In diesem Jahr haben wir uns für Urlaub in Deutschland entschieden und auf der Suche nach etwas Besonderem, habe ich uns im Hotel Nicolay an der Mosel eingebucht. Ein prämiertes, veganes, Hotel im kleinen Ort Zeltlingen- Rachtig, zwischen den bekannteren Orten Traben- Trabach und Bernkastel-Kues. Von Frankfurt aus ist das vegane Hotel in knapp zwei Stunden zu erreichen. Bei der Buchung vor Monaten habe ich 5 Übernachtungen mit Halbpension zum Preis von 4 gebucht, ein Angebot, was auf der Homepage unter Arrangements zu finden ist. Das Besondere ist selbstverständlich die vegane Küche.
Das vegane Hotel Nicolay ist ein Familienbetrieb. Nachdem Johannes Nicolay das Hotel 2008 von seinen Eltern übernommen hat und es seit dem in der 5. Generation weiterführt, hat er es 2012 langsam aber sicher der veganen Küche entgegengeführt. Natürlich nicht, ohne Steine in den Weg gelegt zu bekommen. Ausbilden darf das Hotel nämlich zum Beispiel nicht mehr, weil bei Restaurantfachleute das Tranchieren von Fleisch am Tisch in einem veganen Betrieb nicht lernen können. Ist das so zeitgemäß? Wer weiß das schon? Und wer weiß auch, ob in anderen Betrieben das Tranchieren von Fleisch am Tisch gezeigt wird?
Familienhotel = Qualität
Die Buchung von einem Familienhotel habe ich deshalb vorgenommen, weil ich mir davon Qualität erhoffte. Ein Haus, was so lange in den Händen einer Familie liegt, die über viele Generationen ihren Lebensunterhalt damit verdienen, das muss ja etwas Gutes haben, sonst würde es sich nicht halten können. Hotels an der Mosel gibt es schließlich viele. Die Bewertungen im Internet sind durchwachsen, vor allem, was die Zimmer und die Freundlichkeit angeht. Als wir ankommen werden wir auch nicht wirklich willkommen geheißen, sondern mit dem Hinweis, dass die Dame aktuell nicht weiß, was mit unserem Zimmer ist, auf die Terrasse verwiesen.
Helfen könnte ihr da nur der der Chef, und wann der kommt, das kann sie nicht sagen. Auf der Terrasse sitzen wir eine gute halbe Stunde, ohne dass sich jemand darum kümmert, ob ich bei rund 30°C etwas trinken möchte. Als ich dann bestelle, wird der Zeugwart einfach übergangen und die Getränke kommen nicht. Nach weiteren 20 Minuten nimmt der Zeugwart die Sache selbst in die Hand. Es gab gerade einen Schichtwechsel, unser Zimmer wird gerade fertig gemacht, weil die vorherigen Urlauber einen Unfall hatten und der Chef stellt sich vor und entschuldigt sich, für den wüsten Start.
Komfortzimmer
Wir beziehen Zimmer 34, ein Komfortzimmer, großzügig geschnitten mit kleinem Bad und großem Balkon. Die Einrichtung ist nicht die Neuste, dafür ist die Tapete hinter dem Bett ziemlich cool und den Blick über die Mosel mag ich. Und dass es ein Fliegengitter an der Balkontür gibt, finde ich großartig! Wir parken hinter dem Haus, wo es schön schattig ist und machen uns dann auf zu einer ersten Erkundungstour den Weinberg hinauf. Zeltlingen – Rachtig, wo das Hotel Nicolay liegt, ist kein großer Ort. Deshalb ist es auch nicht so touristisch, wie die bekannteren Nachbarorte.
Das vegane Abendessen ist in unserem gebuchten Arrangement enthalten und so finden wir uns um 18:30h im Speisesaal ein. Da unser Check-In ja etwas anders abgelaufen ist, als man es für gewöhnlich erwartet, wissen wir auch nicht so genau, wie das Abendessen abläuft. Auf dem Tischplan, der am Eingang des Speisesaals steht, finden wir unsere Zimmernummer zumindest nicht. Die junge Dame aus dem Service, die ich drauf anspreche wirkt hilflos. Und als ich etwas eindringlicher werde und sage, dass ich erwarte, dass sie mir hilft, weil ich hier zum ersten Mal zu Gast bin, sagt sie, dass sie auch neu ist.
Halbpension
Ein erfahrener Kellner kommt auf uns zu und übernimmt. Und so sitzen wir dann doch recht flott an einem Tisch. Es ist eingedeckt und wir haben eine Getränkekarte auf dem Tisch liegen. Die Getränkebestellung wird aufgenommen, aber entgegen meiner Annahme kommt keiner mit einer Menüauswahl auf uns zu. Im Hotel Nicolay ist das Abendmenü fest, es gibt keine Auswahl. Gut, dass ich kurz nach der Buchung schon unsere Allergien und Unverträglichkeiten durchgegeben habe. Da mir das hier aber alles nicht so abgestimmt vorkommt und wir nach 45 Minuten immer noch keine Getränke haben, bespreche ich das sicherheitshalber noch mal mit dem Mann vom Service.
Das Menü schmeckt ok. Es ist nicht super toll, aber auch nicht schlecht. Wir essen heute ein Medaillon als Hauptspeise mit PakChoi Gemüse, als Vorspeise gibt es Salat mit nachgemachter veganer Lachscreme und als Nachspeise gibt es Vanilleeis. Lachs ist ja gar nicht mein Fall. Etwas fischiges mochte ich schon nicht, als ich noch Fleisch gegessen habe. Meine Erwartung war natürlich, dass ich hier veganes Essen bekomme, aber nicht, dass es nachgemachtes Essen ist, was so schmeckt, als würde ich Fisch oder Fleisch essen. Ich habe mich bewusst gegen Fleisch und Fisch entschieden, da brauche ich den Geschmack ebenfalls nicht.
Nachtrag am 16. August
Da wir an den letzten zwei Tagen unsere Halbpension nicht mehr in Anspruch genommen haben und auch ansonsten nicht sehr zufrieden mit unserem Hotelaufenthalt gewesen sind, hat uns Johannes Nicolay beim Auschecken am Freitag die Übernachtung mit Frühstück berechnet. Wir haben also nicht 886, – EUR für den kompletten Aufenthalt inklusive Getränke zum Abendessen gezahlt, sondern 833,- EUR.