Mein Lieblingsradiosender HR3 hat aktuell eine Aktion am Laufen, die sich „Einmal im Leben – Wir machen Eure Träume wahr!“ nennt. Erst wollte ich nicht mitmachen. Mein Traum ist zu groß und zu unwahrscheinlich zu erfüllen. Zumindest habe ich das gedacht. Ich war unsicher. Allerdings hatte ich natürlich auch gar nichts zu verlieren. Denn es ist nun mal ein Traum. Also habe ich es doch probiert und tatsächlich hat das Team von HR3 meinen Traum ausgewählt und ihn mir erfüllt! Was habe ich mir nur gedacht, überhaupt zu zögern? Auf einmal ist alles passiert! Der absolute Wahnsinn. 

Ich würde gerne einen Tag den Alltag eines Hundeführers beim Zoll am Frankfurter Flughafen erleben.

Auf dem Weg in den Beruf, damals bei meiner Ausbildungssuche, habe ich die Arbeit in der Hundestaffel des Zolls oder bei der Polizei im Blick gehabt. Leider wurde mir der Zahn schnell gezogen, denn dank meiner Sehschwäche war ich für den Dienst untauglich und habe mich beruflich anderweitig orientiert. Das bedeutet nicht, dass ich in meinem Job unglücklich bin! Ich habe der Hundestaffel allerdings immer mal wieder nachgetrauert. Vor allem immer dann, wenn ich einen Hund mit seinem Hundeführer beim Aussteigen aus einem Flugzeug gesehen habe. Der Gedanke daran, was wäre dann gewesen? Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich damals eine andere Richtung eingeschlagen hätte? Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die sich diese Frage manchmal stellt. 

Ich bekomme meinen Traum erfüllt

Bei der HR3 Aktion habe ich deshalb den Wunschtraum formuliert, einen Zollbeamten der Hundestaffel mit seinem vierbeinigen Kollegen in deren gemeinsamen Arbeitsalltag zu begleiten. Wer wünscht sich sowas bitte? Den Arbeitsalltag eines Anderen zu erleben? Das ist etwas, was man sich für Geld nicht kaufen kann und genau das macht es für mich so besonders. Ich kann nicht beim Zoll anrufen, meine Geschichte erzählen und dann anreisen, um einfach mal dabei zu sein. Das ist unmöglich. Deshalb ist die Traumerfüllung so extrem besonders für mich! Heute ist es so weit! Ich darf heute früh am Flughafen sein und natürlich bin ich überpünktlich da. 

Wir treffen uns in der Ankunftsebene. Das HR3 Team, Jonas, der Reporter, und Laura, vom Social-Media-Team, vier Mitarbeiter vom Zoll, Robbie, der Hund, der eigentlich aber auch ein Mitarbeiter vom Zoll ist, und ich. Ich glaube, als die in Wahrheit fünf Mitarbeiter vom Zoll in die Ankunftsebene kommen und der Hund neben mir abgelegt wird, strahle ich über das ganze Gesicht. Und damit höre ich auch heute sicherlich nicht mehr auf. Während um mich herum kurz besprochen wird, dass noch Unterschriften erledigt werden müssen und wie der grobe Ablauf erst mal ist, konzentriere ich mich auf den Hundeführer und seinen Teamkameraden auf vier Pfoten. Ich mag beide sofort. Allerdings mag ich auch alle anderen. Wir sind eine gute Truppe. 

Der Zollbeamte hat sich bei der Nachfrage, ob jemand meinen Traum erfüllen würde, gleich dazu bereit erklärt. Sein Engagement ist überwältigend und ich merke sofort, dass es kaum einen besseren Treffer hätte geben können. Diesem Team heute bei ihrem Arbeitsalltag über die Schulter zu schauen, ist ein wahrer Glücksgriff für mich! Nachdem alles so weit besprochen wurde, geht es direkt los. Das sechsbeinige Team hat heute Vormittag eine Trainingseinheit und dort fahren wir jetzt als Erstes hin. Ich bekomme eine Zollweste, die ich fast den ganzen Tag nicht mehr ablegen werde. 

Das Hundetraining

Meine Erwartung ist, dass das Training auf einem Hundeplatz stattfindet. Und ich erwarte das, weil ich einfach keine Ahnung habe. Denn das Training findet am Gate statt. Und zwar an einem Gate, wo lauter Passagiere sitzen. Als wir ankommen, trainiert gerade ein Hund und der erschnüffelt tatsächlich Drogen. Also, das ist doch ein Ding! Was ein Zufall, denke ich mir. Da sitzen hier tatsächlich Leute, die Drogen mit in den Flieger nehmen möchten? Ha ha, weil ich einfach so geblendet bin, dass mir die einfachste Lösung offensichtlich erst nach ein paar Überlegungen kommt. Nun gut. Es ist ja auch alles sehr aufregend, das könnte meine Begriffsstutzigkeit entschuldigen. 

