecht. Und mein Respekt vor den Cowboys und allen, die öfter mal querfeldein reiten steigt. Das ist nicht einfach. Bäume und Äste können ganz schön plötzlich kommen. Wir reiten regelrecht über Stock und Stein, vorbei an kleinen Seen und den Longhorns. Es geht rauf und runter und so lernen wir, wie man am Besten im Gelände mit den Pferden umgeht. Denn wie ein nasser Sack kann man nicht gut reiten, mit falschen Bewegungen kann man wirklich viel verkehrt machen und am Ende weiß das arme Pferd gar nicht mehr, was es so machen oder nicht machen soll. Reiten ist ein Sport voller Konzentration.

Als wir zurück am Stall sind bin ich ziemlich fertig. Für den Nachmittag steht glücklicherweise nur lesen, im Whirlpool baden und lesen auf dem Programm. Das werde ich wohl noch schaffen. Morgen steht ein weiterer Cowboytag bevor… da geht’s ans Lasso werfen und Gewehr schießen.

Das war wirklich ein grandioser Vormittag!