Ich bin schneller als früher, und das, obwohl ich nicht wirklich mehr trainiere. Ich bin aber anders. Und das Training auch. Zumindest glaube ich, dass es so ist. Im Oktober letzten Jahres, direkt nach dem Ironman Barcelona, bei dem wir den Flitzer angefeuert haben, musste ich die Reissleine ziehen. Es ging einfach nicht mehr. Ich habe mich mit mir selbst nicht mehr wohl gefühlt. Seit einem High School Aufenthalt in Amerika war ich immer übergewichtig. Je nach Einklassifizierung sogar Adipös. Wohlgenährt bei einer Größe von nur 1,63m kann schnell in dick überschwappen.

Stopp

Trotzdem bin ich gelaufen und habe Triathlon bis zur Mitteldistanz gemacht. Das geht auch mit zu viel Gewicht. Kein Problem. Allerdings habe ich bei dem Training nicht abgenommen. Die Körperform hat sich ein bisschen verändert, das ist wohl richtig, aber am Gewicht hat sich nichts getan… auch bei 13-15 Wochenstunden Training und vermeintlich gesunder Ernährung habe ich nie auch nur ein Gramm abgenommen. Aber auch nicht schnell und stark zu. Was ja schon mal ganz gut ist. Trotzdem widerlege ich mit dieser Geschichte natürlich den Mythos, dass jeder Übergewichtige mit ein bisschen Sport abnehmen kann. Wenn es mit viel Sport nicht klappt, warum dann mit ein bisschen?

Jetzt mit weit über 30 haben der Zeugwart, weil er freundlicherweise zur Unterstützung mitgezogen hat, und ich unsere Ernährung umgestellt. Von einem Tag auf den anderen haben wir letztes Jahr im Oktober Schluß gemacht mit den alten Gewohnheiten und den Kühlschrank und unseren Vorratsbully für Neues,  teilweise ungewohntes, geöffnet.

Was isst man so?

Im Vorhinein haben wir uns schlau gelesen: Was is(s)t gut? Was taugt auch für Sportler? Wo müssen wir uns nicht so dolle verbiegen, dass wir dauerhaft die Lust verlieren? Was sind die Hintergedanken? Warum sagt jemand iss mehr X und weniger Y, und warum wird Z womöglich verboten?

Klar war für mich von Anfang an, dass eine Kalorienzählerei, egal ob nach einem GU Kalorienkompass oder nach Weight Watchers nicht für mich in Frage kommt. Vor Jahren habe ich mal WW gemacht: mit Erfolg, aber mit großen Einschränkungen. Bei WW muß man bekanntlich Punkte zählen und bei meiner Größe waren das zum damaligen Zeitpunkt nicht gerade viele. Ich hatte also stets Hunger. Dämlich. Zählen möchte ich also nicht mehr. Zudem zählen in meinen Augen auch nichts für die Ewigkeit ist. Und dass ich ruhig über dauerhaft nachdenken könnte, das war mir schon zu Beginn klar. Sonst müsste ich ja gar nicht darüber nachdenken.

Der Zeugwart und ich lasen uns also schlau. Im Buchladen ging es über Schlank im Schlaf und zahlreiche weitere Diät- und Kochbücher und im Netz ging es von einem Promi zum nächsten. Gefühlt bietet ja jeder irgendeine Diät an, allen voran D!, der mir mit seiner Werbung am Besten in Erinnerung blieb. Und dessen Abnahme für mich auch extrem beeindruckend ist.

Wie loslegen?

Irgendwie war trotz riesigem Angebot nicht so richtig was passendes dabei. Eine Diät konnte in meinen Augen zwar ein kurzes Ergebnis liefern, aber ob das auf Dauer was nützt? Klar nimmt man bei einem krassen Kaloriendefizit ab. Aber da mit meinen Essgewohnheiten ja offenbar was falsch lief, war vielleicht eine kurzfristige Diät nicht unbedingt die Lösung? Zumindest kam es mir nicht ganz so schlau vor, kurzfristig Gewicht abzuwerfen, nur um dann wieder in alte Muster zurück zu fallen und wieder zuzunehmen. So war es nach meinem Weight Watchers Experiment, als mir die Zählerei lästig wurde. Und langsam aber sicher wog ich dann mehr, als vor der mühsamen Punktezählerei und der Abnahme. Toll ist das nicht.

Auf dem Weg durch’s Netz ist der Zeugwart dann auf vielen Pfaden bei diesem Blog gelandet. Ein persönliches Tagebuch von NicodaVinci, mitreissend geschrieben und zum einlesen als Erfahrungsbericht zu einer der zahlreichen Promidiäten auf jeden Fall lesenswert. Und weil es der Zeugwart empfohlen hat, habe auch ich mich beginnend ganz am Anfang in 2012 ebenfalls durch Nico’s Tagebuch gelesen. Hochinteressant, Erkenntnisse, die ich mir niemals hätte vorstellen können, mit Fakten belegt, die ich nachvollziehen kann und alles so aufbereitet, dass es meinen Geschmack, meinen Lesewillen und mein Verständnis getroffen hat. Und eine Tagebuchstöberei ist natürlich auch immer ganz interessant… ein Grund, warum auch mein Blog ein Sporttagebuch ist. Weil das Leben eben doch die schönsten, lesenswertesten Geschichten schreibt.

Das Ernährungskonzept, was der Zeugwart und ich seit nunmehr einem Jahr umsetzen nennt sich Kilokegeln. Es wurde aus dem oben genannten Blog und den sich daraus ergebenden Erkenntnissen entwickelt und funktioniert für uns beide ganz hervorragend. Ich habe durch die Umstellung unheimlich viel gewonnen und ziemlich viel verloren. Gewonnen habe ich eine geordnete Verdauung ohne Schmerzen, das Gefühl immer zu essen, bis ich satt bin und stets Energie zu haben. Verloren habe ich 20kg Gewicht.

Jetzt bin ich also etwas leichter unterwegs als in meiner kompletten vorangegangenen Sportlerkarriere. Das ist ein ganz neues Gefühl! Und das nicht nur, weil die Ernährung paßt und für meinen Sport genau die Energie liefert, die ich brauche und mich bei der Erholung unterstützt. Leichter läuft sich’s auch ein bisschen leichter. Mal sehen wie weit und lange in Zukunft.

Ach und dass ich Verdauungsproblem oder weniger Energie hatte im Gegensatz zu jetzt, ist mir früher übrigens nie aufgefallen. Wenn ich jetzt zurückblicke, ist der Unterschied allerdings deutlich.