Natürlich sind die Drogenfunde hier am Gate Übungsfunde! Wie die Hunde vorgehen, ist wirklich beeindruckend. Das Zusammenspiel von Hundeführer und Hund ist toll zu beobachten. Der Trainer hat seine Augen überall, gibt konstruktives Feedback und hat in seinem Job auch seine Berufung gefunden. Wie schön, so etwas zu beobachten! In der heutigen Zeit ist die Freude am Beruf auf jeden Fall ein Vorteil. Ich habe den Eindruck, dass die Leidenschaft für die Jobs, die ich hier heute erlebe, allzeit präsent ist. Wenn man mich jetzt heim schicken würde, weil das Erlebnis vorbei wäre, könnte ich von den Erlebnissen trotzdem schon ewig zehren. Und ich bin erst eine Stunde hier.  

Mein Socken spielt kurz die Hauptrolle

Jetzt darf ich hier sogar aktiv mitarbeiten!  Dafür bekomme ich ein Drogenpäckchen, dass ich in meinem Socken verstecken soll. Dann setze ich mich zu den Wartenden ans Gate. Jonas setzt sich neben mich und wir unterhalten uns, während Robbie aktiv wird und beginnt ein paar Reihen von uns entfernt nach Rauschgift zu schnüffeln. Immerhin habe ich die Traumerfüllung ja von einem Radiosender ermöglicht bekommen, da muss natürlich auch ein Beitrag produziert werden. Während Jonas also aufnimmt und beschreibt, was gerade passiert, bin ich sehr erstaunt. Robbie arbeitet sich kontinuierlich durch die Reihen und zeigt dann tatsächlich zielsicher an, dass in meinem Socken etwas versteckt ist, was da nicht hingehört.

Während Robbie gelobt wird, weil er super Arbeit geleistet hat, werde ich vom Zollkollegen „abgeführt“. Einfach der Wahnsinn, was die Hundenase so kann. Nachdem Robbie kräftig bespielt wurde und sich ordentlich ausgeschüttelt hat, wird er abgelegt und es gibt eine kurze Nachbesprechung. Dann verlassen wir zusammen das Gate. Nicht, durch die üblichen Wege, sondern ich folge Robbie und seinem Hundeführer hinter die Flughafen Kulissen. Beide bewegen sich souverän, selbstsicher und ohne zu zögern. Wo ich eher zurückhaltend bin und eher noch mal warte, schreiten Robbie und sein Hundeführer auch durch Menschenmengen zielsicher voran. Diese Selbstsicherheit hätte mir gut gestanden, da bin ich sicher. 

Bewegte Kontrolle

Als Nächstes zeigt Robbie sein Spürnasentalent an Menschen, die sich bewegen. Das ist noch mal deutlich anspruchsvoller, als wenn sich das abzuschnüffelnde Objekt nicht bewegt. Robbie kontrolliert die Passagiere, die gerade angekommen sind. Dafür stellt sich das Team in den Finger, die Gangway, und lässt die Passagiere vorbeiziehen. Es ist sehr beeindruckend, wie beide nicht aus der Ruhe zu bringen sind. Robbie steht in der Mitte und alle Passagiere gehen an ihm vorbei. Er weicht nicht zurück, er hat eine Mission. Die Arbeit ist anstrengend. Aber beide bleiben konzentriert. Der Hundeführer hat wieder für einen Erfolg gesorgt und erst lässt Robbie den Passagier passieren, aber dann schlägt die Hundenase doch zu. Robbie folgt und der Drogenkurier entkommt dem vierbeinigen Zollmitarbeiter nicht. Wow. Einfach so spannend zu sehen! Nachdem Robbie belohnt wurde, geht es durch Türen, die ich bisher nie wahrgenommen habe, die Treppen runter. 

Kofferkontrolle

Wir sind zurück am Boden und laufen so nah an einem Flugzeug vorbei, dass ich ehrfürchtig zu dem Giganten hochschaue. Der Alltag im Zollmitarbeiterleben führt uns zur Kofferkontrolle. Ein Flug ist angekommen und die Koffer werden vom Zoll kontrolliert. Da auch das Bodenpersonal unterbesetzt ist, dauert die Anlieferung der Koffer eine ganze Weile. Eine Kollegin meines Zollbeamten verzaubert allerdings die Uhr und überbrückt die Zeit für mich in brillanter Art und Weise. Ich lerne ihren Hund kennen, der zurzeit noch in der Ausbildung ist. Sie übt mit ihm aktuell den Gehorsam, ehe die spezielle Ausbildung beginnt, die auch sie und ihren Hund zum perfekten Zoll-Hundestaffel-Team machen wird.  

Sie erklärt mir ganz wunderbar ihre Vorgehensweise und auch wie der Hund perfekt auf seine Aufgabe vorbereitet wird. Ich erfahre, warum das regelmäßige Training wichtig ist, dass es auch für den Hund einen Unterschied von Arbeits- und Privatleben gibt und wie ein Hund für diese berufliche Hundekarriere ausgewählt wird. Wie die Zeit zu rasen scheint, wenn man sie genießt. Einfach verrückt. Die Koffer sind mittlerweile in Zweierreihe aufgestellt und ein vierbeiniger Zollkollege und sein Hundeführer beginnen mit der Arbeit, während einige Koffer separat kontrolliert werden. Von zweibeinigen Zollbeamten. 

Pause im Wald

Während ich weder Hunger noch Durst verspüre, weil alles, was ich erlebe, jegliche Aufmerksamkeit von mir fordert, braucht Robbie eine Gassi Pause. Auf der Toilette bin ich auch schon gewesen und deshalb kann ich das gut nachvollziehen, dass auch er mal rausmuss. Da mein Traum der Berufsalltag ist, freue ich mich sehr darüber, dass ich den Hundeführer und Robbie bei ihrer Gassirunde begleiten darf. Wir verlassen das Flughafengelände und fahren in den Wald. Robbie ist hier ein ganz normaler Hund. Er springt aus der Hundebox, schnappt sich einen Stock und schon kann es los gehen. Er ist bereit für die Gerüche des Waldes!

Wir spazieren über den Weg und Robbies Hundeführer ist zwar in unser Gespräch vertieft, hat auf seinen vierbeinigen Teamkollegen aber stets ein wachsames Auge. Der ist nämlich aktuell ganz Hund und wahnsinnig an den verschiedenen Gerüchen des Waldes interessiert. Und wenn es im Wald gut nach Wildschwein riecht, ganz ehrlich, was könnte da denn bitte wichtiger sein? Da könnte Robbie schließlich gut mal hinterher. Sein Hundeführer durchbricht den Jagdwunsch allerdings souverän und so ist Robbie schnell wieder bei unserer kleinen Gruppe. Als wir zurück am Auto sind, bekommt Robbie von mir noch eine Rückenmassage, die ihm ganz gut zu gefallen scheint, während wir über den weiteren Tag und die anstehenden Aufgaben sprechen. Im Anschluss fahren wir zurück zum Flughafen.

Flugzeugkontrolle

Eine Maschine aus der Dominikanischen Republik ist gelandet und hier kontrolliert das sechsbeinige Zollteam, das ich heute begleiten darf, zuerst die Passagiere. Hierbei bin ich von der Standfestigkeit, die der Hund an den Tag legt, erneut beeindruckt. Die Arbeit an den Passagieren, die am Team vorbeigehen, ist wieder anstrengend. Für Mensch und Tier. Ich kenne beide erst seit ein paar Stunden, aber ich merke die Belastung. Es ist kein leichter Alltag, den der Zollbeamte in der Hundestaffel täglich erlebt. Ich glaube, die Nähe zum Tier hilft allerdings über viele Anstrengungen und auch über nervige Situationen hinweg. Als alle Passagiere ausgestiegen sind, besteigen wir das Flugzeug. Die Crew steigt gerade aus. 

Im Flieger sieht es nach dem Langstreckenflug ganz schön unordentlich aus. Während ich das Chaos betrachte, ist Robbie komplett in seinem Suchmodus. Er hat eine Aufgabe und wird nicht aufhören, bis die nicht erfüllt ist. Welcher Arbeitgeber würde sich so einen leidenschaftlichen Mitarbeiter nicht wünschen? Robbie inspiziert nicht jede Reihe, oder jeden Sitzplatz. Er schnüffelt erst grob, dann fein. Er kümmert sich auch um die Flugzeuginnenverkleidung und findet schlussendlich etwas, was er seinem Hundeführer genau anzeigt. Da das getränkte, also vorbereitete, Tuch, von uns platziert wurde, ist klar, dass der Hund gute Arbeit geleistet hat. Dafür wird er wieder entsprechend belohnt.   

Jonas kann hier für den Hessischen Rundfunk wieder einen tollen Beitrag einsprechen und aufnehmen. Er nimmt meine Begeisterung auf und fängt auch die Erklärung vom Hundeführer und sogar das Schnüffeln von Robbie gekonnt ein. Als Reporter muss man für einen guten Beitrag eben an alles denken! Während Laura den Tag mit der Kamera begleitet hat, habe ich einfach nichts gemacht, außer eine gute Zeit zu haben. Einmal im Leben – wir erfüllen Deinen Traum, ist für mich tatsächlich wahr geworden! Was eine absolute Wucht dieser Tag gewesen ist! 

Dankeschön

Ich glaube, der Alltag eines Zollhundeführers hätte mich auch sehr glücklich gemacht. Es war sehr spannend zu sehen, wie es hätte sein können, wenn ich mich damals hätte anders entscheiden können.

Danke an alle, die mir diesen Tag ermöglicht haben! Es war wirklich großartig.